Coaching in Bern / Köniz: „Aktuell“ und „Fachbeiträge“

Aktuell:

Bis auf Weiteres besteht keine Kapazität für Neuanmeldungen. Danke für Ihr Verständnis.

Fachbeiträge / Inspirationen (neuste zuoberst):

Wenn man einfach anknüpfen kann – der Vorteil einer bestehenden Vertrautheit und die innere Offenheit für die zwischenzeitliche Entwicklung des / der „Bekannten“

Ihr kennt das bestimmt: Da trifft man eine alte Bekannte / einen alten Bekannten, den oder die man vielleicht jahre- oder jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, mit dem bzw. der einen aber etwas verbindet, u.a. gemeinsame Erlebnisse. Und dann ist es nach kurzer Anwärmphase so, als ob man sich erst gerade gestern zum letzten Mal gesehen hätte.

So erging es mir und einzelnen ehemaligen Coachees die letzten Monate so. Im Juni informierte ich ehemalige Coachees über ein Spezialangebot für diejenigen, die einen „Refresh“, eine Standortbestimmung wünschen: Ein 2er-Paket zu einem günstigen Preis. Die Rückmeldung war erfreulich, die Aktion endet nun Ende Oktober.

Wenn ich mit jemandem einen Coaching-Prozess abschliesse, dann schliesse ich auch innerlich ab. Das gilt an und für sich auch für jede einzelne Sitzung. Ich kann die Geschichten nicht alle mit nach Hause nehmen. Während der Sitzungen bin ich voll und ganz präsent, denke und fühle mich hinein und setze die passenden Arbeitsinstrumente individuell ein.

Mir erging es vor geraumer Zeit mal so, dass mich an einer Veranstaltung zwei Personen unabhängig voneinander ansprachen und so in etwa meinten: „Hallo Ruth, weisst du noch?“ Ich war perplex, „wusste“ ich gerade nicht, was diese Person meint. Es waren je zwei ehemalige Coachees, Frauen, die in einem Prozess Wunderbares erarbeiten konnten, was aber bei Beiden schon einige Zeit zurück lag. – Ich war selber erstaunt, dass ich sie auf Anhieb nicht wieder erkannte, und es war mir auch ein wenig peinlich. Doch dann kamen wir ins Gespräch – und schwups, war alles wieder da. Auch die Vertrautheit. Enorm, was unser Gedächtnis alles in einen „Ordner“ ablegen kann und bei Bedarf zurückholen!

So ging es auch bei diesen einzelnen ehemaligen Coachees, die dieses Aktionspaket in Anspruch genommen hatten. Ich hatte von allen noch das Dossier, doch ich überflog es nur, da ich offen sein wollte, was der neue „Kurz-Auftrag“ bzw. das Anliegen sei. Nach einer Anwärmphase kam mir nach und nach wieder in den Sinn, was wir erarbeitet hatten und die damalige Vertrautheit bzw. das Vertrauen auch von Seiten der Coachees war spürbar. Wir konnten – wo nötig – an die damalige Arbeit anknüpfen.

Ich erlebe immer wieder – unabhängig von einer solchen Aktion – dass Ehemalige sich wieder melden, nach drei, nach fünf, nach zehn, nach fünfzehn Jahren. Mir ist dabei sehr bewusst, dass sowohl sie bzw. er sich in dieser Zeit verändert hat als natürlich auch ich und zum Teil meine Arbeitsweise. Es ist für mich jedes Mal neu, und dann doch vertraut, und so beschreiben es die Coachees auch. Wichtig ist, dass wir uns nicht gegenseitig auf alte Erfahrungen, die wir gemeinsam gemacht haben, festlegen, sondern offen sind für Neues, gespannt auf den inneren Entwicklungsprozess, den das Gegenüber in der Zwischenzeit geleistet hat.

Dies gilt auch für erwähnte mögliche private Begegnungen mit früheren Freund:innen oder Bekannten. Wir sind alle im Fluss. Trauen wir uns Veränderungen zu, sind wir offen gespannt und neugierig, legen wir niemanden auf alte Erfahrungen fest und geniessen wir gleichzeitig das immer noch Vertraute.

 

Jede/r Coachee eine VIP – und mein persönlicher Herbst-VIP-Happy Day

Jede Person, die mich aufsucht, ob für „nur“ eine Sitzung oder für fünf oder für über zehn – sie soll sich als VIP fühlen. Sie soll spüren, dass meine Aufmerksamkeit während der 60-90 Minuten ganz und gar ihr gilt, dass ich unvoreingenommen zuhöre, mich hinein fühle und mir Gedanken mache und diese auch formuliere, offene, nicht beeinflussende Fragen stelle, die ihr einen inneren Raum schaffen. Mein Praxisraum ist so gestaltet, dass sich die / der Coachee wohl fühlt: hell, ruhig, ästhetisch und warm eingerichtet. Ich bin nie unter Zeitdruck, das heisst, eine nächste Person steht nicht gleich danach vor der Türe.

Wir alle haben in unserem Leben irgendwann einmal die Erfahrung gemacht, dass wir von jemandem oder auch mehreren Personen nicht besonders geschätzt wurden. Je nachdem, wann, wo und wie lange diese Erfahrung stattgefunden hat (Kindheits- und im Speziellen frühkindliche Erfahrungen prägen besonders), kann dies, wenn wir nicht tief verwurzelt sind, Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl haben. Dies kann auch im Coaching Thema sein. Wie oft durfte ich in über tausend Sitzungen bzw. über zweihundert Abschlüssen von Begleitungen erleben, dass eine Person gestärkt in ihrem Selbstwert, in ihrer Selbstannahme und in ihrem Selbstverständnis weite ziehen durfte. Nicht nur, aber sicher auch durch das Erleben, dass sie VIP sein durfte, auch wenn ich sie in der gemeinsamen Arbeit immer wieder herausforderte.

Ich war letzthin wieder einmal am Bodensee. Dort traf ich auf dem Schiff unerwartet einen Schulkollegen aus der Sekundarschule an, der als Kapitän im Dienst war. Wir kamen ins Gespräch, er übergab das Steuer seiner Kollegin, setzte sich zu mir und wir erzählten einander über unsere Leben. Nachdem er dann wieder im Steuerhaus war, kam er kurz vor Ende der Reise zurück mit einem Blatt Papier, auf welchem er die Kurse notiert hatte, die er die nächsten zwei Tagen fahren würde und machte mir ein VIP-Angebot: Ich sei geladener Gast, er stelle einen Liegestuhl oben vor das Steuerhaus und ich dürfe einfach geniessen (Liegestühle hatte es auf diesem Schiff sonst keine).

WOW – ich war sprachlos, wirklich sprachlos. Zwei Tage später fand diese Fahrt dann statt, fast drei Stunden bei schönstem Wetter und bei der Rückfahrt sogar als einziger Gast (Leerfahrt). Ab und zu besuchte ich ihn im Steuerhaus, und ich durfte auf seine Kosten konsumieren, was ich wollte. Dabei war er damals „nur“ in meiner Parallelklasse und wir hatten keinen speziellen Kontakt.

Es war einmalig und hat mich tief, tief innen berührt – nachhaltig, und hatte so viel Symbolcharakter für mich.

Ich wünsche uns allen immer wieder solche VIP-Momente. In vierfacher Hinsicht: Dass wir solche Erlebnisse machen dürfen, wo wir uns als VIP fühlen – das muss nicht unbedingt spektakulär sein. Dann auch, dass wir andere so behandeln und wertschätzen, dass sie sich für einen Moment als VIP fühlen. Und: Dass wir mit uns selber als VIP umgehen – denn nur dann können wir diese Wertschätzung auch echt weitergeben. Und last but not least: Dass wir uns unabhängig von Menschen als von „oben“, von Gott, oder wie immer wir das definieren tief innen als VIP geliebt wissen. Dieses Letzte ist das Unerschütterliche und bewahrt uns vor Abhängigkeit von Lob und Anerkennung. Und dann kommt vielleicht wie bei mir ein VIP-Geschenk von völlig unerwarteter Seite.

 

Warum es sich für eine/n Coachee (aber auch für den/die Coach) lohnen kann, ein Coaching- (oder Beratungs-) Setting neu zu überprüfen.

Die durchschnittliche Dauer eines Coachings bewegt sich um die 5-6 Sitzungen. Das kann also sowohl kürzer als auch länger sein. In Ausnahmefällen, in welchen dies gemeinsam so besprochen wird, kann ein anfänglicher Coaching-Prozess auch in eine neue Form, derjenigen der Lebensberatung münden. Bei über 200 Coachees (Klientinnen) war dies bis jetzt bei drei Personen der Fall. Das ist nicht therapeutisches Arbeiten, es geht jedoch um eine längere Begleitung. Durch meine vielfachen auch psychologischen Weiterbildungen und einer Seelsorge-Ausbildung ist mir auch diese Form möglich.

Eine Frau, die seit längerem diese Form in Anspruch nimmt, wollte während meiner 2-monatigen Pause Mai/Juni dieses Jahr, in welcher ich ein neues Projekt lanciert habe, das Setting neu überdenken. Sie kam dann Anfang Juli wieder zu einer Sitzung und sagte, sie wisse nicht sicher, wie weiter. Das sind ganz sensible Momente, und als CoachIn (oder TherapeutIn, BeraterIn) sind wir hier aufgerufen, der Klientin ihren Raum, das Ganze zu überdenken zu lassen und nichts zu beeinflussen. Wir dürfen niemanden an uns binden oder von uns überzeugen. Keine therapeutische oder beratende oder Coaching-ähnliche Zusammenarbeit fruchtet, wenn sie nicht freiwillig oder gerne geschieht. Zudem sind meine Coachees/KlientInnen SelbstzahlerInnen, und da kommt niemand einfach so zum Zeitvertreib.

Ich ermutigte diese Frau, gut in sich hineinzuspüren. Ob sich diese Frage für sie stellt bezüglich meiner Person, bezüglich des Stils, bezüglich ihrer Fragen oder auch bezüglich des Tarifs. Und betonte, sie sei ganz frei, neu einzusteigen oder auch abzubrechen. Sie nahm die Fragen mit und kam nach einem Monat wieder und sagte innerlich spürbar aufgeräumt: „Ja, es stimmt für mich! Es liegt zuletzt an dir als Person. Es liegt auch nicht an dem Stil, wie du arbeitest. Es lag mehr daran, dass ich irgendwie Druck hatte bzw. mir selber machte, ich müsse mit ganz konkreten Fragen kommen. Und das kann ich nicht immer.“ Ich zeigte ihr nochmals den Unterschied zwischen Coaching und Lebensberatung auf und entlastete sie, dass sie nicht mit einer Liste von Anliegen kommen müsse (im klassischen Coaching arbeite ich mehr zielorientiert, und das macht doch 90% meiner Arbeit aus), sondern dass es sich innerhalb der jeweiligen Stunde ganz organisch entwickeln darf. Sie war spürbar entlastet, und in dieser Stunde entstand dann Schönes.

Es lohnt sich immer wieder für uns alle zu überprüfen, ob die Zusammenarbeit mit Menschen, die uns beraten, begleiten, auch z.B. Ärzten, so noch stimmt. Und den Mut zu haben, die Fragen auszusprechen. Und dann geklärt entweder Abschied zu nehmen oder neu motiviert weiter zu fahren.

Selbstverständlich gilt das auch für mich als Coachin. Es passierte bisher nur zwei Mal, dass ich spürte, dass ich mit einer Person (so) nicht weiter zusammen arbeiten kann. Und alle anderen Male war es für mich Motivation und Freude pur, wie die jeweilige Zusammenarbeit „fliesst“ und letztlich fruchtet.

 

„Letzte Chance!“ „Letzte Chance?“ – Wie geht es uns damit? Ein paar Gedanken.

„Du hast noch EINE (letzte) Chance.“ Vielleicht hat uns das in unserem Leben schon mal jemand gesagt. Oder aber wir sagen es uns selber. Oder: „Dem/der/dieser Situation gebe ich noch eine Chance.“ Eben die letzte.

Heute habe ich mir in einem Liegestuhl mit diesem Blick in Baumkronen und den blauen Himmel ein paar Gedanken darüber gemacht. Und dies an einem Ort, dem ich eigentlich keine Chance mehr geben wollte, es dann aber doch tat. Ein Ort, den ich vor einem Jahr für eine Kurz-Auszeit gewählt hatte und bezüglich Gastfreundschaft schlechte Erfahrungen machte. Da war ich versucht, diesem Ort keine Chance mehr zu geben, obwohl er so idyllisch liegt und mir die Umgebung so sehr viel bedeutet. – Ich entschied mich vor kurzem anders, also für eine weitere Chance, war zwei Nächte dort für ein kurzes persönliches Retreat. Ich erwähnte bei der Anmeldung schon, dass ich es letztes Jahr nicht gut erlebt hätte (das Zimmer war nicht bereit und Anderes klappte nicht). – Und jetzt war alles so wunderschön. Ich fühlte mich willkommen, die Gastfreundschaft war spürbar. – Heute war ich auf einer Roller-Fahrt an diesem freien Tag dort, trank einen Kaffee, wurde wieder herzlich willkommen geheissen und genoss den Schatten unter diesen Bäumen im Liegestuhl mit der Weitsicht in die Baumkronen und den Himmel. – Ja, der Himmel… Gibt es für „ihn“ (wie immer wir ihn definieren, wo immer wir spirituell bzw. geistlich „verortet“ sind) eine letzte Chance? – In meinen Augen nicht, definitiv nicht. Wir können täglich neu beginnen. Umso schöner ist es doch auch, wenn wir genau so mit uns selber und dann auch mit Mitmenschen umgehen. Dass wir bereit sind, die sogenannte „zweite (dritte usw.) Meile“ mit jemandem zu gehen, der/die uns verletzt hat (Anmerkung dazu unter P.S. unten). Denn wir selber sind auch auf zweite, dritte und… und… und „Chancen“ angewiesen. So bringen wir Liebe in die Welt, zu den Mitmenschen, zu uns selber.

Im Coaching begegnen mir immer wieder Menschen, die in gewissen Themen fast aufgegeben haben, resigniert, sich selber also wie „keine Chance“ mehr geben, dass  ein Knopf, an welchem sie schon lange leiden, gelöst werden kann. Diese Garantie kann ich dann niemandem geben, dass das Coaching diesen Knopf löst. Aber ich denke – und die Erfahrung zeigt das auch – dass ich mit dieser oben beschriebenen Haltung jedem und jeder vermittle, dass es immer eine Lösung gibt. Dass sie oder er geliebt ist und sich selber lieben darf, sich mit ihren „Knöpfen“ versöhnen darf. Das heisst ganz oft, diese „Knöpfe“ einfach mal zuerst anzunehmen ohne gegen sie zu kämpfen. Denn was wir bekämpfen, kann nicht gelöst oder geheilt werden, bevor wir nicht in die Annahme desselben gefunden haben (NICHT Resignation!). – Und dann erleb(t)e ich sie immer wieder, diese kleinen und grösseren Wunder. Dass Menschen sich selber eine weitere „Chance“ zugestehen, in ihrer Selbstannahme /-liebe wachsen und dadurch automatisch auch in der Annahme Anderer und nicht selten dann auch Beziehungen, die (mit-)gelitten hatten, erneuert werden. Und sich Knöpfe lösen. Ja, das durfte ich in bisher über tausend Coaching-Sitzungen unzählige Male erleben.

Mögen wir immer wieder uns selber weitere Chancen geben, gewiss sein, dass wir „vom Himmel“ immer weitere Chancen erhalten, und mögen wir daraus heraus diese weiteren Chancen – genannt „Gnade und Barmherzigkeit“ – weitervermitteln. – Damit sich der Himmel öffnet, wie auf diesem Bild.

P.S.: Mit „zweite, dritte usw. Meile“ mit jemandem zu gehen – damit meine ich selbstverständlich nicht, dass wir eine toxische Beziehung aufrecht erhalten sollen oder eine, in welcher physische oder emotionale und/oder reglmässige verbale Gewalt stattgefunden hat! Doch oft tendieren wir zu schnell dazu aufzugeben, eine Beziehung ins Korn zu werfen aufgrund von Verletzungen, Kränkungen oder weil’s nicht mehr so „stimmt“ wie früher und verpassen dadurch unter Umständen die Chance der Reifung der Beziehung und von uns selber durchs Dranbleiben „trotzdem“. Unversöhnte Menschen wirken bitter. Versöhnte Menschen wirken anziehend. Beziehungen (ob Partnerschaft, Freundschaft oder in anderen Kontexten), die sich Versöhnungs- und Erneuerungsprozessen gestellt haben, haben eine spezielle, gereifte Leuchtkraft. Dasselbe gilt in erster Linie für die Beziehung zu uns selber 😉

 

„Zetteli wöuä?“ – und die (rückwirkende) Kraft der Ermutigung

Heute besuchte ich einen Quartierladen, der die letzten 30 Jahre, seitdem ich in diesem Umfeld wohne, mehreren Veränderungen unterlag. Seit einiger Zeit ist die Situation stabil, auch die Verkäuferinnen (ja, alles Frauen) sind seit Längerem mehr oder weniger dieselben, was aufgrund des eher persönlicheren Charakters auch ermöglicht, dass man/frau wiedererkannt wird. Ihr kennt sicher die repetitive Frage (von einem ganzen Satz kann man da nicht sprechen): „Zetteli wöuä?“ – Heute sagte ich zu der mir immer wieder positiv freundlich auffallenden Kassierin, sie würde wohl diese Frage täglich zig Mal stellen, und wir philosophierten, wie das wäre, wenn irgendwann ein Roboter übernehmen/fragen würde. Ich sagte spontan, und so meinte ich es auch: „Ihre Freundlichkeit kann niemand ersetzen, mir tut es immer gut, von Ihnen bedient zu werden.“ Ihr Gesicht strahle noch mehr, und als ich bereits halb aus dem Laden draussen war rief sie mir fröhlich: „ä schöne Tag wünsch ig öich!“ nach. – Ja, so tat mein Kompliment ihr gut und ihre Freundlichkeit mir.

So wirken Ermutigungen gegenseitig. Als Schenkende sind wir immer auch Beschenkte. So auch im Coaching. Ermutigungen sind eine der Hauptmotoren / Dünger im Coaching und können Prozesse beschleunigen. – Und wenn mal niemand da ist, der/die uns ermutigt? Dann tun wir das doch einfach uns selber gegenüber, z.B. in Form eines Briefes @me. Schon mal ausprobiert? Wirkt Wunder. Und dann trage ich es wieder nach aussen und der Kreis schliesst sich wieder.

Als ich vor drei Tagen auf meine Sommeraktion für ehemalige Coachees die erste Rückmeldung bzw. Buchung erhielt, schrieb die Frau in der Mail:
„Liebe Ruth, vielen Dank für deine Nachricht, ich habe mich sehr gefreut von dir zu hören! Gerade in letzter Zeit habe ich oft an das Coaching mit dir gedacht und bemerkt, wie gut mir diese Sitzungen immer getan haben. Deshalb würde ich dein Sommerangebot sehr gerne annehmen und zwei Termine vereinbaren. Ich freue mich von dir zu hören und wünsche dir einen guten Sommer!  Liebe Grüsse

Ich erinnerte mich dann an den damaligen Coaching-Prozess mit ihr und an ihr Aufblühen. Vielleicht geschah das u.a. – natürlich nicht nur – aufgrund von Ermutigungen. Jedenfalls war ihre Rückmeldung für mich eine so genannte (rückwirkende) Ermutigung.

P.S.: Hinweis der Packungsbeilage: Ermutigen kann süchtig machen! – Ich lud nach diesem Einkauf  einen Freund in ein mir bekanntes Bistro mit einer Du-Kultur ein, wo man mich unterdessen gut kennt. So in diesem Ermutigungsflow sagte ich zu der heutigen Verantwortlichen, wie wohl und willkommen ich mich hier jedes Mal fühle. Auch sie reagierte mit Strahlen und meinte: „Dann kommst du also gerne?“ „Ja, sehr!“

 

Das Geheimnis eines harmonischen Orchesters – im wahren und im übertragenen Sinn

Ich wurde letzthin (Juni 2024) von einer Nachbarin im Haus, die u.a. Co-Leiterin eines Musikschul-Orchesters ist, zu einem Konzert eingeladen, in welchem ihre beiden Kinder mitgespielt hatten. Ich freue mich – als selber musikbegeistert und Klavier- (bzw. E-Piano-) und Percussions-„Spielerin“ – immer, wenn in ihrer Wohnung musiziert wird.

Zusammen mit einer Kollegin besuchte ich das Konzert und war total fasziniert. Dieses Miteinander, Aufeinander-Hören, Eingespielt-Sein und die Leidenschaft und Liebe des Dirigenten zu jedem einzelnen Kind oder Jugendlichen, welches/welcher sein/ihr Bestes gegeben hatte, berührte mich zutiefst. Mich „lupfte“ es manchmal fast aus der Kirchenbank, am liebsten hätte ich vor Begeisterung über diese ansteckende Lebensfreude getanzt.

Ist nicht unser ganzes Leben immer wieder zu vergleichen mit einem Orchester? Einerseits die Abstimmung unserer verschiedenen Lebensbereiche aufeinander, auch die Abstimmung in uns selber von Leib, Seele und Geist, die Abstimmung und der Ausgleich zwischen Aussen und Innen, Aktivität und Ruhe usw. Auch in einer Gemeinschaft, egal welcher Art, ist eine Abstimmung aufeinander unentbehrlich. Wenn da jemand dominiert oder zu „laut“ ist oder aus der Reihe tanzt, ein „Instrument“ (Rolle) spielt, das nicht für ihn/sie bestimmt ist, andere für seine / ihre Zwecke und Interessen instrumentalisiert oder manipuliert, wird es schwierig und gibt es Misstöne.

Während des Konzerts mussten in Pausen einzelne Instrumente nachgestimmt werden, damit eben keine Misstöne entstehen. So sind wir selber auch im Leben bzw. im „Orchester“, in welches wir gestellt sind, dafür verantwortlich, uns selber immer wieder zu „stimmen“, damit die Harmonie im Gesamtkontext gegeben ist. Dafür ist Selbstreflektion unumgänglich. Besser jedoch ist die Bereitschaft, sich (wo nötig professionell) von aussen reflektieren zu lassen – wir haben alle unsere blinden Flecken. Für uns als Coachs/Beratende/TherapeutInnen sind Supervision / begleitete innere Entwicklungsprozesse ein Muss, um in der Arbeit ein glaubwürdiges Gegenüber zu sein. Feinfühlige KlientInnen spüren den Unterschied sofort. Sich also immer wieder neu „stimmen“, um im Bild des Orchesters zu bleiben.

Ich bin von Natur aus vielseitig unterwegs. In meinem „Orchester“ bzw. Leben gibt es immer verschiedene „Instrumente“, auf welchen ich spiele. Verschiedenste Interessen, Engagements, Hobbys, Begabungen, Leidenschaften usw.

Eine zweimonatige Zeit Mai/Juni 2024, in welcher ich meine Selbstständigkeit zugunsten der Startphase eines neuen Projektes, welches parallel zur Coaching-Tätigkeit laufen wird, reduziert, d.h.  keine Neuanmeldungen entgegen genommen hatte, hat mir geholfen, ab und zu einfach innezuhalten. Mich neu zu fokussieren. Mit ü 60 gilt für mich je länger desto mehr das Motto „weniger ist mehr“ oder „Qualität vor Quantität“. Denn wenn ich auf zu vielen „Instrumenten“ spiele, kann die Qualität der einzelnen leiden. Die mehrheitliche Fokussierung auf mein neues Projekt (man/frau darf mich gerne fragen, um was es geht – es ist die Verwirklichung eines jahrzehntealten Traums) – hat in mir einerseits Ruhe generiert, andererseits wieder neu das Feuer für meine Selbstständigkeit als Coach entfacht.

So geht es (oder ging es die letzten Jahre mit nunmehr rund 200 Coachees/KlientInnen)  in der Auslege-Ordnung anlässlich eines Coaching-Prozesses auch immer mal wieder darum, die verschiedenen Lebensbereiche / Interessen / Beziehungen usw. sorgfältig anzuschauen und mithilfe verschiedener Tools und Techniken gut zu spüren aber auch zu analysieren, wo die Priorität (neu) zu setzen ist und was auch mal pausieren oder gar enden darf. Damit dann das einzelne „Instrument“ im „Orchester“ dieser Person, die mich aufsucht, mehr zum Zuge kommt (oder zuerst neu „gestimmt“ werden muss) und wieder einen wundervollen Klang in die Welt bringt. Oder es wird sogar ein neues „Instrument“ entdeckt, das die/der Coachee „spielen“ bzw. erlernen möchte. Welch wunderbare Visionen sind da schon entstanden und wurden auch verwirklicht. Ja, dafür schlägt mein Herz – dass Menschen (wieder) blühen – oder eben „klingen“ – als Teil des „Orchesters“, in welches sie gestellt sind bzw. das ihr Leben ausmacht.

 

Glücksfaktor –  der Unterschied zwischen intrinsisch und extrinsisch

Anfang 2024 absolvierte ich eine online-Weiterbildung namens „Quellen des Glücks“ vom RPP-Institut in Wien mit namhaften Referenten aus Psychologie, Medizin, Neuropsychoimmunologie, Theologie, Hirnforschung, Philosopie, Psychiatrie usw. Ich konnte aus dem Vollen schöpfen und bin noch daran, den Inhalt weiter zu „verarbeiten“ – für mich selber und fürs Coaching.

Dabei möchte ich nur ein Element herauspicken. „Intrinsisch“ und „extrinsisch“. Intrinsisch meint, dass etwas aus uns heraus entsteht, extrinsisch heisst, dass wir uns von „aussen“ nähren bzw. wir in erster Linie auf äussere Gegebenheiten angewiesen sind für unser Wohlbefinden.

Natürlich schaffen z.B. Gesundheit, eine gute Partnerschaft bzw. gute Beziehungen, Erfolg im Beruf, finanzielle Absicherung eine gute Voraussetzung für Glück. Äussere Faktoren sind allerdings zerbrechlich, vergänglich. Das Interessante ist , und das zeigen auch Forschungen, dass es oft gerade nicht diese von aussen gesehen „erfolgreichen“ Menschen sind, die sich glücklich wähnen im Sinne eines tiefen inneren Friedens. Das äussere, extrinsisch gespiesene sogenannte Glück befriedigt nur oberflächlich und kurzfristig (Schokolade, Suchtmittel jeder Art, auch sportliche Leistungen, Reisen – dies alles ruft ständig nach mehr und Neuem) macht uns abhängig von den Gegebenheiten, lässt uns ganz oft auch innerpsychisch oberflächlich bleiben. Wenn jemand sagt „mir geht es gut, ich bin glücklich, weil ich finanziell unabhängig und gesund bin und tun kann was ich will“ hat das noch nichts mit in Krisen tragendem intrinsischem nachhaltigen Glück zu tun. Was, wenn einer dieser äusseren Faktoren wie Wohlstand, Gesundheit u.A. wegbricht?

Immer wieder zeigt es sich, dass gerade Menschen in eher ärmlichen Verhältnissen oder auch solche mit Behinderung oder Krankheit eine unerklärliche Ausstrahlung haben, innerlich ein Glück erleben, das nicht mit diesem äusserlich gespiesenen zu vergleichen ist. Es ist „intrinsisches“ Glück. Diesen Menschen gelingt es (gezwungenermassen, so sie denn über Resilienz verfügen und nicht verbittern wollen), das Glück in sich selber und/oder in Spiritualität zu finden. Nachhaltig, langfristig. Nicht selten strahlen diese Menschen etwas Faszinierendes aus, das manchmal denen, die äusserlich alles haben, abgeht.

Es geht mir hier jedoch nicht um Schwarz/Weiss bzw. Entweder-Oder. Es gibt selbstverständlich auch Kranke, Menschen mit Beeinträchtigungen oder solche im Existenzminimum, die bitter geworden sind. Doch die, die trotzdem glücklich und nicht einer Kompensationssucht  verfallen sind (wahres Glück und Sucht schliessen sich gegenseitig aus), bauen auf ein Glück, das sie trägt, tiefgründig macht und für Andere anziehend und wertvoll.

Es gibt Menschen, die sind ständig am Nörgeln. Machen das Umfeld verantwortlich für ihr Wohlbefinden. Reklamieren, wo sie können. Haben eine negative Ausstrahlung. Sind unzufrieden. Ihr Fokus ist „ich, ich, und nochmals ich – und ihr habt gefällig dafür zu sorgen, dass es mir gut geht!“ Sie sind gefangen in der narzisstischen Opfer-Rolle. Das Problem ist, dass auch wenn all die Menschen, bei denen sie sich beschweren, sich dieser Person anpassen würden, sie unglücklich bliebe. Ihr Problem ist intrinsisch. Sie ist innerlich tief unzufrieden und verfügt über keine (oder noch keine) intrinsischen Ressourcen.

Extrinsisch gespiesenes „Glück“ braucht immer wieder neue Kicks, Befriedigungen, Forderungen bzw. Erwartungen ans Aussen und ans äussere Erleben bzw. äussere Erlebnisse – weil es kurzfristig ist. Intrinsisches Glück ist wie eine Quelle in uns, die weitgehend unabhängig von den äusseren Bedingungen ist und fliesst.

(Text geht nach diesem Filmli weiter.)

Dieses Kurzfilmli hier – was bedeutet es? Es war für mich so ein Moment, der mir zeigte, was Momente des Glücks im ganz normalen „grauen“ Alltag bedeuten können, wenn ich dafür offen und empfänglich bin. Ich stand an der Bushaltestelle an einem grauen, verregneten Tag. Die wartenden Menschen hatten eher eine – eben Schlechtwetter-Ausstrahlung. Wollte ich mich davon runterziehen lassen? Ich entschied mich, nicht in diese Gesichter zu schauen. Da plötzlich entdeckte ich diese Pfütze. Ich vergass für einen Moment alles um mich rum, schaute dem faszinierenden Spiel der Regentropfen und der sich bildenden Kreise zu, stellte mir vor, es würden dabei Töne entstehen und war fasziniert vom Bild des Kirchturms. – Ich war wie „geflasht“ und meine Laune hellte sich sofort auf, es entstand ein wahres Glücksgefühl. War das jetzt extrinsisch gespiesenes Glück oder intrinsisches? Ja, es war etwas Äusseres, das mich beglückte, aber die Voraussetzung, dies zu sehen und diesen Glücksmoment noch stundenlang in mir zu bewahren, war intrinsisch. Und das Gute: Solche Schönheiten gibt es immer und überall – wenn wir sie sehen.

Beispiele für intrinsisches Glück: Versöhnte, respektvolle, liebevolle, wertschätzende Beziehungen; die Fähigkeit, sich anderen zu verschenken, nicht unbedingt materiell; die Fähigkeit, in jedem noch so gewöhnlichen, v.a. aber auch in schwierigen Momenten das Gute und Schöne zu sehen; Dankbarkeit; eine tragfähige Gottesbeziehung / Spiritualität; ein positives Menschenbild, das sich in wohlwollendem Umgang mit Anderen zeigt; die spürbare, tiefe innere Gewissheit, ein geliebtes Wesen/Geschöpf zu sein, selbst wenn im Aussen Ablehnung erlebt wird; ein Engagement für die Gesellschaft ohne sichtbare Belohnung und vieles Andere mehr.

Auf dass wir nicht die Umwelt für unser (Un-)Glück verantwortlich machen sondern die Verantwortung für unsere Reaktionen auf Geschehnisse voll und ganz übernehmen und in uns den Boden dafür schaffen, intrinsisch glücklich zu werden. Für eine liebevolle, schöne, respektvolle Welt – in uns und um uns herum.

 

Wunder im Coaching – gibt es das?

Ja, die gibt es tatsächlich, und ich bin jedes Mal dankbar dafür, schreibe das Wunder nicht einfach mir und meiner Kompetenz und Erfahrung als Coach zu, sondern weiss sehr wohl, dass da noch andere, „unsichtbare“ Faktoren mitwirken wie die Beziehung Coachee-Coach, das Vertrauen, die Bereitschaft des/der Coachee für Veränderung und nicht zuletzt das Mitwirken einer höheren Dimension.

Letzthin so erlebt – es übertraf alle meine Erwartungen.

Ich anonymisiere das Fallbeispiel so weit wie möglich. Die Coachee, eine 62-jährige Frau, Single, in einer verantwortungsvollen Position, kam zur ersten Sitzung völlig erschöpft von der Arbeit, frustriert von der fehlenden Wertschätzung, verletzt von den Machenschaften der Vorgesetzten, für welche sie mit ihrem Know How offenbar eine Konkurrenz darstellte. – Sie stellte aber sofort klar, dass sie sich nicht leisten könne, diese Job zu kündigen oder sich eine Auszeit zu gönnen. Sie müsse durchhalten bis 65. Dann erzählte sie von mehrfachem Missbrauch, als Kind bereits und dann später als Erwachsene. Sie war (deshalb) nie eine Beziehung eingegangen. – Die Frau ist im christlichen Glauben verankert, hat also Ressourcen. Selbstfürsorge – das war bis zum Beginn des Coachings für sie ein Fremdwort. Sie war fast ausschliesslich für andere da – beruflich und privat und hatte wenig Beziehung zu sich selber.

Dieses „das geht nicht“ triggerte mich. Die Frau kam mit sehr viel Vorschussvertrauen zu mir, da sie auf Empfehlung kam und die Chemie zwischen uns von Anfang an stimmte. So war der Boden auch geebnet, sie liebevoll herausfordern zu können.

Wir arbeiteten 12 Sitzungen lang (und es geht weiter) an blockierenden Glaubenssätzen, an Festlegungen, sie begann, ihre Sichtweise zu verändern. Es würde zu weit führen, hier im Detail auf die einzelnen Schritte einzugehen.

Stand heute – und das ist ein mehrfaches Wunder:

  1. Sie hat innerhalb dieses bisherigen Coaching-Prozesses, der Stand Februar 2024 neun Monate dauerte, die Kraft gehabt, ihre Stelle zu kündigen.
  2. Sie hat sich eine Auszeit von zwei Monaten gegönnt.
  3. Sie hat – obwohl „ins Leere“ gekündigt und ü 60, eine neue Stelle gefunden und wird dort wertgeschätzt in einer Art, die für sie fast nicht fassbar ist.
  4. Sie hat gelernt, dass Selbstfürsorge wichtig ist, um in einer guten Art für andere da zu sein und sich nicht mehr zu verausgaben. Sie spürt sich selber erstmals in einer neuen, nährenden Art.
  5. Last but not least: Ein „alter Bekannter“ ist auf sie zugekommen mit der Frage, ob sie die Möglichkeit einer Beziehung / Partnerschaft mit ihm prüfen möge. Anfangs war sie ablehnend, ängstlich, all die Erfahrungen des Missbrauchs ploppten hoch. Inzwischen konnte sie sich öffnen und sich einlassen – und geniesst es. Niemals hätte sie sich das zu erträumen gewagt.

Sie selber sagte mir, dass sie das Ganze kaum fassen könne. Ich auch nicht. Aber weil ich mitbekommen habe, dass auch ihr Glaube / ihre Spiritualität (intrinsisch – siehe Artikel oben) eine wichtige Ressource ist, die sie trägt, spüre ich, dass das nicht „heisse Luft“ ist. Wichtige Schritte auf diesem Weg waren auch das Verabschieden der Opfer-Rolle und die Vergebung gegenüber „Tätern“ und Vorgesetzten.

Es gibt sie – die Wunder im Coaching. In den letzten bald 16 Jahren habe ich solche, kleinere und grössere regelmässig erlebt. Sie sind ein Geschenk. Ich freue mich auf weitere.

 

Das „Sandwich-Kind“ – Mythos oder hat es (mit der Geschwisterkonstellation) etwas auf sich?

Zur Geschwisterkonstellation bzw. unserer Position unter Geschwistern (oder auch als Einzelkind) gibt es viele psychologische Bücher und Artikel, die u.a. erklären (können – nicht müssen!), weshalb wir uns z.B. in einer Gruppe so fühlen, wie wir uns fühlen. Ich selber möchte nicht gleich, wenn jemand im Coaching sagt, welches Kind in der Reihe der Geschwister sie oder er war, darauf anspringen und mir gleich eine Erklärung zurechtlegen. Jede Situation ist individuell. Und doch gibt es klare Tendenzen. Es passiert aber auch, dass z.B. durch den frühen Tod eines der Kinder ein anderes eine neue Rolle einnimmt.

Heute erlebte ich jedoch eine tatsächlich schulbuchmässige Ausprägung eines „Sandwich-Kindes“. Diese Coachee (Klientin) sagte schon ein paar Sitzungen früher, dass sie das mittlere von fünf Kindern (gewesen) sei. Ich wollte aber bewusst zuerst anhören, was ihre aktuelle „Problematik“ ist. Heute dann schauten wir die Familienkonstellation genauer an (mittels eines speziellen Tools, das mir in den letzten 15 Jahren immer mal wieder eine grosse Hilfe war). Sie, nennen wir sie Sarah (ist nicht ihr richtiger Name) hat zwei ältere Schwestern, die beide ziemlich energiegeladen sind bzw. als Kind waren. Sarah selber ist eher feinfühlig, war als Kind zwar einerseits abenteuerlich, andererseits eher zurückgezogen und angepasst. Nach ihr waren bzw. sind zwei Brüder.

Sarah’s „Symptomatik“ im Heute ist, dass sie in Gruppen (WG, Arbeitsteam) oft ihren Platz nicht findet, sich nicht zugehörig fühlt, die Tendenz hat, sich anzupassen und sich dann nach anfänglicher Initiative oft zurückzieht. Auch merkt sie, dass, wenn energiegeladene TeamkollegInnen dominieren, sie sich ins Abseits gedrängt fühlt und das Gefühl hat, sie sei einfach „anders“ sprich: nicht „richtig“. Generell hat sie Mühe, im Leben ihre „Richtung“, auch beruflich, zu finden. Sie leidet unter einer gewissen Lethargie und Ziel-/Visionslosigkeit.

Die Parallelen waren für mich und dann in der heutigen Arbeit auch für sie offensichtlich. Wir arbeiteten die inneren „Glaubenssätze“ (unbewusste Überzeugungen über sich selber und die Welt) heraus. Der Satz, den sie heute formulierte (und den sie vielleicht in der Arbeit zu Hause noch verändert) war in etwa „Ich weiss nicht, welches mein Platz ist und ob ich hier willkommen bin“. Aus diesem Satz folgt dann das Verhaltensmuster „Rückzug, Vermeidung und Sabotage“. Das Grund(lebens-)gefühl, das daraus folgt, ist Bedrückung, Einsamkeit, Ziellosigkeit.

Es geht nun darum, dass Sarah einen neuen Satz findet, den sie sich dann immer wieder sagen kann und der mit der Zeit dazu führt, dass sie mehr Zugehörigkeit erlebt (innerlich), etwas Anderes ausstrahlt und mehr in die Selbstwirksamkeit kommt. Bis dahin ist noch ein Weg; unser Gehirn kann neue Verknüpfungen nicht von heute auf morgen herstellen.

Nichts aus unserer Vergangenheit / Prägung ist schicksalshaft bzw. ist „halt einfach so“. Ja, zuerst geht es – gerade auch wenn unser Platz in der Geschwisterfolge für uns schwierig war – um Anerkennung, Akzeptanz: „Ja, so ist es, und es war (unter Umständen) schmerzhaft, schwierig“. Dann aber dürfen wir GestalterIn werden und dort, wo wir in Gruppen oder Teams usw. immer wieder in alte Muster verfallen und blockiert sind, Stück für Stück durchs Aufdecken und danach Auflösen alter innerer Glaubenssätze und durchs Formulieren und Einüben neuer eine neue Lebensqualität erleben. Es braucht Zeit, und wie bei jedem Training heisst es auch hier: Dranbleiben lohnt sich!

 

Nicht mehr ganz – und noch nicht. Oder: Zwischen den Welten, auch im Coaching.

Dieses Foto entstand letzte Woche (Mitte Dezember 2023) im Belpmoos. Das Hochwasser war/ist für die Landwirte (und andere Betroffene) bestimmt eine Herausforderung. Dennoch bot es mir für dieses Foto einen wunderschönen Anblick und inspirierte mich zu ein paar Gedanken.

Auf dem Bild sind links der Belpberg, rechts der Längenberg und dazwischen die Stockhornkette zu sehen. Und alles verkehrt herum auch im überfluteten Feld im Belpmoos – ein faszinierender Anblick. Wir stehen vor dem Ende eines Jahres, in welchem wir Vieles erlebt haben, Schönes, Beglückendes, aber u.U. auch Trauriges bzw. Herausforderndes, Schwieriges. Wir sind quasi zwischen den Welten, nicht mehr so ganz verankert im alten Jahr, aber auch noch nicht im neuen. So wie hier im Bild die Stockhornkette – zwischen zwei Hügelzügen eingebettet bzw. verbindet sie diese – zumindest visuell.

Im Coaching stehen Menschen, die mich aufsuchen, auch oft zwischen zwei Welten. Das „Nicht-mehr-ganz“ ist ihr bisheriges bzw. aktuelles berufliches oder/und privates Leben, das sie zu sehr herausfordert bzw. zu wenig beglückt oder zufrieden macht. Oft ist da eine „innere Kündigung“ vorhanden betreffend des Arbeitsplatzes, aber auch innerlich betreffend Überzeugungen („Glaubenssätzen“) über sich selber bzw. ihr Leben, von denen sie spüren, dass sie nicht mehr tragen oder stimmen sondern sie stattdessen blockieren. Und dann ist da das „Noch-nicht“. In dieser unbequemen Lage kommen sie zu mir, und ich darf diese beiden „Hügelzüge“ verbinden, ich darf für eine befristete Zeit eine Person sein, die ihre Verunsicherung aushält, die mit ihnen das gut verabschiedet, was nicht mehr passt (oder aber hilft, einen versöhnten Umgang damit zu finden). Ich bin bzw. die Coaching-Phase ist also quasi – im Bild gesprochen – die Stockhornkette, damit der/die Coachee nicht ins Leere fällt. Und dann bereiten wir zusammen das Neue, das „Noch-nicht“ vor, damit es eines Tages zum „Jetzt – und das ist gut!“ werden darf. Sei es ein neuer Arbeitsplatz, seien es neue innere Überzeugungen, Glaubenssätze, Zugänge zu Menschen, zum Leben usw.

Und die Spiegelung im Bild? Ich denke, gerade der Coaching-Prozess hilft der/dem Coachee durch mich als neutrale, objektive Person, ihr bisheriges Leben, seine/ihre aktuelle Situation mal ganz neu zu betrachten. Nicht umsonst spricht man in der Beratungs-/Therapiesprache vom „Spiegeln“. Und da entsteht oft dieses „Aha – so habe ich das noch gar nie betrachtet “. Und dann klärt sich der (innere – oft jedoch auch der äussere) Blick aufs Ganze.

So gehe ich in den Endspurt mit den letzten Coachings vor der Weihnachtspause und bedanke mich bei all den Frauen und Männern, die sich mir im 2023 anvertraut, ihr Leben und ihre Situation mutig angeschaut und neue Schritte gewagt haben – hin zu „mehr von dem, was zu ihnen passt – innerlich und äusserlich“. Manchmal weit mutigere neue Schritte, als ich als Aussenstehende, ja sogar als Coach, erwartet hätte. WOW! Und freue mich auf die neuen Geschichten und Entwicklungsprozesse im 2024, bei denen ich „Geburtshelferin“ sein darf.

 

„Tubu!“, „Gfotz!“ – und wie wir uns nicht von miesen Launen anderer anstecken lassen

Es ist November. Viele Menschen sind gestresst, gereizt, haben eine dünne Haut. Letzten Samstag machte ich einen Ausflug, zuerst mit dem Bus, dann mit dem Postauto. An beiden Orten sass ich zuvorderst. Die Bus-Chauffeuse war angespannt, kurz vor einer Haltestelle musste sie zwischen zwei Autos (das eine wohl nicht ganz korrekt für einen Auslad parkiert) durchbalancieren, ihr rutschte laut raus „Tubu!“. Hoppla – und ich spürte gerade, dass das etwas mit mir machte in meiner Vorfreude auf den Ausflug. Ich stieg um ins Postauto, setzte mich wieder vorne hin. Der Chauffeur kam rein, grüsste erst, als ich ihn grüsste, öffnete die Fahrkabinen-Türe, die etwas klemmte und fluchte „Gfotz!“. Nochmals: Hoppla!

Ich nehme Stimmungen anderer mit sehr feinen Antennen auf, das hat Vorteile im Sinne auch von Empathie, aber auch Nachteile. Ich war vor die Wahl gestellt, was ich jetzt mit diesen Eindrücken und miesen Launen, die auf mich wirken wollten, mache. Mir war klar, dass ich mir diesen Ausflug nicht vermiesen lassen möchte. So konzentrierte ich mich auf die wunderbare, je höher wir kamen desto verschneitere Natur. Innerlich (nicht hörbar für andere) begann ich, ein Lied zu summen, im Sinne von bewusstem Gegensteuer. Oben angekommen stieg ich mit einem Wunsch an den Fahrer für einen schönen Tag (er war überrascht und erfreut…) aus und genoss die wunderbare Aussicht. Da atmete ich mehrmals laut und tief aus. Das geschah nicht bewusst, war wohl aber ein Zeichen, dass etwas in mir diese Mieslaunen abschütteln wollte.

Ja, wir können das auch physisch tun: Etwas, was an uns kleben will oder auf uns wirkt und uns nicht gut tun, abschütteln. Den ganzen Körper ausschütteln. Oder eben alles ausatmen. Oder – wenn es um etwas Nachhaltigeres in unserem Leben geht, was uns Energie raubt – in einem Ritual dies zu entsorgen, vergeben, loslassen und uns bewusst auf das Kraftspendende zu fokussieren.

Was hat das nun mit Coaching zu tun? Die mich aufsuchenden Personen bringen ja auch immer Herausforderungen mit, mit welchen sie einen besseren Umgang wünschen. Und da geht es immer wieder auch um den Umgang mit der Verhaltensweise Anderer. Aktuell geht es bei einer >60-jährigen Frau darum, dass sie darum ringt, die Launen ihrer Vorgesetzten (mal sehr freundlich und wohlwollend, dann wieder unberechenbar missmutig bis feindselig) nicht zu nahe an sich heran zu lassen. Ich versuchte ihr unter anderem bewusst zu machen, dass diese Launen (zumal sie diese auch an anderen MitarbeiterInnen auslässt) nichts mit ihr zu tun haben. Dass diese Frau wohl einfach eigene persönliche Baustellen hat, die sie auf ungesunde Art so ausagiert. Dieser neue Fokus half ihr schon, das Ganze etwas auf Distanz zu sehen und sogar ein Stück Mitgefühl für ihre Vorgesetzte zu haben. Sie hatte sich – auch diese Idee entstand im Coaching – entschieden, einen Gegenstand, der diese Vorgesetzte bzw. ihre Launen symbolisierte, in den Keller zu legen. Sich in einem Ritual von der negativen Bindung an die Energie der Chefin so zu lösen. Und spürte, dass das etwas mit ihr machte im positiven Sinn.

Es gibt noch unzählige andere Ideen und Wege. Ich wünsche uns, dass wir gut, innerlich (und auch körperlich) gesund mit viel Selbstfürsorge durch diese End-Jahres-Zeit kommen und es uns immer wieder gelingt, den Fokus zu wechseln und – wie in diesem Bild hier – einer missgelaunten Person ob materiell, verbal oder einfach innerlich eine „Banane“ zu schenken. Ein Lächeln, einen Wunsch, einen Gruss. Im Wissen, dass sie innerlich gerade kämpft.

P.S.: Auf dem Rückweg war der (ein anderer) Chauffeur höchst freundlich, grüsste alle Ein- und Aussteigenden, und ich kam mit der Sitznachbarin in eine schönes Gespräch. DAS liess ich gerne wirken!

 

Die Kunst des Aufgebens – erfolgreiche Menschen wissen, wann man dranbleibt, und wann man aufgibt.

 

Ja, du liest richtig: „Die Kunst des Aufgebens“. Nicht „das Versagen des Aufgebens.“ Ich war ehrlich gesagt über den gleichnamigen Titel eines Artikels in „Psychologie heute“ im Jahr 2019 auch irritiert. Doch magisch zog er mich an, da ich gerade selber ein persönliches Projekt hatte, in welchem ich hin und her gerissen war. Ja, Grösse zeigt sich nicht nur im Durchziehen eines Vorhabens bzw. eines Projektes, sondern (umso mehr) auch im Mut, es bei gewissen Anzeichen aufzugeben.

Was können solche Anzeichen sein? Zum Beispiel das Erkennen, dass man über längere Zeit nicht vom Fleck kommt. Dass das Ganze nur mit extrem hohem Aufwand verbunden ist und immer mehr Kraft fordert. Das Erkennen, dass ein Ziel unrealistisch ist. Oder auch das Eingestehen nach längerer Zeit, dass das Projekt, das Ziel aktuell gar nicht mehr den eigenen Bedürfnissen oder Fähigkeiten entspricht. Eine zentrale Frage ist, ob ich Fortschritte erzielt habe oder nicht. Ob es Anzeichen gibt, dass ich mich vorwärtsbewege, zumindest ein wenig. Die Frage, ob ich kritische Meilensteine erreicht und wichtige Hürden genommen habe. Ein Ziel, das nicht mehr realistisch ist, nicht loslassen zu können ist mit hoher emotionaler Belastung, Stressgefühlen und depressiven Symptomen verbunden.

Es braucht Mut. Und es braucht Widerstandskraft mit eventuellen Stimmen aus der Umgebung zurecht zu kommen, die einem vielleicht doch suggerieren wollen, man habe versagt. Denn der allgegenwärtige Slogan heute heisst ja: „Durchhalten, nicht aufgeben!“ Aber: Alles zu seiner Zeit. Denn: Aufgeben zur richtigen Zeit setzt viel Energie frei für ein neues, stimmigeres Projekt oder für eine gewisse Zeit auch gar keines, und es ermöglicht uns, wieder ganz im Hier und Jetzt zu leben und das, was im Moment ist, auch zu schätzen.

Anfang dieses Jahres suchte mich eine Frau fürs Coaching auf mit der Frage, inwiefern der bisher unerfüllte Kinderwunsch und ihre unermüdlichen Bemühungen, dass es doch noch klappen möge (mit viel auch finanziellem Aufwand) noch Sinn mache und was wäre, wenn sie das Vorhaben loslassen würde. In den ersten Sitzungen flossen viel Tränen, vor mir sass eine Frau, die erschöpft und abgekämpft war von all den erfolglosen Bemühungen, aber vorerst noch nicht bereit, vom Ziel abzulassen. Sie wollte auch erarbeiten, was dann der Plan B sein könnte, also ein neues Ziel, ein neuer Inhalt, wenn sie die Versuche aufgeben würde. Und dann gab ich ihr die Aufgabe mit, sich selber in die Situation zu versetzen, wenn es nicht mehr in dem Zeitraum, den sie sich noch gegeben hatte, klappen würde oder sie die Versuche aufgeben würde. Und sich von diesem visionären Standpunkt aus einem Brief an sich selber im heutigen Zustand zu schreiben. – Das schaffte den Durchbruch. Sie kam mit einer ganz anderen Ausstrahlung zur letzten Sitzung und sagte mit klarer Stimme „es ist vorbei“ und las mir den Brief vor. Sie hatte sich entschieden, dass sie die Versuche stoppen und sich der Trauer stellen und die Möglichkeiten, die sich ihr jetzt eröffnen, angehen möchte. Und sagte klar, dass sie eine Erleichterung spürt und schon jetzt neue Kraft. Das war förmlich spürbar.

Wo hängst du noch an einem Ziel oder Vorhaben, das dir mehr Energie raubt als es dir gibt, an welchem du allenfalls verbissen festhältst, auch wenn du nicht mehr vorwärts kommst? Ich wünsche dir, uns, mir, den Mut, bei klaren Anzeichen ein Projekt/Ziel aufzugeben bzw. zu verabschieden mit der Chance auf ein neues (passenderes und realistischeres) Projekt oder die Möglichkeit, einfach mal im Hier und Jetzt zu leben und dieses zu wertzuschätzen. Und die Trauer zuzulassen. Denn erst dann kann etwas Neues entstehen. Wir sind dann nicht Looser sondern Winner, wir sind ein Stück weit gereifter und haben uns selber besser kennen und einschätzen gelernt.

So erging es mir, als mir u.a. der erwähnte Artikel dazu verhalf, mir einzugestehen, dass mein Projekt eine Schuhnummer zu gross war. Ich fasste den Mut, es zu verabschieden. Ohne Gefühl des Versagens, aber ja, vorerst auch mit Trauer und einer gewissen Leere. Jedoch einem neuen Ja zum Jetzt und später einem neuen, stimmigeren Projekt.

 

Kraftvolle Durchbrüche und Zitate von drei Coachees, die in ihre Selbstverantwortung gegangen sind

 

An einem Tag dieser Woche erlebten bzw. erzählten mir gleich drei Coachees (Kundinnen) von ihren Erkenntnissen, Durchbrüchen und Freuden. Das war richtig ansteckend für mich und gab mir Schub in meiner Arbeit als Coach, in welcher ich dafür brenne, dass Menschen Mut fassen, ihr Leben selber zu gestalten gemäss dem, wie es zu ihnen passt und so in ihrer Kraft freigesetzt zu werden. Die drei Beispiele hier:

Die eine Coachee kam bis Frühling etliche Male von Lausanne her ins Coaching, weil sie in absehbarer Zukunft Bern als neuen Lebensmittelpunkt wählen wollte. Bern hat für sie – ihrerseits weder Bernerin noch Lausannerin sondern Appenzellerin – eine besondere Anziehungskraft. Darum suchte sie damals auch nach einer Coach in Bern. Es ging in der ersten Phase um diverse innere Entwicklungsthemen im Bereich Persönlichkeit, parallel dazu unterstützte ich sie jedoch auch beim Bewerbungsprozess. Eine Institution ausserhalb Berns hatte es ihr besonders angetan, rein schon vom Internetauftritt her. Sie bewarb sich, wurde eingeladen, doch dann scheiterte es am Lohn – ihr war der diesbezügliche „Abstieg“ zu gross. Dennoch ging ihr diese Institution mit ihrer familiären Atmosphäre und ihrer Freundlichkeit nicht aus dem Herzen. Nachdem sie erfahren hatte, dass dieser Lohn für die Region Bern normal ist, fasste sie den Mut und deponierte nochmals, dass sie nun doch interessiert wäre. Und siehe da: Es wurde wieder eine Stelle frei. Sie bewarb sich und kriegte sie. Das teilte sie mir vor einem Monat telefonisch mit, voller Freude. Wünschte nun, dass ich sie in einer zweiten Phase im Prozess der Wohnungssuche und dem grossen Wechsel nach Bern und den damit einhergehenden Unsicherheiten und Ängsten unterstütze. Sie kam diese Woche, und da hatte ich das Gefühl, es stünde eine andere Person vor mir. Dass nun etwas in Gang gekommen war, beflügelte sie, auch wenn noch einiges auf sie wartet. Sie sagte: „Jetzt, wo ich konkret vorwärts gehe, ist Energie freigesetzt“. Und nach einer Enttäuschung bezüglich der Wohnungssuche, bei welcher sie vorübergehend die Freude am Projekt Bern verloren hatte, sagte sie: „Ich will mich freuen, nach Bern zu kommen.“ Ich würdigte ihren Mut, ihre Schritte und teilte ihr meinen Eindruck ihrer neuen, lebendigen Ausstrahlung mit. Sie meinte, sie hätte schon länger gewusst: „Es muss wieder mal etwas gehen in meinem Leben. Jetzt kommt Leben und Hoffnung.“ DAS ist Selbststeuerung. DAS ist Eigenverantwortung. Wunderschön! Und wenn wir wissen, in welche Richtung wir gehen möchten, öffnen sich die Türen!

Die zweite Coachee, die seit mehreren Jahren immer mal wieder kommt, kam am Anfang der aktuellen Phase mit der Überzeugung, dass sie die Stelle (ein weiteres Mal – sie hat mehrmals Stellen gewechselt) verlassen müsse und war bereits am Suchen. Ich ahnte, dass es ein Fluchtgedanke war und erarbeitete mit ihr sorgfältig, was es in den Vorfällen an der jetzigen Stelle im Vergleich zu denjenigen an vorherigen Stellen fein zu unterscheiden galt. Und was jetzt auch gut sei. In diesem Prozess nach einigen Sitzungen erstarkte sie, lernte, das Verhalten einer Arbeitskollegin nicht mehr auf sich zu beziehen. Ich staunte diese Woche, als sie mir Beispiele schilderte, wo sie klar entgegnen und sich inzwischen auch ins Team integrieren konnte. Auch da – wenn ich an noch vor ein paar Jahren oder nur schon ein paar Monaten zurück dachte – es war auch wie eine andere Person. Ich würdigte ihr inneres Erstarken, ihre Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und alte Erlebnisse hinter sich zu lassen. Sie meinte: „Ich bin nicht mehr Opfer! Und dieses Verhalten von B. hat definitiv nichts mit mir zu tun. Ich bin wieder in meiner Kraft.“ Und diese Sätze wirkten nicht erlernt, übernommen oder aufgesetzt – ihre Mimik, ihre Körperhaltung und ihre Ausstrahlung bestätigten mir, dass da etwas Grundlegendes an Transformation geschehen war. Dann meinte sie: „Das ist alles nur dank des Coachings!“ Natürlich tut mir das gut. Ich entgegnete dann jedoch – und meinte das auch wirklich so – dass ein Coaching nur dort auf fruchtbaren Boden fallen kann, wo eine Person bereit ist, ihre Verantwortung zu übernehmen. Und das hast sie geschafft. Sie ist nicht mehr Opfer, sie ist Gestalterin ihres Lebens geworden.

Die dritte Coachee rief mich am gleichen Tag an. Wir hätten Ende Woche einen Termin gehabt, um unter anderem das Mitarbeitergespräch vorzubereiten. In den letzten Sitzungen schauten wir diverse Punkte des Arbeitsplatzes, ihres Befindens dort und der Möglichkeiten einer neuen Perspektive an der Stelle selber und eines proaktiveren Verhaltens an. Es ging auch darum, nochmals ganz genau zu schauen, was ihr gefällt an der Tätigkeit und wo sie eine Veränderung innerhalb des Aufgabengebiets im Sinne einer neuen Herausforderung wünscht. Diese Reflektion in unseren Gesprächen scheint dann zu einer Klärung geführt zu haben. Sie rief mich an, meinte, sie bräuchte den Termin vom Freitag nicht mehr und sagte sinngemäss, sie sei jetzt wieder zufrieden an der Stelle, es stimme für sie und sie wolle sich nun an der Arbeit mehr (proaktiv) einbringen. Wunderbar – auch sie hat das „Heft“ selber in die Hand genommen – ich durfte sie dabei begleiten.

Diese Tag hat mir richtig Schub verliehen. Ja, wenn Coaching auf fruchtbaren Boden fällt in dem Sinne, dass eine Person bereit ist, ihre Verantwortung zu übernehmen, Schritte zu tun, die Opferrolle hinter sich zu lassen, Gestalterin ihres Lebens zu werden, dann ist das wunderbar. Die Lösung liegt immer schon in uns angelegt – es geht nur darum, sie (z.B. durch Coaching) freizusetzen. Mit der Delegation unserer Verantwortung an Andere, u.a. auch an TherapeutInnen, Coachs usw. machen wir uns selber klein. Auch noch so viele gute Seminare oder Bücher können bestenfalls Anregungen geben – umsetzen und unsere ureigene, passende Antwort finden können wir nur (in uns) selber.

Lasst uns Schöpfer und Schöpferin unseres Lebens sein. Schöne Entdeckungsreise!

 

Coaching neben, nach oder vor Psychotherapie – der Unterschied

Immer mal wieder kommt es vor, dass Menschen, die mich für einen Coaching-Prozess aufsuchen, berichten, dass sie früher auch schon psychotherapeutisch begleitet wurden. Manchmal stellt sich im Laufe eines Coaching-Prozesses heraus, dass im Anschluss daran oder sogar besser statt des Coachings eine Psychotherapie angezeigter wäre. Dies zu unterscheiden gehört zur Professionalität eines Coachs. Ich gebe mich nicht für jemanden aus, die ich nicht bin, auch wenn ich klar in die Schnittstelle hinein arbeite aufgrund meiner Aus- und Weiterbildungen – also auch psychologisches Coaching anbiete. Aber ich weiss um meine Grenzen und würde jemanden weiter weisen, wenn ich merke, dass hier (vorerst) therapeutischer Bedarf besteht. – Die Mehrheit der mich aufsuchenden Menschen haben jedoch noch nie oder auch aktuell keinen Bedarf an Psychotherapie. Gerade aktuell sind zwei der laufenden Coachings mit Frauen, denen ich von einer Psychologin empfohlen wurde. So gibt es auch eine fruchtbare Zusammenarbeit und Synergien.

Kurz zum Unterschied: Psychotherapie arbeitet tendenziell eher (und ich betone hier: „eher“ und möchte hier keine Verallgemeinerungen aufstellen) rückwärts orientiert, also Aufarbeitung von Verletzungen, Traumatas usw. Psychotherapie dauert oft sehr viel länger als Coaching. Psychotherapeuten können meist über die Krankenkasse abrechnen. Psychotherapie arbeitet nicht so stark wie Coaching an einem Ziel ausgerichtet. Psychotherapeuten, insbesondere Psychiater kennen sich mit psychologischen bzw. psychiatrischen Krankheitsbildern aus, und die Mehrzahl ihrer PatientInnen / Klientinnen (v.a. von PsychiaterInnen) haben eine Diagnose und erhalten dann unter Umständen auch unterstützende Medikamente (die jedoch nicht die Wurzel heilen können). PsychiaterInnen können auch ein Arztzeugnis ausstellen. All das kann / darf ein Coach nicht.

Coaching arbeitet in erster Linie vorwärts und Ressourcen-orientiert (unter Miteinbezug der Herkunft selbstverständlich). Mit so gesehen „gesunden“ Menschen (ja, wir alle haben unsere Ecken und Kanten und Neurosen und Entwicklungspotential in der Persönlichkeit und Verletzungen). Menschen, die fähig sind, die Verantwortung ganz für sich zu übernehmen. Coaching ist eine befristete Begleitung und orientiert sich immer wieder am anfangs formulierten Ziel / Auftrag. Im Coaching werden Tools eingesetzt, es gibt „Aufgaben“, verschiedenste Herangehensweisen werden mit einbezogen (in der Psychotherapie unterdessen auch, früher waren Psychotherapien sehr gesprächslastig). Ich selber bin – wie schon in früheren Artikeln beschrieben – fest der Überzeugung, und die Erfahrung zeigt es mir, dass erst das Einsetzen bzw. Anwenden von Tools, die die rechte Gehirnhälfte aktivieren (Bilder, Assoziationen, Körperübungen, Meditationen, Aufstellen einer Situation mithilfe von Figuren, Entmachten und Verabschieden von blockierenden inneren Glaubenssätzen mit einem Ritual u.v.a.m.) und somit mit der linken Gehirnhälfte verbinden (Gespräche, Analysen) effektiv wirken. Es gibt Menschen, die sind jahrelang in einer Psychotherapie, „nur“ in Gesprächen und erzielen keinen wirklichen Erfolg oder Fortschritt / Entwicklung und sind ihrem Therapeut / ihrer Therapeutin oft „hörig“ bzw. auch abhängig von ihr. Die Finanzierung durch die Krankenkassen hat zwei Seiten. (Dass Menschen mitd Psychosen oder klaren Persönlichkeitsstörungen einen langjährige psychiatrische Begleitung brauchen, ist damit nicht infrage gestellt, ich meine hier eher Menschen, die keine „Diagnose“ im Sinner einer psychiatrischen Erkrankung haben. Wenn diese Menschen dann wechseln, sei es zu einem Therapeuten / einer Therapeutin, der/die auch z.B. körpertherapeutisch arbeitet oder zu einem Coach, passieren plötzlich grosse Fortschritte innerhalb kurzer Zeit). Ich höre immer wieder solche Beispiele.

Vor ca. einem Monat meldete sich bei mir eine Frau, die lange Jahre Psychotherapie beansprucht hat. Sie sagte mir beim telefonischen Erstkontakt, dass sie denke, dass sie nicht mehr Therapie brauche sondern eher Coaching (im Wissen, dass sie das selber berappen muss). Ich war gespannt, ob es wirklich so ist und ob ich hier „zuständig“ bin. Es war ein erfreuliches erstes Gespräch, und ich war positiv überrascht, was diese Frau alles u.a. auch selber erarbeitet hat, war sie doch gemäss ihrer Beschreibung früher depressiv, gehemmt, angepasst usw. Sie erzählte mir, ihre Psychiaterin hätte u.a. auch mit Bildern / Bildkarten gearbeitet. Das tue ich auch, und ich knüpfe immer an den Ressourcen an, die für die Person passen. Ich gab ihr dann auch eine Aufgabe mit, ihr „Universum“ oder ihren „Seelengarten“ oder ihr „Haus“ – je nachdem, welches Bild am besten passt, malend oder zeichnend zu Hause zu gestalten, worauf sie sich spürbar freute. Es war da so eine Leichtigkeit in unserem Gespräch bzw. unserer zweiten Sitzung spürbar, und plötzlich meinte sie: „Ich brauche WIRKLICH keine Psychotherapie mehr!“ Und ich, auch wenn ich in der Regel mit solch klaren Statements sehr zurückhaltend bin, aus tiefer Überzeugung heraus: „NEIN, du brauchst (aktuell) keine Psychotherapie mehr! Es war für sie wie ein Befreiungsschlag, den sie mit einer ausladenden, befreienden Körpergeste untermalte, die ich dann übernahm und wiederholte. Da lachten wir spontan miteinander, und sie verliess kurz den Raum, um aufs Klo zu gehen – symbolischer hätte diese Ent-last-ung nicht sein können!

Was für ein Entwicklungsweg dieser 62-jährigen Frau! Dank einer guten Psychiaterin, dank v.a. aber ihres eigenen Dazutuns, nicht Delegierens sondern Verantwortung übernehmend. Und ich bin die Ermutigerin mit der tiefen Überzeugung, dass jede/r alles in sich hat, um zu gesunden und es geht darum, dies freizusetzen. Ich kann und darf niemanden an mich binden oder von mir abhängig machen. Die Lösung liegt im/in der Coachee angelegt.

So hat alles seine Zeit. Es gilt gut zu unterscheiden. Und nicht zu werten, wer wann was braucht (oder auch nicht braucht!). In der Regel ist es jedoch schon so, dass die Menschen, die ins Coaching kommen – da Selbstzahler – enorm motiviert und auch fähig und kraftvoll genug sind, aktiv mitzugestalten. Ich staune immer wieder über die grossen Fortschritte innerhalb kürzester Zeit. Und dies auch nachhaltig. Dafür lebe ich, dafür brennt mein Herz. Und das macht mich demütig und dankbar.

 

Der kleine, aber feine Unterschied im Umgang mit anderen Meinungen oder Lebensweisen

Mir ist letzthin wieder mal so bewusst geworden, welchen Unterschied es macht, wie eine Person (oder wie ich) ihre Meinung kundtut bzw. mit der anderen Meinung des Gegenübers (oder von mir) umgeht. Ich erlebe in meinem privaten Umfeld viele Menschen, die Dinge anders angehen oder anderer Meinung sind, sei es politisch, sei es weltanschaulich usw. Meistens ist dieser Austausch zwischen ihnen und mir jedoch sehr befruchtend, und ich fühle mich inspiriert und wohl. Dann gibt es jedoch Menschen, die einem durch die Blume oder sogar direkt verstehen zu geben, dass man „falsch“ ist, und sie „richtig“.

Was veranlasst eine Person (oder allenfalls auch mich – auch mir kann das durchaus zwischendurch mal passieren) dem Gegenüber zwar nicht direkt verbal, dennoch klar spürbar zu verstehen zu geben, dass es „falsch“ liegt bzw. dass sie Recht hat? Meist sind Menschen, die so unterwegs sind, oft „moralinsäuerlich“ in ihrer Kommunikation und mit einer unterschwelligen Aggression in der Kommunikation, was in der Welt alles anders sein sollte und was die Menschen anders machen oder anders angehen sollten (und vermitteln damit, dass sie es richtig machen). Ich persönlich spüre, dass ich in der Gegenwart solcher Menschen, die oft sehr belehrend daherkommen, kleiner und kleiner werde und dass ich keinen Platz habe. Dass meine Meinung weniger wert ist. Dass ich „falsch“ bin bzw. meine Meinung oder meine Art zu leben. Von solchen Menschen ziehe ich mich innerlich, und manchmal später auch äusserlich zurück. Glücklicherweise geschieht das äusserst selten.

Es hat immer auch etwas mit Macht, Überheblichkeit und Rechthaberei zu tun. Wenn wir jemanden belehren, dann setzen wir letztlich seine Würde herunter. Letzthin las ich das Zitat von Bodo Janssen: „Einen Menschen zu belehren, bedeutet, ihn zu entwürdigen.“ Wir trauen dann dem Anderen oder der Anderen nicht zu, dass sie selber fähig ist, einen Weg zu finden. Selbstverständlich heisst das nicht, dass wir – im praktischen Sinn oder in der Handhabung von etwas – nicht jemanden anleiten oder ihm/ihr etwas erklären dürfen. Aber hier ist Belehrung eines Erwachsenen in Bezug auf seine/ihre Lebensführung oder seine/ihre Meinungen gemeint.

Mögen wir uns (und ich schliesse mich damit ein) distanzieren von „richtig“ und „falsch“ (ja, selbstverständlich gibt es Dinge, die falsch sind, wenn es um die Verletzung oder Verleumdung oder Lüge, Bosheit etc. geht – das ist hier aber nicht gemeint). Seien wir respektvoll gegenüber der Andersartigkeit eines Menschen in seinen Meinungen, in seiner Lebensführung, in seinen Ansichten und neugierig darauf, wie er oder sie dazu gekommen ist. Wir dürfen da z.B. sagen: „Interessant, wie du das siehst (oder „angehst“) – ich möchte gerne mehr darüber erfahren, wie du dazu gekommen bist:“ DAS eröffnet eine Beziehung auf Augenhöhe, im Privaten und natürlich auch im Beruflichen. Wir geben damit dem/der Anderen seine/ihre Würde und Raum, ganz sich selber sein zu können. Erst auf diesem fruchtbaren, wertschätzenden Boden kann ein Austausch von Meinungen allenfalls auch eine „Korrektur“ der eigenen Ansicht nach sich ziehen. Falls das wirklich nötig ist 😉

 

Herausforderung MAG oder PEG – mit welcher Absicht kommunizieren wir auf welche Art und Weise?

Zurzeit ist die Vorbereitung auf MAG (Mitarbeitergespräche) oder PEG (Personalentwicklungsgespräche) gleich in drei Coachings ein Thema. Es gibt dabei Punkte, die sich verblüffend ähneln.

Vielleicht kennt ihr dieses Modell von Schultz von Thun. Je nach Persönlichkeit und je nachdem, wie wir geprägt und sozialisiert worden sind, hören oder kommunizieren wir eher mit dem Appell-Schnabel bzw.-Ohr, mit dem Beziehungs-Schnabel oder -ohr usw. usf. (siehe Grafik). Sich dies bewusst zu machen, kann ganz viel zur Erklärung beitragen, weshalb wir bzw. unsere Gegenüber so oder so reagieren.

In der Vorbereitung auf die MAG’s / PEG’s, die einzelne Coachees aktuell wünschen, wird bald einmal die Parallele augenfällig, wie die Person Autoritätspersonen schon früh in der Kindheit erlebt hat. Oft sind wir in einem Coaching-Prozess schon über dieses Thema gestolpert, und der Hinweis auf die Parallele gibt dann einen erleichternden AHA-Effekt. Es gilt also auseinander zu fädeln in dem Sinne, dass der/die ChefIn weder die Mutter, noch der Vater, noch der Lehrer/die Lehrerin ist, die oder der damals die Person dahingehend geprägt hat, dass sie z.B. Angst hat. Dass sie sich unterlegen fühlt. Es geht darum zu realisieren, dass – auch wenn der Chef/die Chefin vorgesetzt und so gesehen in gewisser Weise „am längeren Hebel“ ist, in erster Linie eine Person auf Augenhöhe ist bzw. sein sollte, damit das MAG / PEG konstruktiv verlaufen kann. Auch wenn die / der ChefIn allenfalls „bossy“ auftritt. Wir üben diese „Augenhöhe“ dann ganz praktisch. Wir üben auch an der Körpersprache, an der Stimmlage usw. usf.

Dann oft die Frage: „Wie kann ich dies oder das konstruktiv rüberbringen“? Hier gilt wie immer die hilfreiche „Ich-Botschaft“. Gerade zwei Coachees möchten das MAG/PEG dazu nutzen, einen unglücklichen Vorfall zwischen ihr und der Chefin / dem Chef im MAG / PEG zu klären. Wir üben Formulierungen ein, in welcher keine Anklage vorhanden ist, sondern z.B. ein „ich habe mich in dem und dem Moment nicht ernst genommen gefühlt – kannst du mir erklären, was da genau vorgefallen ist? Ich möchte es für mich einordnen können.“ – Ich denke, wir selber merken auch im ganz normalen Alltag, dass, wenn eine Person auf uns zukommt und erklärt, wie sie sich fühlt mit uns oder wie eine Begegnung für sie war, wir uns weder angegriffen noch bedrängt fühlen und somit auch keine Handhabe haben, der Person das Gefühl abzusprechen. Anders sieht es aus, wenn wir z.B. sagen: „Du bist schuld, dass ich mich heute so mies fühle“ oder „wegen dir schlafe ich schlecht“. Wir dürfen einfach sagen: „Seit diesem Vorfall geht es mir nicht gut – ich möchte, dass wir das klären können.“

So wünsche ich uns im privaten und beruflichen Alltag, dass wir auf Augenhöhe, fair und respektvoll zwischen zwei erwachsenen Menschen kommunizieren, ob das ein/e FreundIn oder ein Vorgesetzter / eine Vorgesetze ist. Wir alle, auch unsere möglicherweise noch so „bossy“ auftretenden Vorgesetzten, kochen auch nur mit Wasser 😉

 

Was hat Coaching mit Kunst zu tun?

Als eine, die seit vielen Jahren in der Freizeit kreativ tätig ist und sich schon immer zu Kunst hingezogen gefühlt hat, hatte ich letzte Woche nach einem Coaching den spontanen Gedanken: „Das war jetzt wie ein Kunstwerk.“ Und tatsächlich fühlt(e) ich mich ähnlich, wie nach dem Malen eines Bildes oder sonst einer kreativen Tätigkeit: Beglückung, Zufriedenheit, Freude.

Im Gegensatz zu wenn ich kreativ tätig bin – denn das bin ich dann für mich – entsteht ein „Kunstwerk“ im Sinne eines gelungenen Coachings durch den Beitrag von zwei Seiten, von mir und vom/von der Coachee/KundIn. Da ist am Anfang einer Sitzung ein leeres Blatt, um den Vergleich mit einem entstehenden Bild zu nehmen, und dann füge ich in Abwechslung mit der Coachee Farbtupfer hinzu, ich vielleicht eher mit Fragen, mit Einsetzen von Tools usw., die Coachee mit Reflektion, mit Entdeckung eines Lösungsansatzes usw. Und am Schluss bin nicht einfach – wie nach dem Malen eines Bildes – nur ich beglückt, sondern Beide. Das schafft tiefe Befriedigung und Sinn in meiner Tätigkeit. Ja – darf das sein? Ja, bestimmt, denn für mich unterscheidet sich eine Tätigkeit, die Berufung ist u.a. durch diese tiefe Befriedigung von einer Tätigkeit, die einfach nur ein Job ist. Tönt einfach, nicht? Nun – auch beim Erstellen / Malen eines Bildes gibt es Momente, wo ich zweifle, ob das am Schluss ein Kunstwerk gibt, welches mir gefällt. Es gibt Momente, wo es stockt und ich das Ganze weglegen möchte. Doch die Erfahrung im Malen (oder eben auch im Coaching) haben mich gelehrt, dranzubleiben, solche „stockende“ Momente als einen wichtigen Teil zu sehen, der mir zu neuen Impulsen verhilft und dann am Schluss den „Lohn“ fürs Dranbleiben zu ernten. Wie oft erlebe ich sowohl in der Kreativität als auch im Coaching, dass mir etwas einfach „zufällt“ (oder ein-fällt), dass dem Ganzen wieder einen wunderbaren, kreativen und lösungsorientierten „Fluss“ verschafft.

Ich möchte euch teilhaben lassen an einem Feedback einer ehemaligen Coachee, Lehrerin und Lerntherapeutin, 59, drei Monate nach Abschluss ihres Coachings. Das Unterwegssein mit ihr, meine Begleitung von ihr war wahre Zusammenarbeit an einem – im Bilde gesprochen – Kunstwerk. Sie konnte es nach Hause nehmen im Sinne von vielen Impulsen, die sie nun nach und nach umsetzt. Und ich freue mich über die Rückmeldung:

Liebe Ruth, dein Coaching hat mir geholfen, vermehrt Klarheit in die vielfältigen Anforderungen meines Lebens zu bringen. Du hast mir Mut gemacht, den schmalen Grat auszuloten zwischen In-mir-Ruhen und die Komfortzone verlassen. Mit viel Feingefühl und auf den Punkt gebracht hast du aufgezeigt, wie alte Muster sich in meinem aktuellen Alltag hindernd auswirken und mir mit praktischen Tools auch etwas zur Hand gegeben, damit umzugehen. Es gelingt mir momentan viel besser, meine Vielseitigkeit mit Freude zu leben und gleichwohl in meiner Balance zu bleiben. Ich bleibe dran! Herzlichen Dank dafür!

Weitere Rückmeldungen lest ihr unter (anklicken): Presse und Stimmen

Ist deine tägliche Arbeit ein Job oder ist sie Berufung? Möchtest du deine Berufung entdecken, möchtest du auch solch zufriedene, beglückende Momente erleben in dem, was du tust? Ein Coaching kann dabei helfen. Willkommen!

 

Wohlwollen und Verbundenheit versus Misstrauen und Trennung – und was mich Giuseppe kürzlich lehrte

Ich bin von meinem Naturell her so unterwegs – oder war es vorwiegend zumindest lange Jahrzehnte – dass ich vom Guten im Menschen ausgehe und viel Vorschussvertrauen gebe– wie sich gezeigt hat, oft zu viel und vielleicht auch trotz meiner 60 Jahre manchmal einfach ein bisschen naiv. Ich staune immer wieder, zu welcher (verbalen) Boshaftigkeit Menschen, die nicht in sich gefestigt sind, keinen Frieden und keine Zufriedenheit in sich tragen, fähig sind.

Kürzlich war ich eine Woche über dem Bodensee in den Ferien, an einem Ort, der ein bisschen wie „heile Welt“ wirkt. Ich komme ursprünglich aus dieser Region. Wer mich (privat) kennt weiss, dass ich mich – selber schon in mehreren Kantonen (und auch in Deutschland) gelebt und unterdessen seit 30 Jahren in der Region Bern – immer wieder mit den z.T. grossen Unterschieden der Mentalitäten in unserem so kleinen Schweizerländli befasse. Und dass mich gerade das Engagement unter Geflüchteten zwischen 2015 und 2021 gelehrt hat, was es heisst, hier fremd zu sein. Wenn ich von Unterschieden in den Mentalitäten spreche oder eine Tendenz in einer Mentalität benenne oder spüre und auch durch die Wahrnehmung anderer bestätigt bekomme, geht es mir NICHT darum, alle in einen Topf zu werfen – bewahre. Und ich möchte es auch nicht (mehr) beurteilen. Ich stelle einfach fest und merke, dass ich selber mich in verschiedenen Regionen auch tendenziell etwas anders gebe.

An diesem Ort in der Ostschweiz, den ich öfters ferienhalber besuche, fällt mir immer wieder auf, wie vertraut und vertrauensvoll, offen, herzlich und positiv die Menschen aufeinander zugehen. Eine wahre Wohlwollenskultur. Wie viele Lebensgeschichten erfuhr ich doch in nur 7 Tagen von mir bis anhin „fremden“ Menschen. Einfach so. Auch von ihrem Ringen in ihren Fragen. Fast wie eine Art Selbsthilfe. Dies schaffte automatisch eine Verbundenheit – und dazu sind wir Menschen einander doch gegeben, nicht? Und auch ich durfte mich auf diese Art zeigen, selbstverständlich, wohlwollend, vertrauend. Und dann weiss ich aus Erfahrung schon, dass das in meiner Wohnregion hier einfach „anders“ ist. Tendenziell kommen mir oft Misstrauen und Distanziertheit entgegen – weniger Verbundenheit, die Menschen machen Dinge eher einfach mit sich selber aus. Natürlich, Gott sei Dank, mit auch immer wieder Ausnahmen, die mein Herz erfreuen. So letzthin die Begegnung mit Giuseppe – auch einem „Fremden“ hier.

Ich fuhr mit meinem Roller in mein Lieblingsbrocki und parkte ihn. Da stand daneben ein Moped/Mofa, und ein ca. 70-jähriger Italiener kam gerade hinzu, zu seinem Mofa. Er sprach mich – in der Italianità selbstverständlich – gleich mit Du an und fragte mich über meinen Roller aus. Ich wechselte also wieder in meinen mir eigenen Offenheits- und Wohlwollensmodus und erzählte ihm die Geschichte, die ich gerade habe mit diesem schon älteren Roller. Wisst ihr, was er da gemacht hat? Er kniete zum Roller nieder, fragte mich, ob ich ein Papier hätte und prüfte den Ölstand – ich fragte ihn gar nicht danach… Ich war absolut baff. Vielleicht hätte ich das von meinem Naturell her sogar auch so gemacht – aber ich erwarte Solches (hier) gar nicht mehr. So floss eine so wohlwollende, positive Energie zwischen uns – und mein Tag war dadurch so sehr verschönert. Und Giuseppes Tag wohl auch. Wie schön, dass er sich all die Jahrzehnte die italienische Offenheit bewahrt hat.  – Übrigens: Ich hätte ja anders reagieren können im Sinne von Ablehnung des Duzen, ihn nicht meinen Roller berühren lassen usw. Aber auch da ging ich von guten Absichten aus. (Ich habe in meiner Umgebung schon erlebt, dass das spontane Angebot von praktischer Hilfe misstrauisch abgelehnt wurde.)

Lasst uns einander mit Wohlwollen begegnen, lasst uns einander Wertschätzung zukommen. Lasst uns den Distanz-Schutzmantel ablegen und uns zeigen. Dadurch entsteht Nähe, dadurch schmelzen die innere Isolation und Einsamkeit, in denen viele Menschen gefangen sind.

Im Coaching erlebe ich natürlich von Seiten von mich aufsuchenden Personen, also Coachees, sehr viel Wohlwollen und auch viel Vorschussvertrauen. Und ich selber gehe ausnahmslos vom Guten im Gegenüber aus, welches mich aufsucht auf, nämlich davon, dass diese Person ein geliebtes Geschöpf ist, und dass die Lösung ihrer Thematik, die sie bringt, schon in ihr angelegt ist und ich u.a. dazu da bin, durch Tools, Fragestellungen und eben dieses Wohlwollen ihr zu helfen, diese Antworten in sich zu finden. Und in diesem Zusammenhang bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Menschen bei mir über ein sie tief bewegendes Thema sich zum ersten Mal öffnen und selbst ihr nächstes Umfeld nichts von ihrem Ringen weiss. Ich glaube, dass weniger Psychotherapie / Beratung nötig wäre, wenn wir – wie oben geschildert in den Begegnungen in der Ostschweiz erlebt – uns einander auf natürlich Weise öffnen und zeigen und anvertrauen würden – im Sinne von Selbsthilfe. Wohlwollend, verbunden, vertrauend.

Lasst uns einander ab und zu ein Giuseppe oder eine Giuseppina sein! Ich habe von ihm erneut u.a. gelernt, dass ich meine Art (wie er es mit seiner offenen Italianità macht) genau so leben darf. In jeder Umgebung. Mit der Chance solch „verbundener“ Begegnungen.

 

Wann eine Unterstützung im Formulieren des Coaching-Auftrags sinnvoll ist

Coaching zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass der/die Coachee am Anfang einen Auftrag formuliert, und das weitere Vorgehen richtet sich dann an diesem Auftrag aus. Meist gelingt es der Person, die mich aufsucht, schon in der ersten Sitzung recht klar, diesen Auftrag zu formulieren.

Vor einiger Zeit hatte ich sieben Sitzungen mit einer 28-jährigen Kauffrau. Sie hatte sich bis anhin noch nicht gross mit sicher selber auseinandergesetzt. Sie erzählte mir eindrücklich von ihrem Unwohlsein im Wohnen, in der Arbeit und in der Beziehung. Als es ums Formulieren des Auftrags ging, konnte sie das nicht in Worte fassen. Ich half ihr dann ein bisschen nach, natürlich mit der Rückfrage, ob dies so für sie stimme. Vor kurzem erhielt ich den Auswertungsbogen zurück, den ich jeweils ca. zwei Monate nach Abschluss eines Coachings verschicke. Auf meine Frage dort, was ihre Erwartung und/oder ihr Ziel/Auftrag gewesen sei und auf die Anschlussfrage, ob dieses Ziel erreicht worden sei, schrieb sie: „Ehrlich gesagt hatte ich keine grossen Erwartungen und war sehr positiv überrascht. Du konntest in kurzer Zeit meine Gedanken und Gefühle erkennen und hast den Auftrag „wo fühle ich mich (ganzheitlich) wieder Zuhause?“ formuliert. Bis dahin wusste ich gar nicht, was mein Problem ist und konnte dies nicht in Worte fassen. Das Ziel ist grundsätzlich sehr gut erreicht worden. Jedoch ist es ein ständiges Dranbleiben und wohl ein lebenslanger Prozess.“

Solange ich die/den Coachee nicht „bevormunde“ und entmündige, sondern helfe, einen Auftrag unter Miteinbezug dessen, was mir rüberkommt, zu formulieren, kann dies – wie dieses Beispiel zeigt – sehr sinnvoll und entlastend sein. Im Sinne von Unterstützung – und auch dies auf Augenhöhe.

P.S.: Diese Frau hat im Laufe des Coaching-Prozesses, der knappe fünf Monate dauerte, die Stelle gewechselt, eine ungesunde Beziehung aufgelöst und ist wieder in eine ihr besser vertraute Region gezogen. Und wirkte gegen Ende des Prozesses so viel mehr „bei sich“ als am Anfang. Obige Rückmeldung hat sie vier Monate nach Abschluss des Coachings geschrieben.

Das mag den Eindruck erwecken, als ginge es im Coaching einfach nur um Äusseres bzw. äussere Veränderungen. In meiner Coaching-Arbeit eindeutig nicht. Auch mit dieser Frau habe ich ihre Persönlichkeit erforscht und es ging auch hier um innere Themen und ihre Entwicklung, die – wie sie geschildert hat – ein „lebenslanges Dranbleiben“ bedeuten.

 

Das fruchtbare Miteinander von Coach und Coachee auf Augenhöhe

Was ich an der „Beratungs“-form Coaching so schätze und was mir entspricht ist, dass ich es mit gesunden Menschen zu tun habe, die, da Selbstzahler, in aller Regel sehr motiviert sind, eigene Schritte zu unternehmen. Das „gesund“ beziehe ich darauf, dass nicht eine offensichtliche psychische/psychiatrische Störung oder Depression vorliegt (in diesem Fall würde ich jemanden weiter weisen oder habe auch schon parallel zu einer Psychotherapie mit jemandem z.B. an Laufbahnfragen gearbeitet). Natürlich haben wir alle unsere Baustellen in der Persönlichkeitsentwicklung. Dass die Coachees Selbstzahler sind, nimmt mich auch sehr in die Verantwortung, einen Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen, nicht einfach zu „plaudern“, sondern zielgerichtet zu arbeiten. Und dies immer auf Augenhöhe – ich selber bleibe dabei spür- und berührbar.

Eine Frau, Anfang Fünfzig, schloss letzte Woche nach vier Sitzungen ab. Sie kam mit dem Auftrag bzw. der Frage an mich bzw. an uns als Team (ich sehe die/den Coachee immer als ein Team-Member mit mir), wie sie einerseits wieder mit Freude arbeiten gehen könne, andererseits was ihr auf die Länge mehr entsprechen würde. Wir haben Einiges erarbeitet von der Analyse der jetzigen (gesamthaften Lebens-) Situation, den Stressoren und dem, was am Arbeitsplatz durch diverse Aufgaben-Veränderungen ihr einfach nicht mehr entspricht. Und dann auch skizziert, was ihr mehr entsprechen würde. Auch haben wir geschaut, wie sie sich privat (arbeitet neben der Teilzeitanstellung noch im Betrieb ihres Mannes mit) mehr Entlastung gönnen könnte, worin sie auch die volle Unterstützung ihres Mannes hat. Ein Satz von ihr hat mich sehr berührt: „Mein Mann unterstützt mich in allem, was mich entlastet, weil er einfach möchte, dass es mir gut geht.“

Durch das differenzierte Realisieren, wo sie mit ihrer Energie steht („im Hamsterrad, im Funktionsmodus“) wurde ihr erst recht bewusst, dass sie nun definitiv etwas ändern muss, etwas, was sie wusste, ihr aber erst durchs Formulieren im Coaching und die Analyse so richtig klar wurde. Wir tauchten ab mit einer „Traumübung“ in ihre tiefen Wünsche, die in diesem Fall durchaus erreichbar und umsetzbar sind. Da ist es immer wunderschön, wie sich plötzlich Stimmlage und Gesichtsausdruck ändern und die Coachee sich wieder spürt und den klaren Unterschied merkt zu wie sie sich im aktuellen Setting (hier v.a. bezüglich Arbeit) fühlt.

Letzte Woche kam sie zum vierten Mal, ich für mich dachte, es daure vielleicht noch ein paar weitere Sitzungen. Sie hatte zwischen der dritten und vierten Sitzung angeregt durchs Coaching so viel erarbeitet, dass sie völlig aufgeräumt wirkte, innerlich geklärt und v.a. selbstkompetent. Sie hat sich klare Schritte vorgenommen und sagte gegen Ende der Sitzung, dass sie denke, dass sie im Coaching hier einen Punkt setzten möchte und sich vielleicht später zum Bewerbungscoaching wieder melde. Oder ob ich meine, sie bräuchte noch weitere Sitzungen? Ich musste schmunzeln. Nein, ich spürte ganz klar, dass sie gut unterwegs ist und hüte mich davor, einen Coaching-Prozess unnötig in die Länge zu ziehen oder jemanden an mich zu binden.

Dieses Miteinander von Coach, also hier mir und Coachee, dieser Frau und unser Arbeiten auf Augenhöhe hat mich erneut begeistert. Und natürlich hat mich ihre Rückmeldung gefreut, dass für sie das Coaching viel Klärung gebracht und dass sie meine ruhige, feinfühlige Art und mein Arbeiten ohne Druck sehr geschätzt habe.

 

„Liebe…… wie dich selbst“ – und meine Erfahrungen damit im Coaching

In der Bibel steht das dreifache Gebot, wir sollen Gott von ganzem Herzen lieben und den Nächsten wie uns selbst. – Ob wir bzw. ob du nun im Glauben verankert bist oder eher spirituell unterwegs – das ist eine persönliche Sache. Jedoch begegnen mir in letzter Zeit gehäuft Menschen im Coaching, und das sind meist Frauen im reiferen Alter (50+ oder sogar 60+), die ein Leben lang für andere da waren, MeisterInnen sind in der Nächstenliebe (meist auch in einem helfenden Beruf tätig), dann jedoch mit der fundamentalen Frage zu mir kommen „wer bin ich?“. Und dann, angesprochen auf die Beziehung zu sich selber bzw. wie sie sich selber nähren und Gutes tun können (eben damit dieses „wie dich selber“ Gestalt gewinnt) einfach nur die Schulter zucken.

Mich macht das sehr nachdenklich. Ich begleite Menschen mit verschiedenen spirituellen Hintergründen, z.T. sind sie christlich gläubig, z.T. spirituell unterwegs oder diesbezüglich kaum verankert. Gerade Menschen mit dem christlichen Hintergrund (nicht alle, aber auffällig oft) wissen bestens, wie sie sich um Andere kümmern können (und ja, leben auch die Liebe zu Gott), haben aber einen ganz schwachen Selbstbezug. Fast so, als dürfte das nicht sein. Angesprochen auf die Selbstliebe und Selbstfürsorge kommt dann manchmal ein befremdender Blick im Sinne von „darf das sein?“ Ja, es ist ein Dreiklang des Gebots. Wie kann ich auf gesunde Art mich in andere Menschen inverstieren, wenn ich kaum eine echte Beziehung zu mir selber habe? Genau diese Menschen laufen dann nicht selten in ein Burn Out.

Klar, es gibt das andere Extrem. Das Netz und auch die Regale in Buchhandlungen sind voll von Impulsen, wie wir in der Selbstfürsorge und Selbstliebe wachsen können. Meist sind diese Bücher esoterisch bzw. spirituell geprägt. Leider gibt es (dadurch) zunehmend Menschen, die fast nur noch um ihr Ich und um ihre eigenen Interessen kreisen. Das ist für mich genau so wenig anziehend wie Menschen, die sich nonstop für andere einsetzen, dabei aber keine Ausstrahlung haben und innerlich leer und „selbst-beziehungslos“ sind. Wohlverstanden: ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der Sinn des Lebens mitunter der ist, dass wir uns gemäss unseren Begabungen in Menschen investieren, wir sind aufs Du ausgerichtet – jedoch in einem gesunden Mass.

Im Bild gesprochen: Es ist fatal, wenn wir meinen, wir müssten empfangene Liebe (von Gott, von Menschen) gleich weiter geben im Sinne eines „Durchflusses“ durch uns hindurch. Dabei bleiben wir selber leer, auch wenn wir vielleicht für unseren Einsatz für Andere bewundert werden. Nein, wir dürfen und sollen den Tank füllen, damit wir uns selber wieder spüren, und davon dann weiter geben. DAS ist gesunde Selbst- und Nächstenliebe. Dabei bleiben wir emotional gesund.

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Person, die bis anhin fast nur im „Aussen“ gelebt hat, in ihre Beziehung zu sich selber heranführen darf, ans Herausfinden, wie sie sich selber nähren kann, wie sie in der Selbstliebe (Bejahung ihrer Persönlichkeit zum Beispiel) wachsen kann und dann in ein gesundes Mass des Zweiklangs von Nächsten- und Selbstliebe findet. So kürzlich erlebt mit einer 61-jährigen Frau, die sich im Aussen und in der Nächstenliebe beruflich und privat völlig verausgabt hat (und wohl bemerkt in der Gottesbeziehung verankert ist). Absolut erschöpft und anfangs befremdet über die Idee, dass es nun einfach auch mal um sie gehen dürfe. Doch sie hat die „Kurve“ gekriegt. Hat gekündigt, gönnt sich eine Auszeit und ist am Entdecken all dessen, was noch (einfach nur für sich– auch diese Frau wird sich nie in ungesundem Egoismus verlieren) gelebt werden möchte. Und weisst du was? Diese Frau strahlt, sagt, sie könne wieder frei durchatmen, sie habe das Gefühl, erst richtig zu leben zu beginnen. Sie spüre sich selber zum ersten Mal richtig und geniesse die Ich-Zeiten.

Es gibt einen ungesunden Egoismus, und es gibt einen gesunden! Mögen wir die Beziehung zu uns selber vertiefen, Ich-Zeiten zelebrieren, im Ja zu uns selber wachsen, entdecken, wie wir uns selber Gutes tun können und dann in eine gesunde Balance zwischen Nächsten- und Selbst- (und bestenfalls auch Gottes-) Liebe finden.

Damit wir wieder strahlen!

 

Humor im Coaching – schafft Entlastung und eine neue Perspektive

Ich war – so jedenfalls erzählte es mir meine vor zwölf Jahren 87-jährig verstorbene Mutter immer wieder – von uns vier Kindern die fröhlichste, ein wahrer Sonnenschein, und ich hätte viel gelacht. Ja, der Humor hat mir über viele herausfordernde Situationen hinweggeholfen. Ich besuchte eine Zeit lang Clown-Kurse und habe einen guten Freund, mit dem mich die gleiche Art Humor verbindet. Wenn er mich besucht, da lachen wir, bis uns der Bauch weh tut, es kommt eine Dynamik auf, die uns beide jedes Mal beflügelt und erfrischt – fast wie ein Aarebad in diesen heissen Tagen.

Im Coaching setze ich Humor nie bewusst und eher (noch!) selten ein, ich bin auch nicht darauf spezialisiert. Vielleicht wäre eine spezifische Weiterbildung mal eine Idee – jedenfalls machte die Erfahrung eines Coachings dieser Woche, wo Humor zu einem Durchbruch verhalf, „gluschtig“ auf mehr davon.

Eine Coachee hat eine herausfordernde Arbeitskollegin, auch objektiv gesehen herausfordernd, eine Knacknuss fürs ganze Team. „Meine“ Coachee fühlt sich in eigenen Lebensthemen getriggert, wenn diese Kollegin wieder mal austickt, laut, böse oder frech wird. An diesen Triggern arbeiten wir.

Diese Woche kam die Coachee bezüglich ihrer Fragen und Ängsten („soll ich die Stelle kündigen?“ „Habe Angst, mir werde gekündigt, weil…“ usw.) nach einem guten Gespräch mit dem Vorgesetzten deutlich „aufgeräumter“ und entspannter in unsere Sitzung. Sie merkt, dass neue Sichtweisen, die wir erarbeitet haben und die Loslösung dieser aktuellen Erfahrung von im Arbeitskontext früher gemachten Frucht trägt. Ich war erfreut über ihren entspannten Zustand. Sie betonte dann aber doch, dass diese Kollegin, sie heisst Barbara, sie stresse, und dass es wieder so eine Szene gegeben habe. Ich spürte innerlich, dass es sich zwar lohnt, hinzuschauen, was noch belastend ist, v.a. aber, den aktuell entspannteren Zustand meiner Coachee zu vertiefen. Mir entwischte spontan, völlig absichtslos die Betonung des Namens ihrer „schwierigen“ Kollegin und sagte: „Ja, die Barbaaara, die macht dir das Leben schwer.“ Da lachte meine Coachee laut heraus, ich auch, und die ganze Thematik rückte in ein anderes Licht. Wohl verstanden: Es ging mit dieser Betonung nicht darum, diese Barbara (die ich nicht kenne, und die ihre Gründe hat, dass sie sich so verhalten „muss“) ins Lächerliche zu ziehen. Und auch nicht darum, dass ich die Reaktion meiner Coachee nicht ernst nehmen würde. Das weiss sie – wir sind schon längere Zeit miteinander unterwegs, sie sucht mich immer mal wieder auf. Offenbar war diese intuitive Formulierung für meine Coachee ein Aha-Erlebnis im Sinne von Realisieren, wie viel Macht sie in ihren Gefühlen dieser Frau gab – so dass sie im Empfinden der Coachee zu einer „Barbarin“ wurde.

Die Stunde verlief dann nach diesem befreienden Lachen in einer gesunden, guten Mischung von Erarbeiten von Möglichkeiten, wie sie sich immer wieder aus der Fixierung auf das Verhalten dieser Frau lösen kann und der Frage, mit welchen Tools sie aus einer negativen inneren Bindung an sie herauskommt hinein in eine immer wieder entlastende Vogelperspektive.

Ich erlebe Humor als eine Hilfe, in Situationen, in welchen wir uns verstrickt haben und wo wir fixiert sind, in eine neue Perspektive zu kommen, in eine Leichtigkeit trotz einer Situation, die herausfordernd ist. Es geht nicht darum, die Herausforderung klein zu reden, aber wie aus der Vogelsperspektive etwas kleiner erscheint, als wenn wir mittendrin sind, helfen auch das Lachen und der Humor, eine neue Sichtweise zu gewinnen, Abstand zu nehmen und danach erfrischt die Thematik in einer neuen Art anzugehen. Wie nach einem Aare-Bad 😊

P.S.: Wer sich die Clownin in mir nicht vorstellen kann – ich habe von den Kursen vor über 20 Jahren noch einen Utensilienkoffer. Den zückte ich vor gut einem Jahr, als ich spontan einem Bekannten für unsere Begegnung dankte, ein Clown-Video zu unserer Begegnung drehte und es ihm schickte. Er dankte und meldete zurück, er hätte Tränen gelacht. Das ist das Ziel – das Leben ist sonst schon ernst genug. Du darfst mir zu einem Thema ein Kurzvideo bzw. ein Arrangement in Auftrag geben.

 

Everything’s gonna be alright – und meine 60er-Geburtstagsüberraschung

Vor kurzem feierte ich meinen 60. Geburtstag (was für eine fremde Zahl!) mit lieben Menschen aus verschiedenen Stationen meines Lebens. Es war ein wunderbarer Tag voller Wertschätzung, Freude, schönen Begegnungen aber auch Zeit für nachdenkliche Momente. In der Mitte des Festes projizierte ich Fotos durch meine 60 Jahre hindurch, und bei der jeweiligen „Station“ meines Lebens, aus welcher jemand anwesend war, konnte diese Person etwas dazu sagen, was wir erlebt haben, was uns verbindet. Die grosse Überraschung war eine musikalische Darbietung eines Freundes, der die Gitarre und eine Rassel mitbrachte. Zuerst spielte er mir einen eigens komponierten Song, der mich sehr berührte. Danach Bob Marley’s „Evereything’s gonna be alright“. Der Rhythmus „lupfte“ mich aus dem Stuhl, und ich griff zur Rassel. Es tat so gut, abzutauchen und zu „proklamieren“: Everything’s gonna be alright“! –

Ja wird denn wirklich alles gut? Ich denke, es kommt darauf an, was wir unter „gut“ verstehen. Auch mit Schrammen, Verletzungen und Narben können wir „alright“ sein, wenn wir innerlich versöhnt sind mit unserem Leben und mit allfälligen Schicksalsschlägen. So ging es mir, als ich diese Fotoreise präsentierte: Da war nicht wenig Schicksalshaftes in den sechs Jahrzehnten, u.a. familiär. Doch es war auch viel Schönes und v.a. sehr viel Abwechslung und eine riesige Vielfalt an Stationen, Erlebnissen und Begegnungen. Ich möchte mich immer neu wieder entscheiden, dem Guten und Schönen mehr Gewicht zu geben.

Auch im Coaching erlebe ich mit den Menschen, die ich ein Stück ihres Weges begleite, dass ein Perspektivenwechsel im Sinne von Versöhnung bezüglich Erlebtem, welches nicht einfach war, den Weg nach vorne frei macht. Denn wenn wir negativ gebunden sind an Erinnerungen und Menschen und Erlebnisse, können wir nicht nach vorne schreiten. Es gibt ja das bekannte Gebet: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Ich bin überzeugt, dann kommen Frieden und Dankbarkeit in unser Herz. Ich jedenfalls bin noch voller Dankbarkeit über mein 60er-Fest und nehme Bob Marley’s Rhythmus immer wieder mal auf, um neu in Schwung zu kommen.

 

Wenn sich eine „Gefängnis“-Türe von innen öffnen lässt und im Coaching spontan gesungen wird

Singen im Coaching? Ja, das habe ich die letzten 15 Jahre auch noch nicht erlebt. Diese Woche eindrücklich, es war weder vorherseh- noch planbar, wie so Vieles im Leben.

Eine 61-jährige Coachee, die zum vierten Mal kam, überraschte mich so sehr, dass ich fast sprachlos war. In den ersten Sitzungen betonte sie, dass sie nicht aus der jetzigen Stelle als Pflegefachfrau gehen könne, dass aber die Arbeit über all die Jahrzehnte sie ermüdet habe und sie einfach nicht mehr möge. Finanziell sei es jedoch nicht möglich zu gehen.

Ihr „Das-geht-Nicht“ triggerte etwas in mir. Ich spiegelte ihr, wie das bei mir rüberkommt und sagte ihr auch, wie mich das traurig mache, sie so ausgelaugt zu sehen, nicht mehr „im Fluss“, erschöpft und dennoch gleichzeitig überzeugt davon, dass sie nicht gehen könne. Diese Frau opferte sich zeitlebens – nicht nur beruflich – für andere auf und wurde auch öftesr ausgenutzt. Sie sagte selber, dass sie gar noch nie richtig gelebt hätte. Wir näherten uns dann ein bisschen den Träumen an, so auch diesen, fremde Länder und Hilfswerke dort zu besuchen. Doch scheinbar blieb sie überzeugt davon, dass das nicht gehe. Ich sagte dann offenbar zwei Sätze, die bei ihr hängen blieben: „Geht nicht gibt’s nicht“ (wobei ich weiss, dass dieser Satz nicht überall angewendet werden kann). Und: „Du schuldest dem Heim XY gar nichts!“ Ich gab ihr trotz oder gerade wegen ihres Widerstands, sich eine Freiheit zu erlauben, die Aufgabe mit, „Ausbrüche“ zu skizzieren, Ausbrüche in die Freiheit.

So kam sie diese Woche mit einem verschmitzten Lächeln. Ich fragte sie, wie es ihr gehe. Sie: „Ich bin nervös“. Ich dachte, sie spreche von der Arbeit. Sie sagte, sie hätte seit der letzten „Sitzung“ gearbeitet, und jetzt sei es geboren. Sie strahlte, sagte, sie hätte Freude, Frieden und Ruhe, die Stelle auf Ende Jahr zu kündigen, zwei Monate Pause zu machen (sie hat wohlbemerkt in ihrer ganzen Laufbahn nie eine grössere Pause eingelegt) und eine Freundin, die in einem Entwicklungsland arbeitet, zu besuchen. Sie hätte auch schon für nachher bereits eine Blindbewerbung gestartet für ein Heim mit einer Klientel, die ihr mehr entspreche. Einfach für die letzten zwei Jahre ihres Berufslebens.

Diese angefragte Freundin reagierte erfreut, es stehe für diese Coachee eine Wohnung bereit, und das Heim bedankte sich für die Bewerbung. Die Coachee erzählte mir, sie sei in dieser Zeit jetzt so vielen Lieder, Texten, Versen, Sprüchen begegnet, die sie in ihrem Entschluss bestärken. Und die Probleme am Arbeitsplatz seien plötzlich im Hintergrund. Auch das Finanzielle sei jetzt zweitrangig.

Sie las mir dann Verse, Sprüche, Texte vor, die sie ermutigten. Und dann spielte sie mir von ihrem Handy ein Lied ab, in welchem es darum geht, dass wir innerlich begleitet sind, wenn wir uns aufmachen, sie sang leise mit, ich war so sehr in den Bann gezogen von dieser lebenssprudelnden Energie, dass ich mitzusingen begann, und der Coaching-Raum wurde gefüllt mit Leben, Freude, Frieden.

Zu meiner Beschämung muss ich sagen, dass ich mit einem solchen Befreiungsschlag von Seiten dieser Coachee in so schneller Zeit gar nicht gerechnet hatte. Sie hatte jedoch dermassen Vertrauen in meine Begleitung gefasst, sagte, es sei ein Wunder, dass sie mich gefunden hätte, und diese Sätze (siehe Ende Absatz drei) hätten so sehr gewirkt.

Ja, es gibt Gefängnistüren, die können nur wir – und zwar von innen – öffnen. Sie hat es geschafft, weiss aber sehr wohl, dass es sie innerlich noch ein paar Mal hin- und her „schletzen“ wird. Ich sagte ihr, das sei normal und werde sie auf diesem Weg weiter begleiten.

Was für eine Ermutigung. Wo bist du in einem selbstgemachten Gefängnis und siehst den Schlüssel an der Türe nicht mehr und wartest darauf, dass jemand von aussen die Türe öffnet? Ich ermutige dich, mich, uns, die Freiheit, zu der wir berufen sind, zu packen. Und dann ein Lied anzustimmen.

Noch zum „Wunder, dass sie mich gefunden hätte“: Ich buche das nicht einfach so darunter ab, wie gut ich als Coach bin. Vielmehr erlebe ich, dass 98% der  Coachees, die sich bei mir melden, einfach passen, dass es „geführt“ ist, wenn sie zu mir kommen und dass diejenigen von meiner Website angesprochen sind, wo dann die Chemie zwischen uns stimmt. Denn nach wie vor ist diese zu hohem Anteil mitentscheidend, ob ein Coaching fruchtbar ist.

 

Vordergründig und hintergründig – fotografisch, im Coaching und im Leben allgemein

Ich bin generell mit einem Fotografinnen-Blick unterwegs, sehe Details und Schönheiten und kann es oft nicht lassen, diese einzufangen, so auch gestern auf einem Spaziergang dieses Bild. Dieser geschulte Blick macht mich dankbar für so viele Schönheiten, die die Natur und die Welt allgemein bieten. Es kommt immer auf den Fokus an!

Was siehst du auf dem Bild? Äpfel? Richtig. Doch da ist im Hintergrund, etwas verschwommen, noch ein Sonnenblumenfeld! Was hat das miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nichts, ausser dass die Saison für Beides momentan aktuell ist. Ich gehe jetzt jedoch mal davon aus, dass beide auf dem Grundstück desselben Bauern wachsen, sie sind also so gesehen untrennbar miteinander verbunden. Wie so oft sind solche Beobachtungen, Bilder, für mich ein Auslöser, mir Gedanken übers Leben zu machen, auch verbunden mit dem Coaching.

Ich beginne mit dem Privaten: Da wo ich wohne, steht seit fast 4 Monaten ein Gerüst, von welchem es anfangs hiess, es würde nach 6-8 Wochen wieder abgebaut. Doch da war mehr zu tun an der Fassade als anfangs vorgesehen. Ich kann nun wählen: Ärgere ich mich über das vordergründige Gerüst oder lege ich den Fokus auf die ja noch immer präsenten Bäume dahinter? Ich habe die Wahl. Wir können tagtäglich und jeden Moment entscheiden. Wenn ich mich hier für den Hintergrund, also die Bäume und die singenden Vögel entscheide, dann gibt das Frieden und Weite in mir.

Das Leben zeigt sich (vorerst) oft oberflächlich, vordergründig eben. So auch in Begegnungen. Small talk ist „in“. Auf die Frage „wie geht es dir?“ kommt oft eine vorschnelle Antwort, die vielleicht nicht mit dem Hintergründigen übereinstimmt (und es stellt sich die Frage, ob der/die Fragende überhaupt wissen will, wie es der Person wirklich geht).

Als Coach in Selbstständigkeit seit 15 Jahren wurde mein Gespür mehr und mehr geschult. Es wäre manchmal einfach, das in der ersten Sitzung „Präsentierte“ (Anliegen, Ziel, Auftrag) einfach so hinzunehmen, nicht zu reflektieren, nicht nachzufragen und dann in die Arbeit einzutauchen. Die Erfahrung hat mir jedoch gezeigt, dass gerade in der ersten Sitzung es sich oft lohnt, Pausen einzulegen, für mich nach innen zu lauschen, was mir da (nonverbal) noch hintergründig entgegenkommt und sachte nachzufragen. Dabei ist es wichtig, ein Ambiente des Vertrauens zu schaffen, damit sich die/der Coachee öffnen kann. So erlebe ich regelmässig, dass da anfangs etwas als Anliegen präsentiert wird, das nur vordergründig ist. Wenn sich die/der Coachee jedoch wohl und durch meine Fragen abgeholt fühlt, kommt nicht selten gegen Ende der ersten Sitzung oder spätestens in der zweiten noch eine ganz andere – eben hintergründige, tieferliegende Thematik zum Vorschein, die auch liebevoll angeschaut werden will und die in jedem Fall auch mit der Vordergründigen zu tun hat.

Ich möchte uns Mut machen, uns in Begegnungen nicht nur und nicht immer einfach mit dem Vordergründigen zufrieden zu geben. Auch mal auf die Körpersprache und die Mimik, die Intonation zu achten. Diese sagt oft mehr aus als die vordergründigen Worte. Qualität und Tiefgang, Freundschaft, Vertrautheit in Beziehungen entstehen da, wo wir einander gegenseitig einen Rahmen des Vertrauens und der Annahme schaffen, damit Hintergründiges ausgesprochen werden darf, oft zur Erleichterung beider Seiten. Und so kommt etwas zusammen, denn Vorder- und Hintergründiges auch in einer Person wachsen wie die Äpfel und die Sonnenblumen auf dem Bild auf demselben „Grundstück“. Es geht im weitesten Sinne dabei um ein „Ganzwerden“ als Menschen. Damit Frieden und Weite einziehen können.

 

Warum Mobbing mehr mit dem/der Mobber/in zu tun hat als mit dem Opfer

Immer mal wieder kommt es vor, dass ein/e Coachee eine Mobbing-Situation formuliert und sich dabei Hilfe wünscht. Die Erkenntnis, die ich im Titel formuliert habe, ist dabei oft ein wesentlicher Bestandteil des Wegs hin zum guten, resilienten Umgang mit der Mobbing-Situation.

Sie kann überall vorkommen, wo wir in sozialen Kontexten eingebunden sind, die Mobbing-Situation. Mobbing ist ein Tummelplatz für Menschen (also die Mobber, die Täter), die ihr – oft nicht gleich offensichtliches – angeschlagenes Selbstwertgefühl so kompensieren müssen, indem sie gezielt eine Person ins Outside des sozialen Kontexts zu drängen versuchen und diese abwerten und verleumden und sich dazu Verbündete suchen. Die Menschen, die sich in dieses Bündnis hinein ziehen lassen, haben oft nicht den Mut für Zivilcourage, nicht den Mut zu sagen: „Stopp – hier läuft etwas grundlegend falsch. Da mache ich nicht mit.“ Und dies nicht selten, weil der/die AnführerIn des Mobbings mit Dominanz und Manipulation vorgeht, indirekt „wenn du da nicht mitmachst, bist du nicht mehr mein/e FreundIn, und das werde ich dich spüren lassen“ etc. Ein Teil der Strategie von mobbenden Personen ist die, dem Opfer das Gefühl zu geben „hier wir, stärker als du – dort du – schwächer als wir“. Dieses „wir-Gefühl“ darf aber sehr hinterfragt werden – es stellt sich auf die Basis von Gemeinschaft im Kontext von Hass, von Verleumdung, und hat nichts mit wirklichem gesunden Zusammenhalt zu tun. Auch wird von MobberInnen oft das „wir“ benutzt ganz einfach, weil sie bzw. er sich in seiner Rolle zutiefst unsicher ist. Jede noch so sehr zu Bösartigkeit neigende Person weiss tief innen, dass das nicht richtig ist und jederzeit auffliegen könnte.

Gemobbte fragen sich manchmal, weshalb man (frau) das mit ihnen tun können. Diese Frage ist schlicht falsch. Ja, sicher, oft sind Gemobbte Angehörige einer Minderheitsgruppe, fallen durch irgend ein Merkmal auf, sind einfach „anders“. Doch es hat nichts mit ihrer Persönlichkeit oder einem objektiven Makel zu tun. DAS MOBBING HAT ALSO NICHTS MIT DEM OPFER ZU TUN. Lass dir das sagen, wenn du in einer solchen Situation steckst. Mach dir bewusst, dass da eine im Selbstwert instabile Person (auch wenn sie sich nicht so zeigt – lass dich nicht täuschen!) versucht, ihren Wert und ihre Bedeutung auf deinem Buckel auszutragen bzw. (scheinbar!!) zu verbessern, indem sie fies, bösartig, gemein dich als Zielscheibe nimmt, dich abwertet, dich verleumdet um sich selber (scheinbar!!) besser zu führen. – Macht das deine Situation leichter? Ich denke schon, dass dieses Abstrahieren helfen kann. Stell dir einfach mal die seelische Wüste des/der MobberIn vor. Letztlich ist dies Zeichen einer tiefen, inneren Armseligkeit, wenn jemand dieses Verhalten nötig hat.

Was hilft sonst noch? Halte dich an dein dich nährendes Umfeld. Pflege die Kontakte, die dir guttun. Erinnere dich an all die Kontexte, in welchen du angenommen und integriert bist bzw. warst. Tu dir Gutes. Und verlass den Kontext immer wieder, denn die Mobbing-Situation ist nicht dein ganzes Leben. Nicht die/der MobberIn bestimmt, wer du bist. Du weisst es zutiefst in dir selber drin.

Gegen MobberInnen vorzugehen jedoch läuft oft ins Leere. Du weisst zwar genau, was vorgefallen ist, doch du wirst zu viel Energie verpuffen im Sammeln von Beweisen. Es gibt in diesen Kontexten immer auch Versuche von Gegenbeweisen. Richte deine Energie aufs Gute, aufs Schöne und such dir auch professionelle Hilfe, wenn du spürst, dass das Mobbing traumatisierende Ausmasse annimmt. Wenn dies noch nicht der Fall ist, kannst du mit obigen Tipps diesen Traumastrudel präventiv vermeiden.

DU bist wertvoll. Du bist ein geliebtes Geschöpf. Du bist einzigartig. Und: Du bist NICHT schuld, dass du gemobbt wirst. Das Problem liegt NICHT bei dir!

Dieser Artikel entstand im Anschluss an ein Coaching von gestern mit einer Frau, die im Arbeitskontext Ausschluss erlebt. Diese Erkenntnisse liessen sie förmlich aufatmen, und es gelang ihr laut auszusprechen, was gut ist an ihr und v.a. „Ich bin nicht Opfer, ich bin selber Gestalterin meines Lebens. Diese Situation hat nicht das letzte Wort.“

 

Was uns letztlich wirkungsvoll in Erinnerung bleibt – auch im Coaching

Je eine Rückmeldung in zwei Coachings dieser Woche veranlassten mich, diesen Artikel zu schreiben. Es ist nicht das erste Mal, dass ich über die Wichtigkeit der Aktivierung unserer rechten (bildlichen, kreativen, sinnlichen, musischen usw.) Gehirnhälfte als Ausgleich zur kopflastigen, v.a. kognitiven linken schreibe. Damit sich etwas wirklich verankert in uns, braucht es das Zusammenspiel beider. Das Gespräch alleine ist letztlich nicht die Essenz, auch wenn es wichtig ist. Ich bediene mich im Coaching verschiedenster Tools, die v.a. dann, wenn es auf der Gesprächsebene stockt und sich die Themen im Kreis drehen, ebendiese rechte Gehirnhälfte aktivieren. Das können Bilder sein, die Assoziationen wecken, auf welche die Coachee im Gespräch gar nie gekommen wäre. Das können Meditationen sein, die durch die vorangehende Körperentspannung andere Regionen des Gehirns, v.a. aber auch des Nervensystems aktivieren und dann kreative Impulse senden, die zu einem Lösungsansatz führen können. Oder ich lasse die Coachee – so ihr das entspricht – mit Figuren eine Situation stellen, in welcher sie sich gerade befindet.

So habe ich das in den letzten Wochen bei zwei Coachees gemacht. Mit der einen habe ich eine Situation, die sich bei ihr regelmässig wiederholt, „stellen“ lassen mittels solcher Figuren, die Anteile von ihr darstellten (Stichwort „inneres Team“) – z.B. „die Angepasste“ oder „die Fürsorgliche“ usw. Es ging darum, das sichtbar zu machen, was an innerem Dialog in ihr abgeht, wenn sie es nicht wagt, im Team Hilfe zu holen – etwas, was ihre ArbeitskollegInnen selbstverständlich machen und auch ihr Entlastung bringen würde. Es war eine eindrückliche Sitzung.

Diese Woche dann meldete sie mir strahlend zurück, dass diese „alte Frau“ (eine Figur also, die sie ausgewählt hatte für ihren Anteil der inneren Selbstfürsorge) omnipräsent sei in ihrem Arbeitsalltag mit hoher Verantwortung, und sie immer wieder daran erinnert, dass sie Hilfe beanspruchen darf.

Das zweite Beispiel: Vor ca. zwei Wochen liess ich eine Coachee am Whiteboard zu verschiedenen Themen Bilder aus einer grossen Auswahl von Symbolkarten dort hinhängen, wo Emotionen entstanden waren. Es half ihr zu veranschaulichen, wie diese Emotionen sich in Bilder ausdrücken können.

Auch sie kam diese Woche wieder zu einer Sitzung und sagte als Erstes: „Also diese Bilder! Die sind mir eindrücklich nachgegangen!“ Es habe ihr geholfen, anstelle von Worten zu ihren Emotionen eben Bilder zu finden, und ihr sei so einiges klar geworden.

Ich denke, so geht es uns bzw. unserem Hirn, unserer Seele oder unserem Nervensystem auch ausserhalb einer Coaching-Sitzung: Was uns erinnerlich bleibt ist nicht eine Analyse, sind letztlich nicht Worte (auch wenn diese tief sitzen können), sondern das, was wir an Bilder, Farben, Emotionen usw. mit etwas Erlebtem assoziieren.

Ich möchte diejenigen unter uns, die spüren, dass v.a. ihre linke (kognitive, gesprächs- und wortlastige) Gehirnhälfte sehr dominant ist, ermutigen, mal andere Ebenen auszuprobieren. Kreative. Sinnliche. Bildliche. Körpersprache. Und so die Verbindung der beiden Gehirnhälften zugunsten von kreativen Lösungsansätzen zu fördern.

 

Was im Entscheidungsclinch helfen kann – bestimmt nicht der Kopf (alleine)!

Es gibt auch im Internet verschiedenste Ratgeber und Tools als Hilfe für Entscheidungen. Das Gängigste ist die Plus-/Minus-Liste, auf der man dann auch noch bei den einzelnen Aspekten die Gewichtung zwischen 0-10 markieren kann. Mir persönlich hilft das so gut wie nur auf Kopfebene. Wenn die Gefühle dann im Zerriss sind, hilft mir das Papier nicht mehr. Dann gibt es die „Entscheidungsmatrix“ – ein sehr effizientes Tool, das schon mehr auch die Gefühlsebene mit einbezieht. Wen es interessiert – ich gebe es gerne auf Anfrage weiter. Das Spannende und eine wohltuende Weite Generierende bei dieser Übung ist, dass man kreativ weitere Optionen integriert, an die man gar nicht gedacht hat, also nicht einfach bei den – meist – zwei Möglichkeiten bleibt. Denn: letztlich sind stimmige Entscheidungen immer vom Bauch/Herzen her gesteuert, was nicht heisst, dass der Kopf und Verstand „aussen vor“ gelassen werden sollen. Es geht um die Verbindung der drei Ebenen.

In einem viel früheren Post auf dieser Seite habe ich die „Stuhlübung“ beschrieben, die ich im Coaching, wenn ein/e Coachee eine Entscheidung treffen muss, manchmal anwende – mit erstaunlichen Resultaten. Auch das bringt weg vom nicht sehr hilfreichen „Hirnen“ in den Körper hinein, ins Spüren. Ich führe das jetzt nicht näher aus – ihr könnt bei Interesse runter scrollen bis ihr das Bild mit den beiden roten Stühlen sieht.

Eine weitere Möglichkeit: Man/frau geht einfach mal einen Tag lang mit der einen Möglichkeit „schwanger“, geht also durch den Tag, als hätte sie sich dafür entschieden, lässt die andere Möglichkeit beiseite und schaut am Abend, wie es ihr geht. Und dann am nächsten Tag dasselbe mit der anderen Option.

Was auch hilfreich sein kann, ist die Spiegel-Übung. Womit wir wieder beim Thema „Spiegel“ wären (siehe vorletzter Post 😉). Die Person, die eine Entscheidung zu treffen hat, stellt sich vor den Spiegel, schaut sich selber zu, wenn sie die eine Variante so formuliert, wie wenn sie sich dafür entscheiden würde, und dann dasselbe mit der anderen Variante. Dabei können wir uns nicht verstellen. Wir spüren intuitiv, wo mehr Energie fliesst, wo es „stimmiger“ ist, wo die Sprache klarer rüber kommt und v.a. wie sich die Mimik anfühlt.

Ähnlich dieser Spiegel-Übung ist die Übung mittels eines Sprachmemos. Dies habe ich letzthin bei einer zu treffenden Entscheidung, in welcher mir all das Hirnen und all die Positiv-Negativ-Listen nichts halfen, weil die Gefühle Achterbahn fuhren, selber angewandt. Ähnlich der Spiegelübung spricht man/frau die eine Variante z.B. ins Handy aufs Sprachmemo mit all den Konsequenzen, die diese Entscheidung haben könnte (soweit man diese im Vorfeld abwägen kann) und die Gefühle, die im Gedanken an die Entscheidung auftauchen. Dann dasselbe mit der zweiten Variante. Bezüglich einer zu treffenden Entscheidung drehte ich mich kürzlich endlos im Kreis, war blockiert, hatte zig Zettel mit all den Gedanken und kam doch nicht weiter. Da waren zudem die giftigen „du solltest doch“, „ist doch logisch“, „das musst du“ – etc. -Stimmen. Da entschied ich mich, raus zu gehen in die Natur. Gehend sprach ich also jede Variante ins Sprachmemo auf dem Handy. Es war für mich selber erstaunlich, nur schon die Tatsache, dass die Länge der beiden Sprachmemos sehr variierte und dann wie der Sprechfluss sich unterschied. Nach dieser „Übung“ war meine Blockade aufgelöst, ich konnte frei durchatmen und war wieder im Lot. Es war fern von Plus-Minus, es war vom Herzen her, und mein befreites Befinden danach sprach für sich. Und all die giftigen Stimmen wie „du musst“, „ist doch logisch“ usw. sind weg – und mein Entscheid wird wohl Einzelne aus dem Freundeskreis, denen ich die Entscheidungsfrage anvertraut hatte, eher erstaunen – doch da mein Entscheid sich schnell (nicht auf Kopfebene) tief in mir verankert hat, weiss ich, dass es richtig ist (für mich). Weil ich damit ein sensorisches Erlebnis gemacht habe, und nicht, weil ich es „er-hirnt“ habe!

Auf gute Entscheidungen – aus der Mitte heraus, aus der Verbindung von Kopf, Herz und Bauch.

 

(M)eine Reise in die Vergangenheit – und wie eine solche auch im Coaching klärend sein kann

Ich war kürzlich zur Erholung von einer langwierigen und schwächenden Covid-Infektion am Bodensee in den Ferien. Wunder- wunderschön, mit täglichem Blick auf den See, schon frühmorgens aus dem Bett und spätabends vor dem Einschlafen – Weite, Ruhe, Frieden mit unzähligen Stimmungen des Wetters vom Morgen- bis zum Abendrot. Ich komme ursprünglich aus dieser Gegend, und in diesen sieben Tagen hatte ich drei nachhaltige Begegnungen, die mich mit meiner Herkunft konfrontierten. Eine davon war geplant, zwei davon geschahen rein „zufällig“. – Ich habe in meinem bisherigen (nahezu 60-jährigen) Leben nicht zuletzt durch meine Ausbildung zum Coach aber auch einfach, weil ich an der eigenen Entwicklung interessiert bin, meine Herkunft gut reflektiert und bearbeitet. Und doch kommen dann immer wieder neue Aspekte. So boten auch diese Begegnungen erhellende Aha-Momente im Gespräch mit diesen „alten“ Bekannten, eine innerlich versöhnte „Reise in die Vergangenheit“, dankbar für das, was gut war, aber auch dankbar, was das Schwierige und die Schicksalsschläge an Gutem in meinem Leben haben wachsen lassen. Auch haben diese Tage in meiner Heimat (dem mir eigenen Dialekt, meiner Mentalität und der noch gut erinnerlichen Gegend) mich neu innerlich mit mir selbst verbunden.

Letzte Woche war ein Coaching speziell eindrücklich. Eine Frau mit schweren und jahrelangen Missbrauchserfahrungen, die sie therapeutisch angegangen ist, kommt zu mir mit dem Wunsch, dass sie die verbleibenden drei Jahre bis zur Pensionierung so gestalten kann, dass sie nicht „untergeht“. Wir kommen auf Themen wie Selbstfürsorge, Ich-Zeit usw. Wie oft erlebe ich – gerade wie auch bei dieser Frau – dass Menschen in helfenden Berufen zwar gut wissen, wie sie sich um andere kümmern, aber kaum, wie sie es für sich selber tun könnten. Wie wir den „grünen“ Bereich dieser Frau, also Tätigkeiten, Orte, Elemente, Menschen usw. usf. erforschen, die ihr guttun, die sie nähren, sagt sie so spontan: „Tönt gut, ist aber, als dürfte das alles gar nicht sein.“ – Auf dem Hintergrund meiner Information über ihre Missbrauchserfahrung, die zutiefst die Würde eines Menschen zerstören, stellte ich den Link dazu her, nicht im therapeutischen Sinn sondern eher, um ihr zu helfen zu verstehen, dass dieser Zusammenhang immer noch besteht. Sie seufzt und sagt: „Ich habe doch so viel Therapie gemacht!“ Ich ermutige sie dahingehend, dass einerseits unsere vulnerablen Stellen weiterhin in irgendeiner Weise vulnerabel bleiben können, wenn auch immer weniger schmerzhaft, andererseits auch dahingehend, dass jede Begegnung mit unserer Prägung, Herkunft, also die „Reise in die Vergangenheit“ eine Chance ist zur Klärung und zur immer wieder erforderlichen neuen Versöhnung damit. Wir sind nicht Opfer unserer Herkunft, wir dürfen trotz Wunden und schwierigen Erlebnissen aktive GestalterInnen sein. Ich gebe ihr den Satz zum Verinnerlichen mit: „Es darf jetzt auch mal um mich gehen“. Auf dass sich nach und nach neue Synapsen bilden und ihr Inneres diesen Satz nicht nur hören sondern auch glauben darf.

Im Heute leben ist der Schlüssel. Doch wie es in diesem Zitat auf dem Bild heisst: „Nur wer weiss, woher er/sie kommt, weiss, wohin er/sie geht“. Und dazu braucht es ab und zu eine (innere) Reise in die Vergangenheit,  die schmerzhaft sein  oder/und auch dankbar stimmen kann – jedenfalls klärend für ein Vorwärts.

Übrigens: eine weitere „zufällige“ Begegnung in meinen „über-dem-Bodensee-Ferien“ war diejenige beim ersten Frühstück mit einem befreundeten Ehepaar aus meiner Wohnregion. Wie waren wir doch alle überrascht… Und so schloss sich der Bogen von der Reise in die Vergangenheit mit dem Heute.

 

Die vielfache Funktion eines Spiegels – auch im Coaching

Letzthin wurde mir die hilfreiche Funktion eines Spiegels wieder mal bewusst. Es gibt sicher auch nicht hilfreiche – so wie wenn man darin fixiert ist auf Unebenheiten, sich nicht gerne sieht bzw. negative Selbstgespräche führt usw.

Nun – ich wohne ja seit langem im „Spiegel bei Bern“ und auch der Praxisraum befindet sich im Spiegel – von daher darf ein besonderer Bezug zum Thema durchaus naheliegend sein 😉. Meine Wohnung liegt auf der einen Seite nahe an hohen Bäumen – quasi fast ein bisschen wie im Wald – ich lebe hier mit den Jahreszeiten und mit dem Vogelgesang. Im Sommer hat es den Nachteil, dass die Bäume die Wohnung auf dieser Seite eher dunkel machen. Während meiner Krankheitszeit mit Covid April/Mai sass ich an meinem Lieblingsplatz in meiner Küche, lauschte dem Vogelgesang – und just kam mir eine Idee. Ich hängte einen Spiegel an die Wand – und war erstaunt über die dreifache Wunderwirkung. Einerseits sehe ich so den „Wald“ doppelt – also geradeaus direkt und auch seitlich indirekt, andererseits spendet der Spiegel mehr Licht und mehr Weite. Ich sehe im Spiegel einen Ausschnitt aus dem „Wald“, den ich sonst nicht sehen würde. So nutzte ich die Krankheitszeit, um auch an anderen Plätzen in meiner Wohnung Spiegel zu platzieren, was mehr Weite und Licht hinein gebracht hat und eine ganz neue Perspektive. Wie wohl tut das.

Perspektivenwechsel – das ist ja auch im Coaching oft das Thema. Wir sprechen oft vom „Spiegeln“ in Therapie, Beratung, Coaching. Das heisst, wir geben eine Art Echo auf das, was wir vom Gegenüber, also der/dem Coachee (Klientin) gehört haben, entweder wir wiederholen die Aussage – was so schon für das Gegenüber eine starke Wirkung haben kann („ach so, so habe ich das gesagt?“) oder wir geben es in eigenen Worten wider. Das gibt der/dem Coachee einen Perspektivenwechsel. Sie/er sieht sich durch den Spiegel, sieht neue Aspekte, der Raum öffnet sich, Licht kommt herein.

By the way: Auch im Coaching-Raum habe ich einen Spiegel. Der Sessel für meine KundInnen steht so, dass sie raumeinwärts schauen. Damit sie aber dennoch Weite erleben und etwas von der wunderschönen Aussicht ins Grüne haben, habe ich an der Wand von Anfang an einen Spiegel platziert. So sind sie nicht auf die Wand und auch nicht auf mich fixiert, sie können den Blick in die Weite schweifen lassen und kommen auch so auf neue Ideen (sehen sich selber jedoch nicht darin).

Ein Hoch auf den Spiegel 😊 – ein Perspektivenwechsel, eine indirekte Sicht und eine Schau weg von der einseitigen, beengenden Fixierung hinaus in die Weite lohnt sich allenthalben.

P.S. Dies hier ist ein Beispielbild – nicht aus meiner Wohnung.

Die Wunderwirkung eines Briefes an sich selber

Ein Brief an mich? Seltsam? Ich ermutige dich, euch, auch mich selber, dies einmal auszuprobieren. Natürlich sollte das in einem konkreten Zusammenhang stehen. Die (Wunder-)Wirkung wird nicht ausbleiben…

Immer mal wieder, wenn ich spüre, dass es Sinn machen würde, schlage ich einer oder einem Coachee vor, sich selber einen Brief zu schreiben. Dies natürlich unter Miteinbezug des aktuellen Themas. Es kann jedoch auch ein Selbstporträt sein, wo man in die Aussensicht geht und beschreibt, wie man sich in … Monaten/Jahren sieht. Oder ein Brief an die/den kleine/n (Oskar, Janine), die/der damals nicht gesehen wurde, nicht wertgeschätzt wurde. So von Mutter oder Vater zum eigenen inneren Kind. Ich habe schon erlebt, dass dann beim Vorlesen dieses Briefes lösende und heilende Tränen geflossen sind.

Eine Coachee kam mit dem Auftrag zu mir, einen guten Umgang mit der ungewollten Kinderlosigkeit zu finden bzw. herauszufinden, was ihr Leben denn sonst noch ausmachen könnte als die kräftezehrenden neuen Versuche, doch noch schwanger zu werden. Es waren Versuche, von denen ich bis anhin nicht gehört hatte. Sie wirkte von dieser Phase sehr erschöpft, doch die Trauer über die Kinderlosigkeit und der schmerzhafte Trigger bei jedem Mal, wenn sie eine Mutter mit einem Säugling sah, verunmöglichte es ihr – anfangs des Coachingprozesses – das Ganze loszulassen und sich mit ihrem Schicksal zu versöhnen und Plan B-Szenarien als ebenso wertvoll zu sehen.

Im Laufe der Sitzungen vertieften wir uns in die verschiedenen Möglichkeiten: Die Möglichkeit, es bis zur ihr selber gesetzten Frist (sie ist 43) nochmals zu versuchen. Dann die Möglichkeit, sich in der Trauerzeit vorübergehend von Müttern mit Kindern aus ihrem Freundeskreis zu ihrem Selbstschutz etwas zu distanzieren und sich einer Selbsthilfegruppe („ohne Kind“) anzuschliessen. Dann die Möglichkeit, neue Projekte anzugehen, zuletzt die Möglichkeit, zu visualisieren, wie es ihr gehen könnte in 1.5 Jahren, wenn es nicht geklappt hat und die Trauer weitgehend überwunden sein wird. Zu diesem letzten Punkt gab ich ihr die Aufgabe mit, als Martina (sie heisst nicht Martina) in 1.5 Jahren an die Martina in Trauer, also jetzt, einen Brief zu schreiben.

Diesen Brief brachte sie das letzte Mal mit. Sie hatte schon bei der Begrüssung einen anderen Gesichtsausdruck. Dann fragte ich sie, was sich ereignet hätte. Sie sagte „es ist vorbei“ (der Entscheid ist gefallen, es nicht mehr zu versuchen) und: „es fühlt sich gut an, auch wenn Momente der Trauer hochkommen. Ich habe aktiv entschieden“. Der Brief an sich selber in der Visualisierung, wie es ihr in 1.5 Jahren ohne Kind gehen könnte, hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt, dass sie von der Opferrolle ins Tun kommen konnte.

Sie fragte mich, ob sie mir den Brief geben soll. Ich schlug vor, dass sie ihn mir vorliest. Was sie mit einer klaren Stimme getan hat. Am Schluss kamen Tränen, sie sagte selber jedoch, es seien „gute“ Tränen. Auszüge aus dem Brief der Martina in 1.5 Jahren an die Martina im Jetzt: „Du bist hoffnungsfroh Pläne schmiedend für die Zukunft. Das bringt sogar das tiefe, innere Wissen hervor, dass das Weiterziehen im Leben ohne eigenes Kind ok ist und vieles neues Schönes Birgt. Der erste Schritt ist getan – der Schritt ins Loslassen, der dir das bestärkende Gefühl einer anderen, neuen Position gibt und nicht mehr das Gefühl der sich minderwertig fühlenden Frau, die es nicht geschafft hat, Kinder in die Welt zu setzen. Es ist das Gefühl von Antrieb und Zuversicht, das dir den Mut und die Energie gibt, dich auf Neues einzulassen. (…) Du brauchst nichts weiter zu tun, als das was du bereits tust, wenn du an schwierigen Passagen vorbei kommst: spüre in dich hinein, du weisst, was dir gut tut und hilft. Und es werden sich weitere Türen zu neuen Möglichkeiten öffnen. Bleib offen und neugierig, und wenn dich die Traurigkeit überkommt, dann pausiere, nimmt dir Zeit und trag Sorge zu dir. In Liebe, Deine Martina“.

Wir konnten nach dieser Sitzung das Coaching nach vier Sessions abschliessen. Es war rund, und die Frau voller Dankbarkeit, im Wissen, dass sie sich jederzeit wieder melden darf.

Es hat Kraft. Ist da in dir gerade Perspektivlosigkeit und du glaubst nicht mehr daran, dass es dir eines Tages wieder besser geht? Oder ist in dir ein verletztes inneres Kind, das den Trost deines erwachsenen Anteils braucht?

Viel Freude beim Ausprobieren!

P.S.: Handschriftlich ist vorzuziehen, da wir dann mehr bei uns selber und mehr mit dem Herzen verbunden sind.

 

Mein dreifaches Jubiläum im 2023: 15 – 30 – 60 – und weshalb Feiern wichtig ist

Erst kürzlich wurde mir der Dreiklang meiner Jubiläen in diesem Jahr 2023 bewusst: 15 – 30 – 60, eine schöne Zahlenreihe. Im Frühling 2008 gründete ich COACHING ONWARD; im Frühling 1993 kam ich nach Bern und im Sommer 1963 – ja, das könnt ihr sicher erraten… „Wenn das nicht nach einem Fest ruft!“ meinte eine alte Freundin, als ich ihr das erzählte.

So bin ich daran, mich inspirieren zu lassen für eine Feier und bereite das Fest vom Sommer langsam vor. Für das 15-Jahre-Jubiläum COACHING ONWARD werde ich mir für Mai einen Jubiläums-Hit (Sonderangebot) überlegen und ihn dann hier posten.

Wie geht es dir mit Festen, mit Jubiläen, mit deinem eigenen Geburtstagsfest, Jahr für Jahr? Ich denke, das hat u.a. damit zu tun, wie wir Geburtstage aus unserer Kindheit in Erinnerung haben, jedoch auch damit, was wir mit dieser Zahl – also z.B. dem Alter, assoziieren und wie es uns mit unserem (aktuellen) Leben so geht. Ehrlich gesagt, als ich heute in der Migros war und auf einem Plakat für die Seniorenkarte (ab 60…) geworben wurde, da erschrak ich schon ein wenig. Also gehöre ich ab Sommer in die Kategorie SeniorInnen, zumindest bei der Migros Genossenschaft… Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Es gibt so die Sprüche: „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ Oder: „Ist ja nur eine Zahl.“ Ich denke jedoch schon, es lohnt sich, in uns hinein zu lauschen, wie es uns mit unserem Alter geht und uns zu fragen, falls ein Unbehagen vorhanden ist, wie wir diesem begegnen können. Ein grosses Stück weit können wir beeinflussen, ob Erlebtes (Positives und Schwieriges) uns reifen und eine anziehende Ausstrahlung haben lässt oder ob (Schwieriges) uns zermürbt bzw. bitter werden lässt. Es ist nie (nur) das, WAS wir erleben, was uns prägt, sondern (vor allem) wie wir es interpretieren und integrieren. Schmerz und Verletzung dürfen sein, brauchen ihren Platz – und dann ist wieder Raum zum Loslassen und Versöhnen. Und Neues umarmen!

Warum ist Feiern wichtig? Für mich sind Jubiläen oder eben ein runder Geburtstag Anlass für eine Rückschau. Eine Rückschau, die vielleicht bedeutet, Dinge zu verabschieden, die noch vor 50, 40, 30, 20… Jahren möglich waren oder erträumt wurden und sich nicht erfüllt haben oder die z.T. tragischen Verluste nahestehender Menschen, gesundheitliche Ereignisse usw. Dann jedoch umso mehr dankbar für das, was z.T. unerwartet entstanden ist und sich wunderbar entwickelt hat. Was einfach GUT ist bzw. war, so wie es ist bzw. war. All das, was ich erlebt habe an Schönem und Schwierigem hat mich zu der gemacht, die ich bin, und dafür bin ich dankbar. Ich möchte an meinem Fest im Sommer nicht viele, aber bewusst ausgewählte Menschen durch meine Einladung würdigen, die auf verschiedenen Stationen meines Lebens prägend waren. Und somit wird mein sonntäglicher Geburtstag dann voraussichtlich wirklich „rund“ werden.

Das 15-Jahre-Jubiläum mit COACHING ONWARD erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit. Noch nie blühte mein Unternehmen so wie aktuell, noch nie war ich so im Flow in meiner Berufung. Und auch hier merke ich, dass 15 Jahre nicht „nichts“ sind. Zwei Mal hintereinander innerhalb eines Monats ist es mir kürzlich passiert, dass je eine ehemalige Coachee (Kundin) an einer Veranstaltung auf mich zugekommen ist, mich grüsste und ich sie fragend anschaute. Beide sagten je, sie seien doch bei mir im Coaching gewesen…. Oh, wie peinlich… Doch sie konnten es einordnen, und nach und nach kam auch bei mir die Erinnerung wieder. „Ist ja auch ein gutes Zeichen“, dachte ich. Da bin ich im Moment eines Coachings bzw. eines ganzen Coaching-Prozesses mit jemandem voll und ganz präsent, dann aber kann ich und muss ich es auch wieder ad acta legen. Anders wäre es mir nicht möglich, meinen Kopf und mein Herz wieder für neue frei zu haben. Und hier befruchtet die 60 auch die 15 in dem Sinne, dass nicht nur meine Erfahrung im Coaching und all meine Aus- und Weiterbildungen zum Zuge kommen, sondern auch meine reiche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis.

Lasst uns Jubiläen und Geburtstage feiern, lasst uns dankbar Rückschau halten für all das, was entstanden ist und möglich war. Und das, was nicht möglich war, versöhnt verabschieden und offen werden für die neue Etappe. Und lasst uns unseren ganz eigenen Stil finden im Feiern – ohne Vergleiche mit anderen und ohne Erwartungsdruck von aussen. Denn dann ist es wirklich ein Fest – UNSER Fest!

 

Fragen als Motor / Dünger im Coaching – aber auch in privaten Beziehungen

„Bisch e Frögli“ – so hiess es allenfalls auch mir gegenüber in dem Alter, in welchem kleine Kinder die Welt und das Leben durch Fragen entdecken und verstehen möchten und dadurch nicht selten die Geduld der Eltern auf die Probe stellen. Ich bin auch „e Frögli“ im Coaching. Anders geartet. Neugierig, und dennoch nicht aufdringlich. Denn ohne Informationen vom Coachee (KundIn) kann ich den Coachingprozess nicht lenken und weiss nur bedingt, was ich auf diesem Weg mitgeben kann.

In Rückmeldungen nach abgeschlossenen Coachings wird immer wieder betont, wie wichtig meine Fragen für die/den Coachee waren. Im professionellen Kontext werden v.a. offene Fragen gestellt – denn Fragen, die auf ein Ja oder Nein zielen sind ja oft beeinflussend. Offene Fragen sind die „W-Fragen“: Warum…? Seit wann…? Was…? Woher…? usw. Sie helfen dem Gegenüber, sein bzw. ihr eigenes Inneres zu erforschen, ohne sich in eine Ecke gedrängt zu fühlen. Denn das ist ja der Kern eines Coachings – ich führe mein Gegenüber an seine/ihre Antworten heran – nicht an meine!

Wie sieht das im privaten Kontext aus? Ich denke, grundsätzlich gelten hier die gleichen „Regeln“. Je mehr wir jemanden gerne anders hätten (und das sind nicht selten uns nahestehende Personen) tendieren wir dazu, „geschlossene“ also beeinflussende Fragen zu stellen. Immer ist auch u.a. der Tonfall entscheidend. „C’est le ton qui fait la musique» – sprich: wir kommunizieren zu 90% mit dem Körper, mit dem Blick, mit dem Tonfall. So kann auch eine offene Frage für das Gegenüber irritierend und beengend rüberkommen. Z.B. ärgere ich mich über ein Verhalten von jemandem und frage ihn bzw. sie scheinbar «offen», aber spürbar genervt: «Was bringt dir denn das?» Nur schon das «denn» ist ein Wort zu viel. Geschlossen wirkt es dann so: «Bringt dir das wirklich etwas»? Mit dieser Frage provoziere ich ein Nein bzw. beantworte sie selber schon dahingehend und darin ist bereits ein Urteil enthalten. Wertschätzend bzw. echtes Interesse signalisierend und wirklich «offen» wäre da z.B. die Frage: «Was hat dich dazu bewogen, so (…) zu handeln? Ich möchte das gerne verstehen.» Und selbst eine solche Frage, wenn da nicht WIRKLICHES wohlwollendes Interesse dahinter steckt, kann für die/den Befragten so rüber kommen, dass er/sie aufgrund der Intonation oder des Blickes, der Gestik spürt, dass es aufgesetzt ist.

Ich bin überzeugt, wir schaffen das auch in unseren engsten Beziehungen und geben ihnen dadurch Aufschwung und Wertschätzung. Es geht um eine positive Neugier bzw. eben Interesse gegenüber dem «Universum» oder «Kosmos» des/der Anderen. Eine Entdeckungsreise – fern von Beurteilung. Ein hoher Anspruch? Ich gebe zu: Im professionellen Rahmen gelingt mir diese Kunst bestens, im privaten – da stolpere auch ich ab und zu und bin am Lernen. Ich merke auch in meinen privaten Beziehungen den eminenten Unterschied zwischen interessiert fragenden Bekannten / FreundInnen und solchen, die kaum nachfragen, wo ich nicht weiss, wohin meine Information «verhallt». Ist Zurückhaltung im Fragen eine Tugend? Ich bezweifle das. Das Ausbleiben von Fragen öffnet ein Feld von möglichen Interpretation dessen, was der/die andere denkt oder ob das Erzählte / Gesagte überhaupt auf Interesse gestossen ist. Dies wiederum kann sich auf die Beziehung belastend auswirken. Ich denke, wenn die Fragen ein Ausdruck von Interesse und nicht unangemessener Neugier bzw. einem Zu-nahe-Treten sind bzw. eben nicht beurteilend oder beeinflussend, sind sie Dünger für die Beziehung.

In der Paartherapie gibt es einen sehr effizienten Ansatz, wenn ein Paar dazu neigt, dass sie einander regelmässig unterbrechen oder in verletzenden Kommunikationsmustern feststecken. Und zwar vorerst fern von Fragen: Zuerst erzählt der / die Eine zehn Minuten lang, was ihn / sie gerade beschäftigt. Das Gegenüber hört aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen, ohne Fragen zu stellen. Es ist in seiner Aufmerksamkeit ganz beim Anderen. Dann tauscht man die Rollen. Erst danach sind Fragen / Bemerkungen erlaubt. Und dann fallen diese weit respektvoller aus. Ausprobieren lohnt sich! Es hat schon Paarbeziehungen „gerettet“.

Aktives Zuhören ist immer ein Dreiklang von Zuhören (ohne Kommentar), dann aber auch interessiertem Fragen und zuletzt manchmal auch einfach einem Wiederholen in eigenen Worten dessen, was der/die Andere gesagt hat um zu signalisieren oder sicher zu stellen, dass man verstanden bzw. gehört hat. Ich habe eine Freundin, die darin sehr gut ist. Sie  ist beruflich weder Coach noch Therapeutin noch hat sie das in einem Kurs erlernt. Es ist einfach ein natürlicher Teil davon, wie sie Interesse bekundet – sie lebt Empathie. Es kommt so echt rüber, dass ich mich jeweils wirklich gehört fühle. Dies zeigt mir, dass das Ganze gar nicht so kompliziert ist sondern der Ursprung ganz einfach in einer grundsätzlich wertschätzenden und interessierten, empathischen Haltung liegt. Dann fliesst es von selber in die hier beschriebene Richtung.

Und dann gibt es Situationen, da ist unser Gegenüber derart in einer Not oder hat einen inneren Stau bzw. das Bedürfnis, uns an etwas Schwierigem Anteil haben zu lassen, dass das „einfache“ Dasein ohne viele Worte das Naheliegendste und Hilfreichste ist. Vielleicht eine Frage wie „was kann ich für dich tun?“ Oder die Versicherung „ich bin da für dich“.

Wir wissen: Jemanden ändern zu wollen bzw. zu (be-)urteilen, wie er oder sie lebt, denkt, handelt, fühlt, hat immer auch damit zu tun, dass ich letztlich mit mir selber nicht im Reinen bin und auch Selbstbe- (ver-) urteilung lebe. So gesehen dürfen wir uns auch auf die Reise machen, uns selber solche Fragen zu stellen, unser eigenes Universum liebevoll und wertschätzend, urteilslos zu entdecken und uns auch ab und an von jemand Professionellem zugunsten einer Persönlichkeitsentwicklung objektiv spiegeln und durch wohlwollende, aber auch herausfordernde Fragen anregen und entwickeln zu lassen.

Denn: WENN jemand uns verändern kann, dann sind nur wir selber es, und dies ausschliesslich dann, wenn wir uns wertgeschätzt fühlen oder uns selber wert schätzen. Dies legt den Boden für eine gesunde Entwicklungsrichtung.

Die neuste Ausgabe einer Fachzeitschrift (P&S) widmet sich genau diesem Thema „Fragen“. Hier zwei zentrale Zitate:

  • „Fragen zu stellen ist ein Zeichen von Offenheit, Neugier und echtem Interesse am anderen und senden das Signal: Ich möchte dich verstehen. Und ich möchte verstanden werden.“
  • „Wer eine klare Frage formulieren kann, besitzt schon einen Schatz. Eine Frage zu haben bedeutet, dass sich ein Thema (… eine Person…) bei mir so stark zu einem Interesse verdichtet hat, dass es mir der Mühe wert ist, ihm nachzugehen.“

Explizit dann im professionellen Kontext wird u.a. unterschieden zwischen Explorationsfragen, informationsprüfenden Fragen, hedonistischen Fragen, lösungssuchenden (und nicht lösungs-vorgebenden!) Fragen, induktiven Fragen, deduktiven Fragen usw. Ich verzichte darauf, dies hier weiter auszuführen.

Ich wünsche dir, uns, mir eine wertschätzende „Neugier“ – besser: ein echtes Interesse am Gegenüber und dass sich auch für dich und Menschen in unserem Umfeld echt interessieren und unseren „Kosmos“ entdecken wollen – fern von Urteil oder davon, uns ändern zu wollen.

 

Was kann unser Lebenssinn sein?

Vor genau 25 Jahren besuchte ich den Jahreskurs „Psychologie nach Alfred Adler“ vom Adler-Institut. Mir stellte sich damals aufgrund eines einschneidenden und nachhaltigen Ereignisses die Frage, wie ich unter neuen Bedingungen mein Leben gestalten kann. Und so wählte ich für die Abschlussarbeit dieses Kurses das Thema „Lebenssinn“.

Dieses Thema begegnete mir in den letzten Woche zweifach wieder: Einerseits in der Lektüre des Buches „Eden Culture“ meines zeitgenössischen Lieblingstheologen und -philosophen Johannes Hartl. Ich wurde an meine damalige Arbeit erinnert. Andererseits stellte letzthin eine Coachee im Zusammenhang mit dem Definieren, was ihr Auftrag im Coaching ist die Frage „Wer bin ich?“. Auch diese Frage hat letztlich mit der Frage nach dem Lebenssinn zu tun.

In meiner Arbeit damals zitierte ich v.a. Alfred Adler, aber auch Paul Tournier, ein Arzt, geb. 1989, der für mich zu jener Zeit vor 25 Jahren ein Lieblingsautor war und mich sehr inspirierte.

Ich mache hier eine Zusammenfassung erstmals meines Fazits von damals. Klar ist, dass glückliche Menschen eher selten die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Erst Krisen, Erschütterungen führen uns unweigerlich daran heran. C.G. Jung sagte, dass die Neurose das Leiden der Seele sei, die ihren Sinn nicht gefunden hat. – In der Suche nach Antworten gibt es auch ungünstige Ansätze, die sich aus unreifen Glaubensmustern bilden wie z.B. „Ich bin der Grösste“ (und diese Person muss das dann überall auch für sich selber unter Beweis stellen). Ungünstige Ansätze bilden sich alle aus einer Form von Minderwertigkeit. – Günstige und hilfreiche Ansätze formulierte Adler in einem Dreiklang: Zufriedenheit und Sinn in der Arbeit, Engagement in der Gesellschaft und die Liebe. Er drückt es pointiert aus, dass Leben heisse, für die Gesellschaft zu leisten. Mir war schon damals dieser Ansatz zu einseitig, und Paul Tournier geht hier auf eine etwas andere Ebene: Es geht um Begegnungen, und diese auch wieder in einem Dreiklang: Die Begegnung mit einer Idee (die mich anspricht), die Begegnung mit Menschen (mit denen ich mich verbunden fühle) und dann eben auch die Begegnung mit Gott. Denn was ist, wenn all der an Menschen oder an eine Aufgabe gebundene gefundene Lebenssinn aus irgend einem Grund wegbricht? – Unser damaliger Kursleiter formulierte einen anderen Dreiklang: 1. Selbstverwirklichung (das Einsetzen von eigenen Stärken), 2. Beziehungen (die Öffnung zum Du) und 3. Werte (der Einsatz für einen Wert, eine Idee, eine Philosophie oder Religion). Ich zitierte dann in meiner Arbeit noch einen Psychotherapeuten James Hillmann, und dieses Zitat ist für mich nach wie vor so sehr wahr und spiegelt sich auch in meiner Arbeit als Coach wider: „DIE EIGENTLICHE MENSCHWERDUNG GELINGT ERST DANN, WENN EIN MENSCH IN ÜBEREINSTIMMUNG MIT DER EIGENEN BESTIMMUNG LEBT. WER DIES NICHT TUT, SPÜRT IMMER WIEDER, WIE „ETWAS“ VERSUCHT, IHN IN EINE BESTIMMTE RICHTUNG ZU DRÄNGEN. DAS NICHT BEACHTEN DIESER STIMME KOMMT EINER PSYCHISCHEN SELBSTVERSTÜMMELUNG GLEICH. DAS ERSCHÖPFENDSTE IM LEBEN IST, AUF DAUER GEGEN DIE INNERE BERUFUNG ZU LEBEN UND NICHT ZU TUN, WAS WIR KÖNNTEN.

Und nun zitiere ich noch ein paar Sätze aus dem Buch von Johannes Hartl, die mich tief angesprochen haben: „SINNFINDUNG HAT DAMIT ZU TUN, EINEN WERT ZU ENTDECKEN, DER ABSOLUT GILT, ZU IHM JA ZU SAGEN UND ZU VIELEN ANDEREN NEIN.“ (…) „BEI DER SUCHE NACH DEM SINN DES LEBENS GEHT ES UM DIE BEREITSCHAFT, DAS LEICHTE UND ANGENEHME DEM WIRKLICH WERTVOLLEN UNTERZUORDNEN. IMMER DAS ANGENEHME ZU TUN IST DER SICHERE WEG IN EIN SINNLOSES LEBEN.“ (…)  „Für welchen höchsten Wert bin ich bereit, zu arbeiten, zu leiden und zu leben?“ (…) „SINN IST WICHTIGER ALS GLÜCK.“ (…) „Es geht um Ziele, die ausserhalb des Selbst liegen.“ (…) „Ohne Leid kein Sinn“ (sei zu kurz gefasst, jedoch sei es oft so, dass erst das Leid uns zur Sinnsuche zwinge.)

Johannes Hartl geht auf die für mich tiefste Ebene. Viktor Frankl erlitt das KZ und gründete dort die Logo (Sinn-) Therapie. Sinn können wir also – wenn wir dazu bereit sind – auch einem Leiden geben. Wir sind nicht hilflos dem Schicksal ausgeliefert. Im Unterkapitel „Sinn ist wichtiger als Glück“ beschreibt er das Video über ein Paar, das kurz vor der Hochzeit erlebte, wie ein Unfall das Gehirn des Mannes schwer beschädigte und er zeitlebens auf Hilfe angewiesen sein würde und dies für seine Frau viel Verzicht bedeutet. Sie entschieden sich dennoch zu heiraten. J. Hartl schreibt: „wie die Frau über all das spricht und die liebevolle Selbstverständlichkeit, mit der sie einen Weg gewählt hat, der alles andere als leicht ist, strahlt auf unmittelbar berührende Weise. Was die beiden ausstrahlen, mutet fast heilig an. ES IST MEHR ALS NUR GLÜCK. ES IST ETWAS VIEL TIEFERES. SINN.“

Die Frage der erwähnten Coachee „wer bin ich?“ wird uns u.a. auch auf die Spur führen, was für einen Sinn SIE dem Leben geben möchte, wo SIE die Schwerpunkte setzt. Denn die Identitätsfrage ist immer auch eine Sinnfrage.

Ich wünsche dir, Leser und Leserin, ein Innehalten und Nachsinnen, was für DICH der Sinn des Lebens ist, der auch in Erschütterungen Bestand hat. Mir half meine Arbeit vor 25 Jahren sehr, meinem Leben einen (tieferen) Sinn zu geben, da ich mich unmöglich mehr über das Bisherige definieren konnte. Zehn Jahre später fand ich dann zudem in meine Berufung als Coach. Dennoch glaube ich, dass auch wenn das Ausüben dieser Berufung aus irgend einem Grund nicht mehr möglich wäre, ich mein Leben nicht als sinnnlos empfinden würde, da die Werte, für die ich lebe, über dies hinaus gehen. Gefunden habe ich diese Werte (auch) durch eine Leidens-Strecke, für die ich so gesehen auch dankbar bin. Ich sehe gerade in meiner Berufungsgeschichte einen von unsichtbarer Hand gesponnenen roten Faden. Vor ca. einem Jahr habe ich dies niedergeschrieben, und staunte selber darüber.

Wer interessiert ist an meiner damaligen Arbeit 1998 zum Thema Lebenssinn (sie umfasst lediglich sieben Seiten) oder an meiner Berufungsgeschichte („der rote Faden“), darf mir eine Mail schreiben.

 

Nachhaltigkeit – mal aus einer anderen Perspektive

Wir waren letzte Woche im Engadin. Es war traumhaft, die Kulisse, das Licht, die Ruhe, die der Schnee und die Landschaft, aber auch die Engadiner-Häuser mit ihren dicken Mauern ausstrahlen – einfach Erholung pur. Wie kann ich das in nachhaltiger Weise in den Alltag rüber retten? Und wie geht es mir, uns mit Nachhaltigkeit in anderen Belangen (ich schreibe hier bewusst zu anderen Aspekten als zur Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und bezüglich Umwelt)? Bezüglich Erholungswert? Bezüglich Begegnungen? Bezüglich Beziehungen im engeren und weiteren Sinn? Und last but not least bezüglich einer Coaching-Sitzung bzw. eines Coaching-Prozesses?

Ich beginne aus aktuellem Anlass mit den Ferien. Seit längerem habe ich mir angewöhnt, nach Ferien noch zwei Tage zu Hause anzuhängen, an welchen ich nichts geplant habe. Ich möchte den Ferien-Modus bewusst nachklingen lassen, integrieren in die Alltagsumgebung. Dazu gehört für mich, in dieser freien Zeit auch nochmals innerlich nochmals die wunderschöne Landschaft zu visualisieren, auch die Gerüche (ich habe mir dazu ein ätherisches Arvenholz-Öl gekauft und meine Wohnung riecht aktuell „ferienmässig“ 😊), die Ruhe, die Begegnungen. Am Morgen, wenn ich erwache, stelle ich mir vor, ich sei noch in der Ferienwohnung. Usw. usf. – Meine Erfahrung hat gezeigt, dass auf diese Weise das Feriengefühl zumindest etwas länger hinhält, als wenn ich mich Hals über Kopf wieder in Aktivitäten und neue Begegnungen stürze und neue Eindrücke brauche.

Wir sind in unserer heutigen Zeit versucht, Eindrücke auf Eindrücke, Erlebnisse auf Erlebnisse, Begegnungen auf Begegnungen, Beziehungen auf Beziehungen etc. etc. zu packen. Das einzelne Erlebnis (Begegnung usw.) kann somit gar nicht mehr vertieft nachhallen und verliert somit auch den Wert. Ich möchte uns ermutigen, einfach mal länger bei etwas zu verweilen und dies auch im Nachgang in Gedanken und mit allen Sinnen zu geniessen, sprich: auf der Zunge zergehen zu lassen.

Das kann auch auf Begegnungen oder Beziehungen „angewendet“ werden. Ich glaube, dass eine Begegnung mit einem Freund, einer Freundin nur dann nachhaltig und diese Person auch wertschätzend ist, wenn wir nach dem Zusammensein einerseits innerlich verbunden bleiben mit liebevollen Gedanken an das, was die Person uns mitgeteilt hat und was wir miteinander erlebt haben, anderseits aber auch äusserlich durch Zeichen, dass wir weiter verbunden sind, sprich: Interesse, Bekundungen unserer Liebe oder Sympathie.

Und im Coaching? Es ist nicht getan mit einer oder mehreren hilfreichen Sitzungen. Es geht darum, das Erkannte, Gelernte usw. umzusetzen. Tagtäglich, wie ein Training. Auch hier lohnt es sich, nach einer Sitzung nicht gleich zum nächsten Termin zu sprinten sondern zu Hause das Gehörte, das Erkannte, das Erlebte zu vertiefen. Und dasselbe gilt umso mehr nach einem abgeschlossenen Coaching-Prozess. Das neue, auch und v.a. neue Glaubenssätze kontinuierlich in den Alltag einzubauen. Dann ist Coaching nachhaltig.

Lasst uns selber uns fragen, was uns dazu antreibt, mal nicht bei einem Erlebnis, bzw. einer Begegnung usw. verweilen zu können. Es kann auch eine Art „Konsumations-Charakter“ haben, wenn auch nicht materieller Art, wenn wir ständig auf der Suche sind nach neuen Eindrücken, neuen Begegnungen, neuen Beziehungen, neuen Kicks. Damit werten wir das einzelne Erlebte, die einzelne Begegnung ab und verpassen die innere Vertiefung und das „auf-der-Zunge-vergehen-lassen“. Lasst und die Nachhaltigkeit neu entdecken – und damit auch die Langsamkeit. Wir schulden es unserer Seele, unserem Körper und unseren Beziehungen.

 

Wenn – und warum – Bestätigung von aussen nur begrenzt fruchtet

Wir alle brauchen sie: Bestätigung, Wertschätzung, Ermutigung, „Erlauber“ auch von aussen. Und mit diesem Artikel möchte ich die Notwendigkeit, dies anderen zuzusprechen aber auch selber empfangen zu dürfen, nicht schmälern. Es gibt jedoch ein Aber, und ich zeige dies u.a. aufgrund eines Praxisbeispiels von einem Coaching dieser Woche auf.

In der aktuellen Zeit mit so viel Social Media wie noch nie und all den „Daumen hoch“-Likes sind viele Menschen – leider v.a. Jugendliche, aber ja, auch Menschen reiferen Alters – weitgehend davon abhängig bzw. identifizieren sich und ihr Selbstbild darüber, was andere auf ihre Posts, auf ihre Selfies, auf ihre Beiträge, auf ihre Bilder usw. schreiben oder sagen.

Ja, wir brauchen Bestätigung. Und auch ich mag es natürlich, wenn ich – gerade im Coaching – positive Feedbacks erhalte, und sie geben mir Schubkraft. Und ich mag es sehr, wenn meine Artikel auf LinkedIn auf positives Echo stossen. Dies zur Notwendigkeit und dazu, dass dies auch ein Teil des Ausdrucks von Wertschätzung ist.

Doch was ist, wenn dies zutiefst in uns nicht ankommt und wir immer neue „Schübe“ von Bestätigung und Likes brauchen? Was ist, wenn wir uns mehr und mehr übers Aussen, also über die Reaktion von Anderen auf uns abhängig machen und tief innen uns selber gar nicht diese Wertschätzung zusprechen können ?

Diese Woche hatte ich zu diesem Thema ein eindrückliches Coaching. Eine Frau, eingebettet in einer wohlwollenden Ehe mit einem Mann, der ihre Art wertschätzt, sie nie unter Druck setzt, ebenso mit Eltern, die ihr gegenüber wohlwollend sind, leidet enorm unter dem hohen Anspruch an sich selber. Und sie erhält immer wieder von aussen die Bestätigung, dass sie es gut – oder sogar sehr gut – macht. Gerade hat sie eine neue Stelle angetreten, und das Team ist sehr wohlwollend und betont, sie solle sich die nötige Zeit zur Einarbeitung lassen. Sie selber jedoch setzt sich unter Druck, weiss im Kopf sehr genau, dass dies nicht nötig ist, dass sie das OK, also den „Erlauber“ von aussen hat, sich Zeit zu lassen (oder auch mal Fehler zu machen) – doch das „Aussen“ kann das noch so viele Male sagen – es kommt tief innen nicht an, es fällt auf unfruchtbaren Boden.

Kennst du das? – Im Gespräch fanden wir einerseits die Ursache, weshalb sie sich so anstrengt im Leben und „gut“ sein will und arbeiten daran, die verinnerlichten blockierenden Glaubenssätze aufzudecken, zu entlarven, verabschieden und neue zu integrieren. Dies braucht jedoch Zeit, das Hirn kann die neuen Verknüpfungen nicht so schnell herstellen. Es braucht ihre eigenen „Erlauber“, von tief innen heraus. Nicht „die Anderen erlauben mir, mir Zeit zu lassen bzw. Fehler zu machen“ sondern „ich darf Fehler machen und bin dennoch angenommen“.

Es gibt Momente, da gelingt ihr dies schon sehr gut. Da kann sie sich selber die Ermutigerin sein, sich selber Gutes und positives Feedback zusprechen. Und spürt, dass dadurch etwas in ihr zur Ruhe kommt. Denn aus welchen Gründen auch immer wir ein Manko an Selbstwert oder Gelassenheit, oder… haben: All die Stimmen, die uns als Kind negativ getriggert und verunsichert haben, können wir heute uns selber auf positive Art und Weise sein: die wohlwollende Mutter, der ermutigende Lehrer usw. usf.

Und dann sind Komplimente, Likes, Ermutigungen usw. nicht mehr etwas, woran wir förmlich kleben, sondern das Sahnehäubchen. Und nochmals: Lasst uns unbedingt einander ermutigen, Liebesbotschaften zukommen lassen usw. – sie sind umso schöner, wenn wir sie in aller Freiheit geben und empfangen können. Und sie fallen dann auf fruchtbaren Boden, wenn wir uns dies alles auch von Herzen selber zusprechen können. Von tief innen.

 

Wie Langeweile (und leere Pausen) das Leben und auch ein Coaching kreativ befruchten kann

Die Idee zu diesem Artikel und die Gedanken dazu wurden „lanciert“ durch ein Kurz-Video eines meiner „Inspiratoren“ Johannes Hartl zum Thema Langeweile. Kurz zusammengefasst sagt er, dass Langweile (im negativen Empfinden) das ist, was dein Geist empfindet, wenn er nicht gewohnt ist, das Hier und Jetzt und sich selber auszuhalten. Jedoch ist Langeweile ein wichtiger Raum, aus dem erst Kreativität entsteht. Menschen, die ständig aktiv und in Bewegung sind, sich „zuballern“ bzw. immer Programm haben, haben keine Kreativität.

Ich bin von meiner Art her schon eine Person, die Zeiten der „Leere“ (für mich ist das positiv belegt) braucht. Und zwar regelmässig, täglich. Das war schon in meinen Zwanzigern, wo ich noch mehr im Saft und sportlich war, so. Ich erinnere mich, wie ich mein Zimmer in einer Sprachschule in North Yorkshire 1986 u.a. mit einem Poster dekorierte mit dem Spruch „Daydreaming is my best subject“. Nein, faul war ich nicht, aber da war wohl immer eine Prise Gemütlichkeit in mir, und dies auch in Zeiten, in welchen ich viel unterwegs und sportlich aktiv war.

Als in der Freizeit ab und zu kreativ Schaffende hat es sich gezeigt, dass es in Phasen, in welchen meine Woche termin-beladen ist, gar nichts bringt, wenn ich auch noch einen halben Tag Kreativität einplane. Aus Erfahrung fliesst die Kreativität erst, wenn ich mindestens einen ganzen Tag wenn nicht zwei bis drei am Stück in den Modus der Langeweile komme, einfach kein Termin am Horizont ist und ich sogar ganz alleine bin. Das muss jedoch zuerst ausgehalten werden. Was dann daraus aber entsteht, ist wohltuend und lässt mich selber wieder spüren.

Ich kenne Menschen, die halten das Alleinsein (ohne Berieselung, ohne irgendwelche Aktivität) nur schwer aus. Und wenn sie mal dazu gezwungen werden, fliehen sie spätestens tags danach wieder ins „Aussen“ und lenken sich ab. Es könnten ja im Alleinsein und in der „Leere“, also Langeweile, innere Ungeheuer auftauchen…

Was hat das nun mit dem Coaching zu tun? Ich habe die ganzen bald 15 Jahre, seitdem ich selbständige Coach bin, zwischen einzelnen Sitzungen immer eine grosszügige Pause gelassen. Ich will mich in der Ruhe des Praxisraums, bevor eine Coachee kommt, sammeln und mich inspirieren lassen für die kommende Sitzung. Manchmal kommen mir dabei tatsächlich kreative Ideen. Dasselbe gilt aber auch für die Sitzung an sich. Als eine, die grundsätzlich speditiv unterwegs ist und mit der Tendenz, einer/einem Coachee eher zu viel Material mitzugeben (schliesslich zahlt sie/er aus der eigenen Tasche!), habe ich diesbezüglich zu reduzieren begonnen und das Tempo während der Sitzung runtergefahren. Das heisst auch, dass ich zwischendurch einfach mal eine Pause, in welcher weder ich noch mein Gegenüber spricht, aushalte. Bis es fast unangenehm wird. Aber gerade dann, so erlebe ich das immer mal wieder, kommt die/der Coachee oft mit einer Idee oder hat er/sie eine Inspiration, die vor lauter Geschäftigkeit und Reden gar nicht hätten auftauchen können.

So wünsche ich dir die Entdeckung der so verschmähten Langeweile, bis dass sie fast weh tut – und dann: Ein Hoch auf die dabei entstehende Kreativität!

Und nebenbei: Es stimmt nicht, dass nur bestimmte Menschen kreativ sind! Kreativität hat viele Gesichter, und vielleicht hast du sie einfach noch nicht entdeckt, weil du zu hochtourig unterwegs bist? Schöne Entdeckung dir, mir, uns allen!

 

Das Bedürfnis der Hochsensiblen nach Verarbeitungsraum: Notwendigkeit, Chance und Herausforderung

Obwohl zurzeit ca. 70% der mich aufsuchenden Menschen Hochsensible / Hochsensitive sind, schreibe ich zu meinem eigenen Erstaunen hier auf meinem Blog wenig zu dieser Thematik. Die erwähnten Videoaufnahmen / Interview (siehe letzter Post), die eine junge Videojournalistin letzte in meinem Praxisraum zum Thema Hochsensibilität mit mir als Fachperson machte, rückten mir selber die Themen wieder mehr ins Bewusstsein.

Ein Aspekt der Hochsensitivität ist das erhöhte Rückzugsbedürfnis – positiver formuliert: das Bedürfnis nach Verarbeitungsraum. Da das Nervensystem Hochsensibler mit weniger Filtern versehen ist, kommen eine gegenüber normal Sensiblen stark erhöhte Menge an Informationen, Reize und Eindrücke ins Innere, die es dann auch wieder zu verarbeiten und „abzubauen“ gilt. Hier noch einmal: Hochsensibilität oder – wie man mehr und mehr sagt – Hochsensitivität ist KEINE Störung, keine Krankheit sondern eine (meist angeborene) Beschaffenheit bzw. ein Persönlichkeitsmerkmal.

Nimmt sich eine hochsensible Person diese Zeiten zur Verarbeitung nicht (vielleicht, weil sie so sein möchte wie alle anderen, also so durchgetaktet und schnellebig durchs Leben geht um nicht aufzufallen – denn die Hochsensiblen machen nur mal 10-15% der Bevölkerung aus, und so fühlen sich viele HS nicht verstanden und nicht zugehörig), kann das fatale Folgen haben, sowohl emotional / psychisch (Depression, Angststörungen, Burn Out) als auch körperlich (immunologische Leiden, Herz-Kreislauferkrankungen u.v.m.) .

So setze ich fast immer bei einer mich aufsuchenden hochsensitiven Person dort an, wo die Integration und die Annahme ihrer ja eigentlich so wertvollen Beschaffenheit (man denke an die höhere Empathiefähigkeit, an die Kreativität, an die Feinfühligkeit, an die Sinnlichkeit, an die Ästhetik, an die Differenziertheit usw. dieser Personengruppe) noch nicht stattgefunden hat. Gerade da, wo eine HS-Person schon als Kind nicht „so“ sein durfte, hat es gelernt, diese Eigenart selber zu bekämpfen. Doch das geht nicht und rächt sich irgendwann.

Zurück zum Rückzugs-/Verarbeitungsbedürfnis: Ich selber – lange bevor ich wusste, dass ich HS bin – war kurz vor meinem dreissigsten Lebensjahr in einer dreimonatigen Schulung, die gemeinsames Leben beinhaltete. Ich hatte dort so gut wie keinen Rückzugsraum. – Danach lebte ich für kurze Zeit bei einer Familie, da ich mich auf einen Einsatz vorbereitete und meine Wohnung dazu aufgelöst hatte. Die Gastgeberin fragte mich mal, ob es mir nicht gut gehe, ich sei so viel alleine in meinem Zimmer. Ich war erstaunt – nein: mir ging es sehr gut. Und heute sehe ich es als damals die (Not-)bremse, eine Art Kompensation, die für meine Beschaffenheit viel zu überstimulierenden drei Monate, die viel Extraversion forderten, langsam im Nervensystem abzubauen und die Eindrücke zu verarbeiten. Erst nach dieser Zeit bei dieser Familie war ich dann wieder bereit für den nächsten ebenfalls herausfordernden Einsatz mit fast ununterbrochen Begegnungen.

Auch von Coachees (KundInnen), die sich als hochsensibel / hochsensitiv erkannt haben, höre ich solche Beispiele, oder einfach auch Beispiele, wie sie sich regelmässig ihre Verarbeitungszeiten einbauen (müssen!), um die Reizflut abzubauen und im Nervensystem wieder in den grünen Bereich zu kommen. Da sagte mir mal eine verheiratete Frau, dass sie manchmal einfach tagsüber ins Bett liege (wach) und in den Garten schaue. Ohne Buch, ohne Musik, einfach um wieder zu sich zu kommen. Eine andere Frau erzählte, dass sie die angestauten Erlebnisse / Gefühle täglich in der Kindergartenzeit ihrer Tochter in Ausdruckstanz in ihrem Wohnzimmer verarbeite. Ein männlicher hochsensibler Coachee musste sich regelmässig (in Absprache mit seiner Familie, weil diese wusste, dass sie danach wieder mehr von ihm hat) in seine Werkstatt zurückziehen und dort werkeln und darin seine Eindrücke verarbeiten. Auch ruhige Lieblingsplätze in der Natur, z.B. mit rauschendem oder plätscherndem Wasser können helfen, wieder runter zu kommen. Usw. usf.

Dies zur Notwendigkeit. Die Chance dieses Rückzugsbedürfnis ist, dass darin viel Schönes entstehen kann: tiefe Gefühle die z.B. zur Kreativität führen. Oder ein neuer Zugang zur Liebesfähigkeit und zu einer erfrischten Begegnung mit PartnerIn und / oder Kindern / Freunden. Oder die Fähigkeit, etwas, was bis jetzt nicht klar kommuniziert werden konnte, sehr verständlich auszudrücken – einerseits für sich selber, andererseits für Bezugspersonen.

Die Herausforderung ist, dass sich HS-Personen im Rückzug verlieren können. Das Leben ist auch bei ihnen zyklisch. Auch wenn sie tendenziell gegenüber nicht HS-Personen eher im „Innen“ leben, also in einer reichen Innenwelt und dies auch gut ist, darf es nicht zu einem Selbstläufer werden. Es geht darum, sich immer wieder bewusst den Reizen (und hier natürlich vor allem den angenehmen, aber auch mal bewusst den unangenehmeren – siehe Thema schmale Komfortzone im letzten Post) auszusetzen. Ansonsten fühlen sich HS-Personen immer stärker nicht zugehörig und vereinsamen.

Darum, liebe HS-Personen: Nehmt euch unbedingt die Rückzugs- und Verarbeitungszeiten. Das ist eine Notwendigkeit – und ihr werdet euren Stil und euer Mass finden. Und ihr werdet sehen, mit welcher Schönheit und Kreativität und Liebe ihr wieder auftaucht. Achtet darauf, dass ihr euch nicht im Rückzug verliert und verschenkt euren Reichtum dieser Welt. Sie braucht ihn, sie braucht uns!

 

Coming soon, Grüsse zum Jahreswechsel und was mir ein kürzlicher Videodreh zeigte

Vor kurzem wurde ich von einer jungen Videojournalistin i.A. angefragt, ob ich bereit wäre, für ihre Diplomarbeit, die sie bei einem Radiosender der Innerschweiz zum Thema Hochsensibilität erstellt, ein Video-Interview als Fachperson / Coach für Hochsensible zu geben. Zuerst sagte ich ab, nur schon weil mein Raum für ein solches Vorhaben eher klein ist und weil ich nicht weiss, wie „medienwirksam“ ich rüber komme. Ich bin aus der Übung, habe auch schon länger keine Vorträge mehr gehalten. Doch nach kurzer Zeit entschied ich mich, mich der Herausforderung zu stellen, zumal ich gar nichts verlieren sondern nur gewinnen konnte.

Die Vorbereitung an sich war für mich eine Herausforderung. Obwohl ich regelmässig Coachings (nicht nur, aber vor allem) für Hochsensible / Hochsensitive gebe und 2014/2015 einen spezifischen Lehrgang zur Fachperson in dieser Thematik am IFHS absolviert habe, eine Zeitlang Vorträge zum Thema hielt, brauchte es etwas Zeit, auf übergeordneter/theoretischer Ebene wieder in die Gänge zu kommen.

Doch es gelang (allerdings habe ich das Video noch nicht gesehen – wie erwähnt: „coming soon“ unter – und nun anklicken:  Presse und Stimmen). Die Erfahrung war durchwegs positiv. Die beiden jungen Frauen, beide im Studium im Medienbusiness und sich selber als hochsensibel einschätzend, stellten mir zwischendurch in den Aufnahmepausen immer wieder persönliche Fragen. Mich beflügelte dieser Austausch so quasi als „Mutter“, und ich spürte, dass ich auch im Interview dann aus dem Vollen der Erfahrungen der letzten 15 Jahre schöpfen konnte. Ich merkte aber auch, dass die Welten, in denen sich Menschen um die Zwanzig herum bewegen und die Fragen, die sie sich stellen, sehr von denen meiner Generation unterscheiden.

Und so verliess ich nach diesem Nachmittag der Aufnahmen und dieser Begegnung meinen Praxisraum einerseits dankbar und ermutigt, andererseits auch nachdenklich. Ja, 2023 wird das Jahr sein, in welchem ich die Sechzig erreichen werden. Und wie alt waren doch für uns als Zwanzigjährige die Sechzigjährigen! Ich plädiere hier für den Brückenbau – beide können voneinander profitieren. Von den insgesamt um die dreissig neu angemeldeten Coachees im zu Ende gehenden Jahre waren fünf Personen im Alter zwischen 20 und 30, und sie liegen mir – wie alle anderen – sehr am Herzen; ihre Entwicklung, ihr Potential, aber ab und an auch ihre (nicht ganz offensichtliche, sich dann aber in Gesprächen zeigende) Verletzlichkeit.

Manchmal lohnt es sich, die Komfortzone zu verlassen und etwas zu wagen, von dem man zuerst denkt „geht nicht!“. Dabei plädiere ich nicht dafür, dies ständig bzw. über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus zu tun. Es ist auch gut, sich Tage zu gönnen, in welchem man sich bequem in der eigenen (bei Hochsensiblen eher engen) Komfortzone einrichtet, Kraft tankt und dann wieder nach aussen geht und dabei erstaunliche Erfahrungen macht, was eben doch möglich ist. Das Leben ist in allen Bereichen zyklisch.

In diesem Sinne: meine besten Wünsche fürs 2023 in einer guten Balance zwischen Innen und Aussen, zwischen Behaglichkeit und Herausforderung!

 

Der beflügelnde und kreative Effekt von Ermutigung

Es ist eine alte Weisheit, dass wir durch Ermutigung über uns hinauswachsen können. Hingegen können (ständige) Kritik und Kleingemacht-Werden unser Potential einfrieren und uns verkümmern lassen, wenn wir nicht über Resilienz und über intaktes Selbstvertrauen und die Gewissheit, gut zu sein, wie wir sind, verfügen. Denn wir haben ja bereits genügend inneren Kritiker, nicht?

Eine Coachee (Kundin), die zum Termin jeweils aus Lausanne anreist, kam diese Woche zum zweiten Mal. Beim ersten Termin geht es jeweils und ging es also auch bei ihr darum, herauszufiltern, was sie erarbeiten möchte, was ihr „Auftrag“ an mich bzw. an sie und mich als „Team“ ist. Ich visualisiere dies jeweils gegen Ende der Sitzung am Whiteboard. Neben Laufbahnfragen ging es auch um die Thematik des Selbstwertgefühls. Sie, Anfang der Vierziger, ist schon lange an derselben Stelle. Die Luft ist raus, und ein Stellenwechsel drängt sich auf. Dieser Schritt löst in ihr jedoch Ängste aus, u.a. weil sie an der jetzigen Stelle einzelne Tätigkeiten, die in ihrem Beruf gefordert werden, nicht mehr ausgeübt hat und somit aus der Übung gekommen ist. Zudem kommentierte sie ihren mitgebrachten Lebenslauf mit viel „nur“, „halt“ usw. Ich spürte, dass da viel Unsicherheit ist, sah jedoch im CV Perlen und Potential und sprach dies auch konkret auf die jeweiligen Punkte bezogen aus. – Sie sagte, so hätte sie das noch nie betrachtet. So erarbeiteten wir verschiedene Strategien, wie sie sich dafür wieder „fit“ machen könnte, und ich machte Vorschläge, wie wir an ihrer angeschlagenen Selbstsicherheit arbeiten könnten.

So war sie also diese Woche das zweite Mal im Coaching. Ich frage am Anfang der zweiten Sitzung jeweils, wie die erste Stunde gewirkt habe und ob der Auftrag so stimme. Sie sagte, der sympathische Ersteindruck aufgrund der Website und des ersten telefonischen Kontakts hätte sich in der ersten Sitzung bestätigt, und sie sei hoch motiviert und froh, dass sie ihre Themen jetzt angehen könne und dabei von mir begleitet werde. Und ja, ich hätte das richtig gesehen mit dem angeschlagenen Selbstwertgefühl.

Ich liess sie erzählen, was sich zwischen den beiden Sitzungen ereignet hat. Sie sprudelte los und erzählte, was sie alles unternommen hätte, um ihrem Ziel näher zu kommen. Ich kam nicht mehr aus dem Staunen heraus, und vor allem waren es gar nicht in erster Linie die ursprünglich angedachten sondern kreative eigene Ideen. Ich meldete ihr zurück, dass ich in ihr eine Freude wahrnehme, die ich so beim ersten Mal nicht verspürt hätte, und dass ich sie als sehr initiativ und für sich selber einstehend erlebe und „aufrechter“ als beim ersten Mal. Sie strahlte und bedankte sich. Als wir uns danach der Stärkung ihres Selbstwertgefühls zuwendeten, füllte sich das Whiteboard immer mehr mit Kompetenzen, Begabungen, Stärken usw. Ich fragte sie am Schluss, wie das jetzt auf sie wirke – für mich sei dies der Ausdruck eines grossen inneren Schatzes. Wiederum strahlte sie und sagte, so hätte sie das noch nie gesehen, sie sei immer eher auf ihre (u.a. ADS-bedingten) Beschränkungen fixiert gewesen.

Geht es uns nicht allen so? Unsere Leistungsgesellschaft, unser Bildungssystem – es geht um Noten, um Bewertungen, um „Optimierungswahn“: besser, mehr, höher, schneller (schöner, schlanker, und.. und… und…) – oft eben um den Fokus auf Fehler und Begrenzungen. Und so haben wir v.a. die kritischen Stimmen verinnerlicht, sind in der Selbstkritik oft Meister. – Darum: lasst uns einander (und uns selber!) ermutigen, damit wir neu erstrahlen und unsere Ziele erreichen können, sprich: Die sein oder werden dürfen, als die wir gedacht sind. FROHE WEIHNACHTEN!

 

Was mich ein Waldspaziergang lehrte

Heute wurden krankheitshalber gleich zwei Termine gecancelt – so dass sich mir unerwartet ein paar freie Stunden boten. Ich rang zuerst ein wenig mit mir: Soll ich jetzt Büroarbeiten machen? Soll ich mich ins Stadtgewühl stürzen und dort ein paar Erledigungen tätigen? Angesichts der kommenden zwei dichten Wochen vor Weihnachten, die meine Aufmerksamkeit und Energie fordern werden, entschied ich mich für eine andere Option: Waldbaden bzw. ein winterlicher Waldspaziergang und dort bewusst Energie tanken und mich inspirieren lassen durch die Natur-Eindrücke und das, was sich mir gerade „bietet“.

Auf dem Spaziergang durch den verschneiten Wald – abseits der offiziellen Pfade, durchs Dickicht mit verschiedensten Optionen, immer wieder den Weg zu wechseln bzw. einen anderen Pfad, der bereits vorgestapft war, einzuschlagen – war ich immer wieder aufgerufen, mich zu entscheiden. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wo ich auf welchem Weg wieder aus dem Wald herauskommen und den Heimweg finden würde. Doch gerade das machte es spannend. Ich war ganz alleine. Da war diese Ruhe, die ich so innig liebe, wenn Schnee liegt. Ich spürte, wie sich auch in mir eine Ruhe ausbreitete, ich mich zentrieren konnte durch die Wald- und Schneeluft und durchs Spazieren. Es breitete sich Freude aus über all die Bilder, die sich mir boten. Ich liess mich intuitiv führen, welchen Weg ich einschlagen soll, immer wieder, in der Gewissheit, dass ich irgendwann wieder rauskomme. Und das gelang, und so erfrischt wie schon lange nicht mehr kehrte ich zurück nach Hause.

Was hat das nun mit dem Coaching zu tun? Entscheidungen sollten wir nie im Stress oder in einer Phase treffen, in welcher wir nicht im Lot sind. Wir brauchen zuerst eine innere Zentrierung, eine Hilfe, uns wieder zu spüren, und eine Zuversicht, dass wir innerlich geleitet werden und dass – letztlich egal, welchen Weg wir einschlagen – solange Entscheide aus unserer „Mitte“ kommen – wir an ein gutes Ziel – und damit „nach Hause“ finden.

Ich hatte letzte Woche ein Erstgespräch mit einer jungen Frau, die sagte, sie sei ständig auf der Suche. Gegen Schluss der Sitzung fasste ich es so zusammen: „Mir scheint, du suchst umfassend dein Zuhause, du möchtest heimkehren: beruflich, beziehungsmässig und auch örtlich.“ Durch diese Zusammenfassung fühlte sie sich sehr verstanden bzw. abgeholt. – Und so möchte ich sie durch das Dickicht der vielen Wege, die ihr offenstehen oder die das Leben in den genannten Bereichen bietet, unterstützen, sich zuerst zu mitten, das Vertrauen in ihre Entscheidungsfähigkeit und in den in ihr angelegten Spuren (wieder) zu finden und dann mutig eine Abzweigung zu wählen. Und ich bin sicher, sie wird – Stück für Stück – das „Ihre“ finden.

Dafür, dass Menschen neu Vertrauen zu den in ihnen angelegten (Entscheidungs-)Fähigkeiten finden und den nächsten Lebensabschnitt mehr ihnen gemäss gestalten können, ja, dafür brennt mein Herz. Und so packe ich den vorweihnächtlichen Endspurt tief erfrischt von dieser „Waldlektion“ an.

 

Die Chance der „dunklen“ Jahreszeit

Dieser Text meines Adventskalenders „der Andere Advent“ inspirierte mich zu diesem Artikel.

Ich denke, jede und jeder hat so seine / ihre „Lieblingsjahreszeit“, doch in Einem sind sich alle (SchweizerInnen) mehr oder weniger einig: Wir möchten die Diversität unserer Jahreszeiten nicht missen. Bei einem Treffen mit einer früheren Jugendfreundin nach über vierzig Jahren, bei welchem sich herausstellte, dass (auch) sie, ihrerseits Kunstschaffende und Lehrbeauftragte für Kunst und Kunstgeschichte, v.a. die eher „karge“ Jahreszeit als inspirierend und hilfreich für Ideen empfinde. Sie – alles andere als eine depressive Persönlichkeit – sagte, dass sie im Frühling, wenn alles spriesse und nach draussen locke, die grosse „Krise“ schiebe. Das würde sie ganz einfach überfordern. Sie liebe die Wüste, die Berge, die Eislandschaften. Da klang etwas in mir an, da es mir zunehmend auch so geht, bei aller Liebe zu den Farben und der Wärme des Sommers. Und dann dieser Text im Adventskalender, der mich ebenso stark „abholte“.

Hochsensitive Menschen, die den grössten Teil meiner „Kundschaft“ ausmachen (ca. 70%), sind für Aussenreize aller Art viel empfänglicher, da sie über weniger Filter verfügen. Sie sind rasch überwältigt, wenn sie Intensives im Aussen oder auch emotional erleben und brauchen umso mehr danach den Rückzug und den Raum zur Verarbeitung, da ihr Innenleben bunt und reich ist. Im Lockdown hörte ich mehrfach von hochsensitiven (hochsensiblen) Coachees (KundInnen), dass sie diese Zeit überaus schätzen, und dass es für sie immer so sein dürfte: weniger Strassenverkehr, weniger Leute in den Läden, alles ist runter gefahren usw.

So ist es ja auch mit der „dunklen“ Jahreszeit, auch wenn gerade jetzt im „Aussen“ sehr viel Trubel ist. Wir dürfen und können uns jedoch zu einem gewissen Mass entscheiden, da nicht mitzumachen. Ich kenne Einige, denen das Grau der Jahreszeit aufs Gemüt schlägt und die es bedroht, dass sie dadurch eingeladen (für sie ist es „gezwungen“) sind, mehr nach innen zu schauen. Denn da könnten sich kleine „Ungeheuer“ zeigen, die wir gerne über den Sommer, in der Zeit, in welcher wir mehr unterwegs und aktiver sind, gut verdrängen können. – Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Natur (ich nenne es den Schöpfer) sich etwas ausgedacht hat mit diesen Jahreszeiten. Im Sinne von „alles hat seine Zeit“.

Auch wenn ich mich nicht direkt als „hellsichtig“ im engeren Sinne wie am Schluss dieses Textes erwähnt bezeichnen würde, so bin ich doch in dieser Jahreszeit viel sensitiver auf das, was sich in mir regt. Ich selber denke auch mehr an die Verstorbenen, an das Vergangene, ich gebe dem Raum, was in mir nach Klärung ruft, halte das aus, was vielleicht innerlich manchmal unangenehm ist und erlebe so eine Tiefe in den Emotionen, die ich enorm schätze.

So beobachte ich auch im Coaching-Alltag, dass Coachees in dieser Jahreszeit nachdenklicher sind und sich die Themen dann oft „tiefer“ gestalten. Eine grosse Chance.

Ich lade uns ein, uns dieser Chance zu stellen, im Wissen, dass unter dem kargen Boden eine neue Saat bereit ist. Lasst uns gerade in dieser Adventszeit einander gegenseitig Wärme und Liebe schenken. Und die Momente der „Hellsichtigkeit“ (ich nenne es Intuition), die aus der Stille erwächst, zu nutzen. „Alles hat seine Zeit“ – so steht es schon in der Bibel. Mal leben wir mehr im Innen, mal wieder im Aussen. Beides hat seine Zeit und seine Berechtigung.

 

„Wie geht es dir – wirklich?“ Der Dreiklang eines erfüllten Lebens nach J. Hartl und der Bezug zum Coaching

Wenn ich kann, schaue ich jedes Wochenende die Sendung „Fenster zum Sonntag“ (SRF2 oder SRF info, je eine Ausgabe Samstag gegen Abend und Sonntagvormittag). Sie inspiriert mich immer sehr, und die authentischen Lebensporträts, in welchen auch spirituelle Fragen Raum haben und nichts schöngeredet wird, berühren mich.

Heute wurde ein Dr. der Theologie und Philosophie, den ich sehr schätze von seinen Beiträgen auf Youtube und seinen Büchern her, interviewt, u.a. zu seinem Buch „Eden Culture“. Darin geht es (unter Anderem) um den Dreiklang eines erfüllten Lebens: VERBUNDENHEIT, SINN UND SCHÖNHEIT. Ich merkte, als ich ihm zuhörte, dass das für mich so auch total stimmig ist. Als der Interviewer beim Thema „Verbundenheit“ war, sagte Johannes Hartl unter anderem, dass die Frage „Wie geht es dir“ eigentlich nur gestellt werden sollte, wenn man auch Zeit hat hinzuhören. Also zu fragen: „Wie geht es dir – (Pause) – wirklich?“ Dies schafft Raum, damit das Gegenüber ehrlich sein und sich öffnen kann, wenn es spürt, dass der oder die Fragende es auch ernst meint. Dadurch entsteht Verbundenheit.

Ich reflektierte zu allen drei Bereichen mein Leben und war dankbar für meine Momente der Verbundenheit, die ich mit Menschen und Gott erlebe, für die Sinnhaftigkeit dessen, was ich (nicht nur beruflich, aber vor allem) tue und mein Flair für Schönheit und Kreativität.

Was hat das nun mit Coaching zu tun? Viel, finde ich. Verbundenheit: Ich schaffe den Raum, in welchem Menschen wirklich („wirklich!“) sagen dürfen, wie es Ihnen geht. Ich habe Zeit (ja, o.k., sie bezahlen diese Zeit). Oft weicht diese Frage schon die Verhärtung vom Alltag, in welchem jemand funktionieren muss und wo es Viele nicht wirklich interessiert, wie es ihnen geht, auf, und es kommen Themen zur Sprache, die bis anhin kaum jemandem oder niemandem anvertraut wurden. So entsteht Verbundenheit.

Dann der Sinn: Ich selber als Coach erlebe mein Tun als Berufung und somit sehr sinnhaft, und ich bin überzeugt, dass das rüberkommt und ansteckt. Und dann bin ich ja v.a. da, um Menschen zu helfen, wieder in ihre Sinnhaftigkeit in ihrem Tun (und Sein) zu finden.

Und die Schönheit? Einerseits (finde ich 😊) strahlt mein Raum viel Schönheit, Ästhetik aus. Dass ich mir Zeit nehme, die Umgebung ruhig ist, die Luft gut riecht, es hell ist usw. – das ist auch Teil der Schönheit. Und dann ist der ganze Prozess einer hin zu Schönheit des Lebens der mich aufsuchenden Person. Es entstehen Momente des Aufatmens, des Lächelns darüber, was entdeckt wurde, das Gesicht der/des Coachees wird so gesehen „schön“ – das Leben ist wieder lebenswerter. Was NICHT heisst, dass es ohne Herausforderungen ist.

Das Leben kann gleichzeitig herausfordernd und doch erfüllt sein. Weil wir verbunden sind, mit Anderen und in unserer Spiritualität mit Gott bzw. etwas „Höherem“, weil wir Sinn erleben und sei das nur im „Kleinen“, weil wir überall Schönheit finden, vorab in der Natur.

Auf ein erfülltes Leben inmitten deiner Herausforderungen! Und dass du Menschen hast, die dich fragen „wie geht es dir?“ und diese Frage auch „wirklich“ so meinen und Raum haben, dir zuzuhören, auch Schwierigem, ohne es gleich zu kommentieren. Und dass du anderen Menschen ein solches Gegenüber sein darfst. Das schafft Verbundenheit, Sinn und Schönheit.

 

Die Ressourcen aus unserer Vergangenheit – eine kraftvolle Perspektive fürs Heute

Wir hören – jedenfalls geht es mir so – wenn es um den Rückblick in die Kindheit geht, gerade im Kontext von Therapie (z.T. auch Coaching) tendenziell mehr von der Aufarbeitung schwieriger Erfahrungen und Verletzungen als von der Dankbarkeit für das, was wir in unserer Kindheit und Jugend an Gutem erlebt haben. Wohlverstanden: Ja, auch ich arbeite im Coaching mit blockierenden Glaubenssätzen, die wir in unserer frühen Kindheit verinnerlicht haben und die uns oft im Heute hindern, ein neues, fruchtbareres (Verhaltens-)Muster zu leben. Um dann neue, lebensbejahende und uns selber bejahende Glaubenssätze mehr und mehr zu verinnerlichen. Mir geht es also nicht darum, das Schwierige, das wir alle auch erlebt haben, zu verdrängen, ich wäre die Letzte, die das täte. Mir scheint aber, dass dabei oft das Schöne und die Ressourcen, die in unserer Kindheit und Jugend verborgen lagen/liegen, in Gefahr sind, vergessen zu gehen. Nachfolgend ein persönliches Beispiel und dann der Bezug zu bzw. die Erfahrung in meinem Praxisalltag im Coaching.

Ich traf letzte Woche eine Freundin aus Kindheits- und Jugendtagen, die ich seit 40 Jahren nicht mehr gesehen habe. Uns verband damals sehr viel. Unsere Eltern hatten ähnliche Beziehungsprobleme, und es tat damals gut, gegenseitig jemanden zu haben, die einen verstand. Doch dann war da auch der Sport, der uns verbunden hatte. Wir waren beide im Ballett und danach einige Jahre erfolgreich im Geräteturnen mit Meisterschaften und gründeten anschliessend eine Geräteriege in unserem Dorf, die es auch heute noch gibt. – Im Austausch letzte Woche hatte beides Platz – das Erzählen von je unserer Aufarbeitung der Herkunft dort, wo sie belastend war, aber auch die Freude über die Zeiten im Sport und was er uns damals gegeben hatte. Ich selber hatte diese Zeit fast vergessen, weil sie zum Heute kaum mehr einen Bezug hat. Doch ich kam enorm beflügelt zurück von diesem Austausch. Ja, auch dies ist ein Teil von mir, der mich geprägt hat, und ich habe tags darauf reflektiert, wofür diese Zeit gestanden ist und was heute eine ähnliche Bedeutung oder „Energie“ hat/gibt oder neu haben/geben kann, auch wenn es nicht mehr der Sport ist. Und bin auf beflügelnde Ideen gekommen bzw. habe wieder neu entdeckt, was die Ressourcen im Heute sind.

So ist es oft im Coaching: Die Frage, was die/der Coachee als Kind (oder Jugendliche/r) gerne gemacht hat, woran sie oder er Freude hatte, was ihr oder ihm Kraft gab, kann ganz viel auslösen. Manchmal kommt ein Leuchten übers Gesicht und ich helfe ihr oder ihm, die Gefühle von damals zu reaktivieren und vertiefen. Dann gehen wir auf die Suche, weshalb diese Beschäftigung oder das Hobby heute nicht mehr ausgeübt wird oder wenn dies nicht mehr möglich ist, wofür es gestanden ist. Das heisst: Was im Heute gibt dir eine ähnliche Energie, eine ähnliche Freude, wie dir damals diese Beschäftigung, dieses Hobby gegeben hat? Und dieses Reflektieren brachte schon einige auf kreative Ideen oder auf den Ausbau einer bis jetzt nur am Rande ausgeübten Tätigkeit oder eines nur sporadisch gepflegten Hobbys. Das wünsche ich auch dir – eine befülgelnde Entdeckungsreise mit Dankbarkeit für damals und Energie fürs Heute!

 

Die Wichtigkeit des einfachen DA-SEINS – und meine Begegnung mit dem Fensterbauer

Im Haus, in welchem ich meinen Praxisraum gemietet habe, werden zurzeit die Fenster erneuert. Dabei hatte ich in den letzten zwei Wochen wiederholt eine Begegnung mit einem der Fensterbauer. Die erste Begegnung war eine, in welcher wir wohl beide erschrocken waren. Ungeahnt betrat ich den Flur zu meinem Raum, machte das Licht an, und da schreckte ein liegender Mann vor meiner Türe auf… Es war einer der Fensterbauer in seiner Mittagszeit. Schlaftrunken begrüsste er mich, ich versicherte ihm, dass er liegen bleiben dürfe, ich müsse nur für mich etwas im Raum erledigen. Erleichtert legte er sich wieder hin. Er machte einen müden Eindruck.

Letzte Woche begegnete ich ihm wieder, und er informierte mich über den Stand bzw. darüber, wann mein Raum dran sei. Ob er den Raum anschauen dürfe (bzw. das Fenster ausmessen). Er tat das dann, danach lehnte er sich an die Wand, liess den Raum auf sich wirken und begann ungefragt von sich zu erzählen. Dass er völlig ausgepowert sei und bald über den Winter nach Indien gehe, wie jeweils vor der Pandemie auch. Er möge einfach nicht mehr, die Batterien seien leer. Lebenscoaching – was das sei, und was das koste. Und er erzählte, ohne dass ich viel sagte, weiter vom stressigen Job, von der Tatsache, dass immer weniger diesen Job erlernen wollen und dem Druck, den dies generiere. Ich war einfach da, hörte zu. Danach ging er zurück zur Arbeit. Offensichtlich strahlte mein Raum und möglicherweise auch meine Präsenz aus, dass er jetzt einfach mal nicht stark sein müsse. Zeigen dürfe, wie es ihm wirklich gehe.

Diese zwei Begegnungen, die für mich in der Art speziell waren, da ich mich in diesen „Breitegraden“ eine solche Offenheit nicht gewohnt bin, und seine Nahbarkeit, berührten mich. Auch der Moment in meinem Raum, der offenbar als Coaching-Raum das ausstrahlt, was er sollte: Wertfrei, man(n) darf sich selber sein, darf von sich erzählen, darf Dinge loswerten – dieser Moment zeigte mir, wie wichtig für uns alle solche Räume sind, seien sie physisch, seien sie innerlich. Die spürbare Erlaubnis, einfach SEIN zu dürfen.

Ich selber möchte meinen Praxisraum als solchen Raum verstehen, aber auch mich selber, die ich mit meiner Person dem Gegenüber Raum schaffe, sich selber sein zu dürfen, keine Angst haben zu müssen vor Urteil oder Beurteilung, vor Abwertung etc.

Wo erleben Sie, wo erlebst du solche Räume? Welche Menschen geben dir das Gefühl eines solchen Raumes? Welche physischen Räume geben dir dieses Gefühl, dass du einfach sein kannst? Und wo darfst du selber für Menschen ein solcher „Raum“ sein? – Ich möchte uns ermutigen, auch uns selber immer wieder diesen Raum zu geben, uns zu erlauben, ganz uns selber zu sein. Ohne Maske. Ohne (innere) Kritiker. Angenommen. Wertgeschätzt. Geliebt. Nicht stark sein müssen. Erst dann ist die Voraussetzung da, dass wir Schritte zur Entwicklung, zur Veränderung machen können.

 

Das „Zukunftsinterview“ und seine oft wundersame Wirkung

Manchmal, da stockt es im Herausfinden, wie der Weg (beruflich) weiter gehen soll. Mehrmals schon hat sich der Einsatz des „Zukunftsinterviews“ als Blockade-lösend erwiesen. Ich beschreibe hier, wie dieses Tool „funktioniert“ und beschreibe eine ermutigende Erfahrung nach dem Einsatz desselben in einem Coaching diese Woche. Manchmal, da kommt man/frau mit Analysieren nicht mehr weiter, und da lohnt sich ein Perspektivenwechsel, eine Art „Zukunftsschau“.

Bei diesem Interview geht es darum, dass ich als Redaktorin einer Lokalzeitschrift gehört habe, dass Frau oder Herr XY (also mein/e Coachee) eine derart zufriedene Ausstrahlung habe und die Leute sich herum erzählen, dass sie (gilt auf für ihn ;-)) „angekommen“ ist, sowohl beruflich als auch privat und einfach zufrieden, und dankbar ist. Die Leserschaft interessiert sich natürlich dafür, wie es dazu gekommen ist.

Ich frage die Coachee, zu welchem Zeitpunkt sie denke, dass sie beruflich (und privat) dort angelangt sei, wo sie dies ausstrahle und sagen könne, sie sei „angekommen“. Meist wird ein Zeitpunkt in 2-3 Jahren gewählt. Ich bitte die Coachee, sich jetzt im ganzen Interview zu vergegenwärtigen, dass sie diese zufriedene Frau mit Ausstrahlung sei.

Unter diesen Vorzeichen stelle ich dann Fragen zu ihrem privaten, v.a. aber auch beruflichen Alltag und dazu, wie es dazu gekommen sei. Das tat ich auch diese Woche, als eine Coachee etwas deprimiert gekommen war und meinte, all das, was wir letztes Mal erarbeitet hätten als Möglichkeiten zur beruflichen Veränderung (Ideen, die sie gebracht hatte), sei nichts. Sie wisse nicht mehr weiter. Ich merkte, dass wir die Perspektive wechseln sollten und startete das Interview. Die Coachee hatte allerdings auch eine gewisse Skepsis, sagte, sie möge „Solches“ nicht so. Angelangt bei der Frage, wie sich ihr beruflicher Alltag gestalte (natürlich auch wieder unter den Vorzeichen, was sie glücklich machen würde), begann sich ihr Gesicht zu erhellen. Es sprudelte nur so aus ihr heraus – zwischendurch zensurierte sie sich mit „ach das sind ja nur Träume“ – und sie skizzierte etwas, was pfannenfertig daher kam. Ich war total perplex.

Am Ende des Interviews sass eine „andere“ Frau vor mir als am Anfang der Sitzung. Ich fragte sie, wie es ihr jetzt gehe. Sie erwiderte, sehr gut, und das sei genau das, was ihr entspreche. Es war zwar nichts Neues, aber sie hatte es irgendwo in einer inneren Schublade versorgt. Wir „zauberten“ es wieder hervor. Und als wir das Ganze dann am Whiteboard visualisierten, wurde ihr immer klarer, dass das absolut realistisch ist, dass es ihre drei Berufe in einem vereint und dass sie darin genau diese Eigenschaften und Stärken einsetzen kann, die wir in vorigen Sitzungen erarbeitet oder welche Tests an den Tag gebracht hatten. Sie hat zwar vor diesem Schritt „Schiss“, aber auch da schauten wir, welche Schritte ihr dabei hilfreich sein könnten, damit sie nicht auf halber Strecke aufgibt.

Die Coachee war wie ausgewechselt, und ich – einmal mehr, dies ist schon öfters passiert, und dabei blieb es jeweils nicht nur bei Ideen sondern folgte von Umsetzungen und tatsächlicher Zufriedenheit – war beglückt.

Es ist kein „Zaubertrick“, doch es holt Schlummerndes hervor. Darum die Ermutigung an euch LeserInnen: Stell dir dich mal als zufriedene, frohe Person vor, die viel Ausstrahlung hat. Welche Lebenssituation /-gestaltung würde dem entsprechen, was dir WIRKLICH entspricht? Stell dich mal vor den Spiegel, versuch dich mit einer Zufriedenheit anzuschauen und erzähle dir diese Geschichte. Es hat garantiert eine Auswirkung, wenn nicht gleich äusserlich, so doch innerlich. Du bist es dir wert!

 

Selbst- und Fremdwahrnehmung – und wie ein Feedback Wunder wirken kann

Wir alle kennen das, dass uns manchmal Andere anders wahrnehmen bzw. uns anders spiegeln, als es unserem Selbstbild entspricht. Ich glaube, das brauchen wir immer mal wieder, denn wir alle haben unsere blinden Flecken. Ich meine damit NICHT, dass wir jemandem seine oder ihre Gefühle absprechen oder in der Art reagieren wie „tu doch nicht so“ oder „das stimmt gar nicht“ usw. Wir dürfen jedoch wohlwollend in der Ich-Form sagen, wie wir das Gegenüber erleben. Dass dies ein Umdenken und sogar ein „Um-Handeln“ bewirken kann, davon erzählt diese Praxis-Erfahrung.

Eine Frau kam zu mir mit einem Dreifach-Auftrag. Ein Teil davon war, dass sie sich wünschte, dass sie sich nicht mehr so anpassen würde und v.a. heraus finde, was sie selber denn wolle, sie hätte das Gefühl sie wisse das oft gar nicht. – Wir skizzierten in der zweiten Sitzung ein Beispiel, in welchem sie sich dem Frieden zuliebe angepasst hatte. Ich fragte sie, welche Varianten es gegeben hätte, wie sie hätte formulieren können, was SIE wolle. Ich war dann ganz platt, wie klar sie ausdrücken konnte, was sie wollte. Ich spiegelte ihr das und sagte: „Ich nehme wahr, dass du sehr wohl weisst, was du willst“. Sie war sehr erstaunt über dieses Feedback, und es setzte etwas in Bewegung.

In einer weiteren Sitzung gingen wir dem Glaubenssatz auf den Grund, den sie sich in der Kindheit angeeignet hatte und der mit zu diesem angepassten Verhalten führte. Sie formulierte ihn so: „Ich passe mich dem Frieden und den anderen zuliebe an, auch wenn ich etwas Anderes will.“

Ihre Aufgabe war dann, auf die Sitzung in der letzten Woche einen neuen Satz zu formulieren. Anfangs der Sitzung fragte ich sie, ob sie in der Zwischenzeit in diesem Thema etwas erlebt habe. Voller Kraft und mit Strahlen erzählte sie von einer Situation, in welcher sie ganz klar und „aufrecht“ sagen konnte, was für sie in dieser Situation stimmt. Nicht brüskierend oder verletzend, sondern im Gespräch mit den betroffenen Gegenübern. Ich war baff!

Sie brachte dann den neuen Glaubenssatz mit, der da heisst: „Ich will und darf meine Gefühle und Bedürfnisse ernst nehmen und gebe nicht einfach dem Frieden zuliebe nach.“ Wir vertieften dann den neuen Glaubenssatz in einer geführten Meditation, in welcher sie sich auf einer Blumenwiese sah, mit nach oben ausgestreckten Armen gegen die wärmende Sonne. – Aufrecht! Freiheit!

Ich bin überzeugt, dass mein Feedback in einer der ersten Stunden etwas in Gang gesetzt hatte und das Selbstbild, die Selbstwahrnehmung dieser Frau verändert bzw. korrigiert hat.

Lasst und liebe- und respektvoll ab und an ein Feedback geben, wenn wir bei einer uns wichtigen Person wahrnehmen, dass ihre Selbstbeschreibung nicht mit unserem Bild von ihr übereinstimmt. Nie jedoch im Sinne von Tadel, Zurechtweisung oder Belehrung oder gar Absprechen von ihren Gefühlen oder Empfindungen. Einfach in der Ich-Botschaft. Es KANN eine Veränderung hin zum Guten und mehr Freiheit bewirken. Und lasst uns selber auch offen sein für Feedbacks. Im Wissen – wir und der/die Andere können sich täuschen – aber wir und der/die Andere haben auch einen Teil Wahrheit in sich 😉

 

Coaching als Weg – und weshalb Geduld sich auszahlt

Ich frage anfangs der zweiten Sitzung jeweils, wie die/der Coachee (KlientIn) die erste Sitzung erlebt habe, wie sie (gilt auch für die männliche Form) rausgegangen ist, ob sich der in der ersten Sitzung formulierte Auftrag immer noch stimmig anhöre – kurz, wie sie sich danach gefühlt habe. Zu 99% heisst es z.B. „Ich bin erleichtert raus, endlich kann ich diese Baustelle angehen“ oder „Der Auftrag stimmt so für mich, und deine Vorschläge, wie wir das angehen, machen mir Mut und überzeugen mich“. Und, und, und.

Diese Woche habe ich so zum ersten Mal von einer neuen Coachee Anfang der zweiten Sitzung auf diese meine Frage gehört „ich bin mit gemischten Gefühlen raus“ im Sinne von, sie wisse nicht, ob ihr das etwas bringe. Ich spürte eine Ungeduld. Sie hatte noch nie Coaching beansprucht und hatte wohl bereits in der ersten Sitzung sogenannte „Resultate“ erwartet. Ich liess mich von dieser Rückmeldung nicht verunsichern, erklärte lediglich, dass die erste Sitzung auch immer ein Kennenlernen sei. – Wir schauten dann die drei Aufgaben an, die ich ihr mitgegeben hatte: Ein Persönlichkeitstest, eine Befindlichkeitskurve über ihr ganzes bisheriges Berufsleben und ein Kompetenzprofil (ihre Stärken und wo sie diese bisher hat leben können). Nach und nach taute diese Frau auf, war fasziniert von den Querverbindungen zwischen den verschiedenen Aufgaben bzw. wie sie sich ergänzten oder gegenseitig bestätigten.

Der Bann war gebrochen, wir kamen „in den Fluss“, und erste mögliche berufliche Veränderungen tauchten am Horizont auf, sie erinnerte sich an ihr Flair für eine bestimmte Art von behinderten Menschen, und interessanterweise zeigte die Auswertung des Persönlichkeitstest bzw. ihr Persönlichkeitsprofil in den Vorschlägen für geeignete Berufe genau in diese Richtung (also eine so ganz andere Richtung als diejenige, die sie bis jetzt verfolgt hatte und ja auch verlassen wollte). Am Schluss sagte sie strahlend, ohne dass ich sie gefragt hätte: „Jetzt gehe ich mit einem sehr guten Gefühl hier raus. Danke!“

So lohnt es sich, sich im Coaching auf einen Weg einzulassen. Es gibt keine Abkürzungen, und da muss ja zuerst auch die Beziehung zueinander aufgebaut werden. Oft geschieht das wundersam schon in der ersten Sitzung, hier hat es eine Sitzung mehr gebraucht und diese Frau geht jetzt – mit meiner Begleitung – auf Entdeckungsreise.

 

Kann Coaching einen Heilungs- und Befreiungsprozess ermöglichen?

Aufgrund von zwei kürzlichen Rückmeldungen von Coachees, die abgeschlossen hatten, befasse ich mich in diesem Artikel mit der Frage, inwiefern auch Coaching (und nicht exklusiv Psychotherapie) einen Heilungs- und Befreiungsraum eröffnen bzw. einen solchen Prozess ermöglichen kann. Wohlverstanden: Wenn ich bei einer/einem Coachee spüre, dass sich etwas Pathologisches verbirgt, das in die Hände eines/einer TherapeutIn gehört, bin ich die Erste, die jemanden weiterverweist. Manchmal gibt es Grenzfälle, und mit der langjährigen Erfahrung glaube ich, hier unterscheiden zu können.

Diesen Sommer meldete sich eine 58-jährige Pflegefachfrau, die immer wieder „schwarze Löcher der Sinnlosigkeit“ erlebte. Und dies, obwohl sie spirituell verankert war, sozial engagiert und in einem sinnstiftenden Beruf tätig. Auch war sie eingebettet in ihren Familienkontext. In der ersten Sitzung ging es u.a. darum herauszufiltern, was diese Löcher nährt/triggert. Bald spürte ich, dass ich hier guten Gewissens mit dem Coaching starten kann und es vermutlich keine therapeutische Intervention braucht. Zwei Monate nach Abschluss des Coachings (5 Sitzungen) schrieb sie mir diese Rückmeldung:

«Auch Wochen nach Beendigung meiner Coachingtreffen merke ich, wie viel Licht und Leichtigkeit diese Sitzungen in mein Leben gebracht haben. Du hast es verstanden, mich durch Gespräche, Aufgaben, Reflektieren und deine wohlwollende, persönliche und professionelle Art, mich aus meinen düsteren Tagen herauszuholen. Mehr Klarheit wer ich bin und sein darf geben mir neue Standfestigkeit und ein ermutigtes Vorwärtsgehen.»

So war es für sie ein Heilungsraum und -prozess, der nachhaltig war. Durch Coaching.

Dann coachte ich während fünf Monaten einen Dr. der Politik- und Sozialwissenschaften. Zugegeben, ich hatte Respekt…. Schon bald zeigte sich, dass da hinter seiner Intellektualität und seiner verantwortungsvollen Aufgabe im Bundeshaus auch ein sehr zart besaiteter Mann steckt, der sich innert Kürze erlaubte, auch das «andere Gesicht» zu zeigen.

Auf dem Feedbackformular einige Monate nach Abschluss schrieb er mir:

«Die Gespräche waren einfühlsam und empathisch. Sie gaben mir Luft und haben mich im Selbstvertrauen gestärkt. Ich konnte die Maske ablegen und mich selber sein».

Ja, Coaching kann einen Heilungs- und Befreiungsprozess ermöglichen. Es muss nicht immer Psychotherapie sein. So erfreue ich mich all der Wachstums-, Heilungs-, Erfolgs-, Gesundungs- und Neuausrichtungsprozesse von Seiten der Coachees. Letztlich ist es auch immer Geschenk, wenn der Prozess gelingt.

 

Unsere Fähigkeit, Begrenzungen zu kompensieren – was mich mein Augenleiden lehrt

Schon Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, widmete sich der phänomenalen Fähigkeit der Menschen, Begrenzungen (körperlich – aber auch mental) zu kompensieren. So bilden z.B. Blinde andere Sinne, z.B. das Gehör oder den Geruchssinn besser aus. Oder ein Mensch, der in der Kindheit Mobbing erlebte und dieses sauber aufgearbeitet hat, setzt sich später für Mobbing-Opfer ein.

Kürzlich erlebte ich einen (altersbedingten…) Zwischenfall mit einem Auge. Die Augenärztin, die ich umgehend aufsuchte, weil ich durch Miterleben einer Netzhautablösung bei einem nahen Freund sensibilisiert war, vermutete aufgrund meiner Schilderung auch eine Netzhaut-Betroffenheit. War es dann zum Glück nicht, es war „nur“ der Glaskörper, und wenn es gut kommt, bleibt es auch dabei. Was jedoch zurück geblieben ist, ist eine Trübung der Sicht auf dem betroffenen Auge.

Nun habe ich verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Bleibe ich fokussiert auf die – ja, immer wieder irritierende – Trübung und mache mir Sorgen? Oder bin ich dankbar, dass zusammen mit dem gesunden Auge meine Gesamtsicht nicht grundsätzlich eingeschränkt ist?“ Irritiert“ war ich, als eine gute Bekannte mir schrieb, das sei ja „schrecklich“. Ich merkte, nein, so will ich nicht denken, schrieb ihr auch zurück, nein das sein nicht schrecklich, sondern einfach unangenehm und manchmal irritierend. – Mein intaktes Auge bzw. der dort intakte Glaskörper kompensiert also die Gesamtsicht.

Dies ist wiederum eine Weisheit fürs Coaching. Mir ist es ein grosses Anliegen, im Coaching – und da unterscheide ich mich vielleicht vom Mainstream der Coachs – auch den Fokus auf die Grenzen zu legen. Dies klar nicht im Sinne von „oh je, das kann ich nicht, und jenes kann ich nicht, dort bin ich schwach, und dort habe ich Defizite“ usw. Tatsache ist jedoch, dass wenn wir uns nicht mit unseren Grenzen ausgesöhnt haben (und ja, diese auch bewusst betrauert haben), wir uns auch nicht positiv auf die Ressourcen fokussieren bzw. diese nicht in nach aussen stimmig wirkender Art leben können.

Wo erlebst du, erleben Sie Begrenzungen? Welches Glied oder welches Organ oder welches System deines Körpers bzw. vielleicht auch welcher Aspekt deiner Psyche ist/sind Begrenzungen unterworfen? Bist du bereit, dies liebevoll zu akzeptieren (nicht im Sinne von Resignation), zu betrauern und dich dann zu fokussieren auf das, was noch geht und dies zu feiern und auch auszubauen? Dann, ja dann wirken wir anziehend, kommen wir in unsere Kraft. Selbst wenn diese nicht in dem Mass vorhanden ist, wie bei komplett „gesunden“ Menschen. Du bist, Sie sind einmalig. Diese Welt braucht dich, braucht Sie mit Ihren einzigartigen Begabungen.

„Dir müesst nid pressiere“ – oder was mich neulich ein Roller-Fahrer lehrte

Die Sommerferien sind vorbei, man oder frau ist versucht, es wieder eilig zu nehmen, auch wenn es anders ginge. Gestern machte ich ein eindrückliches, mich berührendes Erlebnis, das zu mir gesprochen hat und das im weitesten Sinne auch mit dem Coaching zu tun hat.

Ich ging zu Fuss auf dem Bus. Es hätte bestens für den Termin gereicht, auch 10 Minuten später zu fahren. Doch wahrscheinlich war ich angesteckt von dem wieder höheren Tempo in der Gesellschaft nach den Sommerferien, sah den Bus sich nahen und spurtete zur Haltestelle. Da hörte ich neben mir eine freundliche Stimme in breiten Berndeutsch „Dir müesst nid pressiere, i bremse de Bus für öich.“ Ich schaute, wer das war und entdecke auf meiner Höhe einen Roller-Fahrer mit einem Jungen hintendrauf, und er drosselte tatsächlich sein Tempo direkt vor dem Bus, damit dieser nicht zu schnell oder (für mich!) zu früh an der Haltestelle eintrifft. – Ich war baff, total berührt von dieser Geste. Und sie sprach zu mir.

Von meinem Typ her bin oder zumindest war ich oft in dem, was ich tue, schnell unterwegs. Als ich bis vor zehn Jahren noch (eine Zeitlang auch neben der Selbstständigkeit als Coach) als Kauffrau angestellt war, erlebte ich wiederholt, dass die Arbeitgeber darüber „klagten“, dass ich so schnell sei und Mühe hatten, mir genügend Aufträge zu geben.  Das Leben und das „Alter“ haben mich automatisch etwas gedrosselt. Doch das Temperament bleibt.

So ist es manchmal auch im Coaching so, dass ich – v.a. aus dem Verantwortungsgefühl gegenüber den selbstzahlenden Coachees/KundInnen und aus dem Wunsch heraus, dass sie maximal profitieren – in der ersten Sitzung mehrere Tools mitgeben. Unterdessen habe ich mir angewöhnt, dabei zu betonen, dass die/der Coachee das Tempo selber bestimmt und nur diese Übung zur für sie stimmigen Zeit machen soll, wie es für sie oder ihn passt. Manchmal selektioniert dann der weitere Prozess automatisch, welche Tools oder Tests hilfreich sind. Und da gibt es ein freundliches „Ausbremsen“ wie letzthin von Seiten des Roller-Fahrers gegenüber dem Bus und damit gegenüber mir dann sowohl von meiner Seite als auch von Seiten der Coachee. Immer mal wieder lege ich Pausen ein in den Gesprächen. Wir schweigen. Wenn die/der Coachee zu sehr im Kopf ist, lege ich eine Atemübung oder gar eine Meditation ein. Und dann plötzlich erübrigt sich ein Tool, weil auf diesem Weg die Lösung „zufällt“. So wie das Erlebnis diese Woche mit diesem freundlichen Roller-Fahrer mir eine Lehre war: Vielleicht hätte ich beim Warten auf den nächsten Bus eine mich inspirierende Atem-Pause einlegen und mit jemandem an der Bushaltestelle ins Gespräch kommen können. DAS ist Lebensqualität. In diesem Sinne: „Dir müesst nid pressiere“ oder „Eile mit Weile“ 😊

Vielseitigkeit UND Spezialisierung – und wie sich diese Ausrichtung gerade diese Woche ausbezahlt hat

Oft höre ich, dass es von Vorteil sei, wenn ein/e Coach (deren es ja unzählige gibt, somit auch viel „Konkurrenz“) sich auf ein Gebiet spezialisiert. Dies habe ich mit dem Lehrgang als „Beraterin für hochsensitive Menschen IFHS“(Institut für Hochsensibilität), den ich 2014/15 besucht und erfolgreich abgeschlossen hatte, getan. Seither suchen mich ca. 60% Hochsensitive auf 40% „normal“ Sensible auf. Ich coache ebenso gerne „normal“ Sensible, und von meiner Persönlichkeit her bin ich in jeglicher Hinsicht vielseitig unterwegs, auch privat und hobbymässig.

Dass diese zwei „Pole“, also dass diese Ausrichtung von „Vielseitigkeit UND Spezialisierung“ von Vorteil sein kann, hat sich gerade diese Woche gezeigt: Eine Coachee, die 2010 zum ersten Mal bei mir war, damals zum Thema Persönlichkeitscoaching, und sich 2017 wieder gemeldet hatte und mich damals bat, ihre Bachelor Arbeit im Studium für Soziale Arbeit über Hochsensibilität zu redigieren bzw. auch auf die fachlich-inhaltliche Essenz gegenzulesen, hat mich diese Woche wieder angefragt. Dieses Mal betrifft ihr Anliegen die Unterstützung im Bewerbungsprozess. Ich liebe diese Vielfalt: Persönlichkeitscoaching, Laufbahncoaching, Bewerbungscoaching, Life Coaching, Coaching für Hochsensitive. 

Vielseitigkeit muss nicht heissen, dass die Breite eine Tiefe ausschliesst. In allen Bereichen, die ich abdecke, habe ich Module abgeschlossen und (z.B. im Bewerbungscoaching) auch Berufserfahrung in Anstellungen als Job Coach gesammelt. Und fürs Redigieren von (Diplom- oder Matura-) Arbeiten werde ich auch von privater Seite immer mal wieder angefragt; hier kommen mir mein sprachliches Flair und das EUROLTA-Diplom als Erwachsenenbildnerin SVEB Richtung Sprachen zugute (2016/17). Und die 23-jährige nebenberufliche Erfahrung im Erteilen von Nachhilfe und Einzelstunden in Sprachen bis 2020 und im 2-jährigen Unterrichten von Deutsch an MigrantInnen 2015-2017.

Und so formulieren sich Anfragen bzw. Aufträge nach dem Besuch einer Interessentin / eines Interessenten auf meiner Website oft mehrschichtig: Da sagte mir gerade letzthin eine Hochsensitive, sie hätte nirgends sonst ein Angebot gefunden, bei welchem die Coach / der Coach sowohl auf Hochsensitivität UND Laufbahncoaching spezialisiert sei. Und last but not least ist auch meine Arbeitsweise vielseitig bzw. individuell auf die/den Coachee bzw. den Auftrag abgestimmt: Gespräch, Visualisierungen, Assoziationen wecken, Arbeitsblätter, Testverfahren, wo gewünscht auch über den Körper mittels Vertiefungen (z.B. von neuen Glaubenssätzen) durch Meditationen oder mit Atemsätzen, durch die Arbeit mit dem inneren Team oder mit dem inneren Kind usw.

Es lebe die Vielseitigkeit UND die Spezialisierung 😊. Willkommen!

 

Was das Frisbee-Spiel mit Coaching zu tun hat

(Dieses Bild ist ein Symbolbild)

Letzthin war ich bei Freunden im Quartier zum Grillieren eingeladen. Sie alle wohnen in einem Mietshaus, und sie leben (ohne vorgängige Absicht oder ein spezielles Konzept) schon fast eine Art HG (Hausgemeinschaft). Alles Leute ü60, von der Kosmetikerin bis zum Gymnasiallehrer. Ich werde dort jedes Mal so integriert, als würde ich zu ihnen gehören. Letztes Mal ergab es sich, dass wir anschliessend ans Grillieren noch Frisbee spielten. Wir machten einen Kreis und liessen den „Teller“ fliegen. Ich war fasziniert von der dabei entstandenen Dynamik und Wertschätzung. Einerseits flog der Teller wertschätzend zu allen, niemand wurde bevorzugt. Andererseits war eine Frau dabei, die mit Sport nie viel am Hut hatte und ängstlich war. Mich beeindruckte, wie ein Mitmieter (ehemaliger Sportlehrer) sie jedes Mal, bei dem es etwas besser ging, lobte und auch ein bisschen anfeuerte. Sie taute auf und traute sich immer mehr zu.

Im Coaching ist es ähnlich. Da sind wir zwar keine Gruppe (jedenfalls in meiner Art Coaching nicht). Doch es gehen auch eine Art „Teller“ zwischen uns hin und her. Da kommt eine Frage meinerseits oder eine Spiegelung oder Anregung, und von der Coachee kommt die Antwort oder die Reaktion zurück. Es ist ein Hin und Her und letztlich auch ein Geben und Nehmen. Es ist nicht einfach so, dass ich die Gebende bin. Ich bin angewiesen auf das Echo der Coachee. Und wir tragen gleichermassen zum Ergebnis bei, da ist kein Ungleichgewicht. Bezüglich „Anfeuern“ ist es auch so, dass ich manchmal ermutige, etwas zu wagen, was noch nie gewagt wurde. Ich hüte mich allerdings vor platten Bemerkungen wie „das kannst du“ oder „das kommt gut“ (wie kann ich das wissen?). Ich gehe eher in die Richtung von „ich traue dir das zu“ oder, wenn die Coachee bei einer weiteren Sitzung von einem inneren oder äusseren Erfolgserlebnis erzählt, gebe ich ein wertschätzendes, ermutigendes Feedback ab. Ein Coach geht nicht voran, er steht auch nicht dahinter und „schubst“, sondern er bzw. sie steht daneben, ist auf Augenhöhe und ermutigt das Gegenüber, neue Perspektiven einzunehmen und sich mehr zuzutrauen. Immer im Rahmen dessen, was für die Persönlichkeit des Gegenübers stimmt. So gesehen hat mir der „Frisbee-Coach“ bzw. der ehemalige Sportlehrer in unserem Spiel ein Beispiel gegeben.

 

Sommerbeitrag zum Dritten – lausche dem Murmeln…

Ein weiterer „leichter“ Beitrag im Sinne der Sommer(ferien)zeit. Auch hier stammt das Video wieder von einem mir lieben Rückzugsort in der Nähe meines Wohnortes in einem Naturschutzgebiet. Fern von Autolärm und dem Stadtrauschen tauche ich dort regelmässig in eine ganz andere Welt ab.

Lassen Sie, lass du mal dieses Murmel des Bächleins und die Umgebung auf dich wirken. Da verschwindet alle Hektik, alles Laute, alles,  was ruck-zuck-zack-zack geht. Dieses Bächlein bzw. das Wasser überlässt sich einfach dem Strom. Je nach Wassermenge fliesst es ein bisschen lauter oder leiser, stärker oder sanfter. Ich hatte mich auf einen Steg hingesetzt und etwas sinniert, auch im Zusammenhang mit einem Coaching am Vortag. Danach war ich wieder erfrischt.

Die Coachee, deren Wunsch es u.a. ist, mithilfe der Sitzungen mehr zu entdecken, was denn SIE eigentlich will (sie passt sich gerne ihrem Ehemann und der Umgebung an), erzählte ein Beispiel aus dem Alltag, bei welchem sie in ihre altbekannte Falle tappte, dem Frieden zuliebe nachzugeben. Wir zeichneten am Whiteboard die Stationen des Ereignisses nach. Danach bat ich sie, aus der Auswahl von ca. zwanzig Bildkarten zu jeder Station diejenige zu wählen, die symbolisiert, was sie gerade in dem Moment fühlte. Und danach ging es darum, herauszufinden, bei welchem Punkt des Ereignisses sie hätte anders handeln können. Ich merkte, dass auch sie langsam in den „Fluss“ kam. Noch meinte sie am Anfang der Stunde, sie wüsste wirklich nicht, was sie selber wolle. Das sah dann aber plötzlich anders aus, als sie starke Karten zog, die ganz klar zum Ausdruck brachten, was sie eigentlich wollte. Auch ihre Stimme wurde dabei klarer, fester, und am Schluss der Sitzung war sie – ähnlich dem Bächlein im Naturschutzgebiet – wieder „im Fluss“. Beides – und ich weiss, dass ich mich mit dem Thema der beiden Hirnhälften wiederhole, tue das aber sehr gerne, weil es oft unterschätzt wird – beides: das intuitive Wirken-Lassen des Murmelns des Bächleins meinerseits und die Assoziationen mit Bildkarten von Seiten der Coachee andererseits aktivierten die rechte Gehirnhälfte. Bei mir war davor die linke aktiv (viel im Kopf, viel organisiert, angespannt), bei der Coachee durch das reine Gespräch ebenso. Durch die Aktivierung der rechten Hälfte kamen sowohl ich wie auch sie in den Fluss und wurden „ganz“ – kamen in den Frieden.

 

Entschleunigung und Selbstfürsorge – der Sommer und dieses Video laden dazu ein

Diese Woche war ich an einem Morgen in einem nahegelegenen Park, bestellte einen Kaffee und setzte mich in einen der dort aufgestellten Liegestühle. Es war ungewohnt ruhig, wenig Verkehr, wenig Leute – Sommer eben. Ich liebe diese Zeit, in welcher viele in den Ferien weilen und alles etwas weniger dicht und stressig ist.

Als ich da so im Liegestuhl sass, nahmen mich diese Enten (siehe Video), wie sie ihr Gefieder putzen, total in Beschlag, und ich merkte, dass in mir wie ein „Reset-Knopf“ gedrückt wurde. Physisch spüre ich, wie etwas in mir zur Ruhe kam und ich die Zeit völlig vergass. Eine Mitarbeiterin der dortigen Outdoor-Bar, die die Abfallreste des vorigen Abends zusammensuchte, bemerkte das und meinte: „Das ist totale Entschleunigung, nicht?“ Ja, sie hatte es getroffen. Erst als ich dieses Video drehte, sah ich im Hintergrund auch noch diese riesige Hängematte und wie sich darin jemand schaukeln liess.

Beide: die Person in der Hängematte und die Enten, die sich ausgiebig ihrer Gefiederpflege widmen, haben zu mir gesprochen. Äussere Pflege ist das Eine und ja, auch wichtig. Aber es geht auch um die innere Pflege und Selbstfürsorge. Beides beeinflusst sich gegenseitig. Und die Person in der Hängematte: ich denke, sie hat die Zeit auch, wie ich in dem Moment dort, völlig vergessen. Sie lässt sich schaukeln, schaut in den Himmel und spürt Leichtigkeit.

Was ist in dieser Sommerzeit dein Beitrag an dich selber zur Selbstfürsorge und zur Entschleunigung? Ich wünsche dir solche idyllischen Momente, in welchen du die Zeit vergisst und „resetted“ wieder in den Alltag gehst.

Für einen tieferen Reset kann ein Coaching hilfreich sein. Letzthin meldete mir eine Coachee nach Abschluss der fünf Sitzungen dies zurück: „Ich bin so dankbar, konnte ich zu dir ins Coachung kommen. Hat mir wirklich enorm viel geholfen und ich gehe jetzt meinen Weg fröhlicher weiter». Sie kam zur ersten Sitzung mit der Schilderung ihrer schwarzen Löcher der Sinnlosigkeit. Durch die Sitzungen sind diese völlig verschwunden und sie geht – wie sie beschreibt – «fröhlich», also auch in einer Art «resetted» weiter. Dass sie sich fürs Coaching gemeldet hatte, war Selbstfürsorge pur.

 

Die Zwitscherbox – und wofür sie stehen kann

Kennst du, kennen Sie die „Zwitscherbox“? Vielleicht waren Sie schon mal in einem Laden, und plötzlich begannen Vögel wie in echt zu zwitschern bzw. zu singen, und Sie waren einerseits positiv überrascht, andererseits irritiert. Singende Vögel in einem Laden?

Ich habe mir eine solche gekauft, und sie hat für mich einen symbolischen Charakter. Interessant ist ja, dass die Vögel nur zu singen bzw. zwitschern beginnen, wenn ich an der Box vorbeigehen – da ist also ein Bewegungsmelder eingebaut. Und die Vögel singen dann nur ca. 4 Minuten.

Wir alle kennen Zeiten, in welchen wir auf etwas fixiert sind, sei es gedanklich, sei es visuell, sei es emotional, von dem wir wissen, dass es uns nicht guttut. Nur kommen wir da manchmal einfach nicht raus. Der Szenenwechsel ist ein starkes Tool: Also die Räumlichkeiten wechseln, raus gehen, die akustischen Reize verändern usw. usf. Und schon kommen wir auf andere Gedanken und verändern sich auch unsere Emotionen und die Fixierung auf ein (meist) Problem wird relativ, wir sehen wieder das grosse Ganze.

So ruft mich die Zwitscherbox ab und zu auf, mich vom Bürostuhl oder wo ich auch gerade „klebe“ zu erheben, an ihr vorbeizugehen und mich durch den verblüffend echten Vogelgesang entführen zu lassen in die Weite und Schönheit der Natur, selbst wenn ich dann nicht direkt in der Natur bin und vielleicht auch gerade nicht die Möglichkeit dazu habe.

Ich habe zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Entweder ich drehe die Box aus, weil mich das Gezwitscher nervt oder stört und ich es als Unterbrechung empfinde, oder aber ich lasse mich ein aufs Ent- und Verführt-Werden dieses Gesangs. Wähle ich den zweiten Weg, spüre ich im Nu Leichtigkeit, Freude, und etwas in mir entspannt sich.

So ist es auch im Coaching: Coaching ist immer mal wieder eine Einladung, seine eigene Situation neu zu betrachten. Durch Fragestellungen und durch Visualisierungen lade ich die/den Coachee ein, eine mögliche Fixierung auf ein Problem zu verlassen und neue Wege zu denken und auch zu fühlen. Es kommt vor, dass sich zuerst Widerstand regt. Spätestens jedoch, wenn ich bewusst die Diskussion bzw. die reine Gesprächsebene verlasse und Tools, die die rechte Gehirnhälfte (die für Gefühle, Kreatives usw. steht) mit einbeziehe, schwindet der Widerstand, und es beginnt zu fliessen. Diese Woche so erlebt, als ich mittels eines Tools, das mit Bildkarten Assoziationen weckt, das etwas festgefahrene Gespräch aufzulockern versuchte. Die Coachee liess sich darauf ein und entwickelte Freude, zu den verschiedenen Themen das jeweils entsprechende Bild zu wählen, und auf meine Frage, wofür das Bild steht, entstanden kreative Assoziationen und bereits erste Lösungsansätze.

Welche Zwitscherbox kennen Sie, kennst du? Was hilft dir, was hilft Ihnen aus einer Fixierung und Engführung der Gedanken rauszukommen? Das kann kurzfristig tatsächlich eine Zwitscherbox sein, für einen intensiveren Prozess kann ein Coaching eine neue Sichtweise zutage bringen und eine Blockierung lösen.

In dem Sinne: Lassen Sie, lass du es „zwitschern“, lassen Sie, lass du dich ent- und ver-führen im positiven Sinne.

 

„Du hast dich aber (überhaupt nicht) verändert“…

Letzthin fand ein Klassentreffen der Sekundarschule statt. Ich konnte nicht dabei sein, nahm aber virtuell durch die WhatsApp-Gruppe insofern daran teil, als dass ich all die Fotos und Nachrichten mitbekam, die ausgetauscht wurden. Da postete ein Kollege von einem anderen Kollegen ein aktuelles Foto und schrieb „R. hat sich überhaupt nicht verändert.“

Wie geht es dir, Ihnen mit solchen Bemerkungen? Ist das nun ein Kompliment oder nicht?

Es kommt doch immer auf den Ausgangspunkt an, oder? Wenn man damals in einer guten Beziehung war und eine Person positiv erlebt hat, kann eine solche Bemerkung ein Kompliment sein, kann aber auch heissen, dass man den Anderen oder die Andere einfach weiterhin auf etwas festlegen und genau gleich haben möchte wie damals. – Dann gibt es die Bemerkung: „Du hast dich aber verändert!“. Das kann schnell mal als negativ gemeint rüberkommen. In diesem Symbolbild allerdings ist es positiv und als Kompliment (wohl sogar vermischt mit Neid) gemeint.

Tatsache ist: Wir alle haben uns (im Kontext unserer Klassenzusammenkunft nach über 40 Jahren…) verändert. Wir sind älter geworden. Und ich gehe davon aus, dass wir uns auch innerlich verändert haben. Reifer, weiser geworden sind im besten Falle.

Es ist schon so: Wenn wir mit jemandem eine gute Erfahrung verbinden oder mal eine gute Beziehung hatten, dann hat er oder hat sie bei einer Neubegegnung einen Bonus. Ich erlebte das in den letzten Monaten wiederholt durch ehemalige Coachees, die nach 7, 12 oder sogar 14 Jahren sich wieder meldeten und gleich am Telefon sagten, was ihnen damals geholfen hatte. Ich erinnerte mich dann durch die Erzählung wieder daran, auch wenn ich das Dossier z.T. nicht mehr hatte. Diese positive Erfahrung, die ein/e Coachee früher bei mir machte, freut mich natürlich und erzeugt Vorschussvertrauen. Es erfüllt mich aber auch mit Respekt, denn ich gehe davon aus, dass dadurch die Erwartung, dass es dieses Mal wieder so viel „bringt“, wenn sie oder er wieder ein Coaching beansprucht, präsent ist. – Tatsache ist auch hier: Sie oder er hat sich verändert, ich habe mich verändert und arbeite z.T. auch anders bzw. breiter (und tiefer), und vor allem ist die Situation, die ein/e Coachee heute präsentiert, eine ganz andere. Das fordert beide heraus, und ich spreche das jeweils gerne am Anfang einer (wieder) ersten Coaching-Sitzung an.

In dem Sinne: Lasst uns einander – auch alten Bekannten nach mehreren Jahren oder gar Jahrzehnte – ganz neu, unvoreingenommen begegnen. Er oder sie (und wir selber) darf/dürfen ganz Andere sein und dennoch Dieselben. Legen wir einander nicht fest. Lassen wir uns überraschen. Und: Veränderung ist grundsätzlich ein Zeichen von Entwicklung und Leben. Ich wünsche uns allen, dass diese Veränderung wie hier im Bild eine hin zum Leben und zum Lebensbejahenden ist, auch wenn da mehr Runzeln und vielleicht auch „Bresten“ und Narben hinzu gekommen sind. Schönheit (und Reife) kann durch all das hindurch (erst recht) erstrahlen.

Und dabei kann ein Coaching helfen – zur Entfaltung von der Raupe zum Schmetterling – damit Menschen (wieder) in ihren ganz eigenen Farben blühen und dann anderen Bewunderern sagen können: „Ja, du kannst das auch!“

 

Professionelle Nähe anstelle von professioneller Distanz zugunsten eines fruchtbaren (Heilungs-)Prozesses

Hast du, haben Sie schon mal einen Arzt oder – falls Sie jemals in einem Coaching oder gar in einer Psychotherapie waren – den/die TherapeutIn oder Coach gefragt, wie es ihm/ihr gehe?

Ich tat das meinerseits lange nicht. Heute, gerade als Coach wissend, dass hinter jedem weissen Kittel und hinter jeder oder jedem/jeder noch so professionell abgegrenzten TherapeutIn ein Mensch mit einem Privat- und Berufsleben mit Freuden und Herausforderungen steht, tue ich das ab und zu. Ich spüre aber intuitiv, bei wem das drin liegt und bei wem nicht. Das Gegenüber kann dann immer noch entscheiden, was er/sie sagen will. Diese Woche sprach ich einen Arzt, den ich wegen einer alten Fraktur, die erneut Probleme macht, aufsuchte, auf ein Bild in seinem Sprechzimmer an, welches mich einen ganz bestimmten spirituellen bzw. geistlichen Hintergrund des Arztes vermuten liess. Ich dachte, ich könne ja nichts verlieren. Er bejahte meine gezielte Frage, und wir kamen so in ein Gespräch, und es entstand eine Verbindung auf Augenhöhe, ja sogar auf „Herzenshöhe“. Ich glaube, dass es auch ihn bereichert hat und bin überzeugt, dass sich manch ein Arzt, Therapeut oder auch Coach manchmal danach sehnt. – Vor ca. zwei Monaten besuchte ich einen Arzt im Zusammenhang mi der Suche nach einem neuen Hausarzt, da mein jetziger bald pensioniert wird. Er war enorm im Stress und sehr verspätet. Er hatte sich schon in meine Akten eingelesen und sah u.a., dass ich als Coach tätig bin. Da sagte er: „Wissen Sie, im Moment geht es einfach vielen Leuten schlecht, es ist nicht einfach. Erleben Sie das im Coaching nicht auch?“ Ich war baff – und spürte seine Sehnsucht, einfach mal einer Patientin bzw. einem Patienten gegenüber sich als Mensch mit Gefühlen und Herausforderungen zeigen zu dürfen. Es berührte mich zutiefst.

War das jetzt von Seiten dieser Ärzte unprofessionell? Nein, ganz klar: Nein! Es war die im obigen Bild dargestellte „professionelle Nähe“, die Beziehung und Vertrauen geschaffen hatte. Ich gestehe: Wenn mich eine Coachee (Kundin) fragt, wie es mir gehe, halte ich schon einen Moment inne und frage mich, was ich nun sage. Es ist ja klar, dass die Stunde da ist, damit die/der Coachee gehört wird, damit sie bzw. er Raum hat und nicht dazu, damit ich, falls überhaupt, von Herausforderungen (so) erzähle, so dass die/der Coachee meint, helfen zu müssen. Auch ist es tabu, eine/n Coachee zur bzw. zum Vertrauten oder FreundIn zu machen. Es gibt jedoch einen Mittelweg zwischen kalter Distanz, Abgrenzung und Unnahbarkeit und einem sich zu persönlichen Öffnen.

Coaching ist eine Beratungsform auf Augenhöhe, und ich erlebe immer mal wieder, dass gerade dies geschätzt wird und ein Türöffner ist für einen fruchtbaren Prozess. Mich fragte letzthin eine Coachee, etwa gleich alt wie ich, wie es mir denn in einem bestimmten Punkt gehe. Ich horchte kurz nach innen, ob ich hier (spezifisch ihr gegenüber) etwas dazu sagen kann / will / darf und wenn ja, wieviel. Ich fand das Mass und schilderte ihr ein lange zurückliegendes Beispiel mit der Betonung, dass das mein Erleben war und was mir damals dabei geholfen habe. Am Schluss der Stunde strahlte sie und sagte, das sei die beste aller bisherigen Stunden gewesen. Ihr sei klar, dass das Beispiel mein eigenes gewesen sei, es hätte ihr aber eminent geholfen.

War das jetzt von meiner Seite unprofessionell? Nein, auch hier: nein. Es hat das Vertrauen der Coachee verstärkt, es hat ihr gezeigt, dass ich als Profi auch nicht über Herausforderungen erhaben bin, und ich glaube, gerade dies hat mich glaubwürdig gemacht.

Ich möchte dich, Sie ermutigen, in einem passenden Moment, in welchem du spürst bzw. Sie spüren, dass ein Arzt, Therapeut oder Coach mal von Mensch zu Mensch angesprochen werden darf, dies zu wagen. Sollte die Reaktion abweisend und zugeknöpft sein: Es hat nichts mit dir bzw. Ihnen zu tun. Und wir müssen das dann einfach akzeptieren. Und: Wir dürfen uns unsere Coachs, Ärzte und Therapeuten selber auswählen! Ich plädiere für und lebe immer mal wieder „professionelle Nähe“. Mit Herz und Verstand und auch einfach, weil es ein Teil meiner Persönlichkeit ist.

 

Wie die Übung „Gefühlsfilm“ Déja-vu erklären und dann Wiederholungen unterbrechen kann

In meiner Grundausbildung zum Coach 2006-2008 wurden uns viele wertvolle Tools mitgegeben (Danke, Urs bzw. Ruth Bärtschi!). Eines, welches ich – wenn sinnvoll – immer mal wieder einsetze, ist der „Gefühlsfilm“.

Hier geht es darum, ein einmalig so stattgefundenes und erinnerliches Erlebnis aus der Kindheit (0-7 Jahre) aufzuschreiben, in Gegenwartsform, also so, als würde es sich jetzt ereignen. Oft zeigt sich, dass genau dieses Erlebnis, welches der Coachee als erstes in den Sinn kommt, das hilfreiche für diese Übung ist. Wir schauen dann jede Etappe des Erlebnisses an, und ich schreibe die damals erlebten Gefühl dazu. Danach lese ich der Coachee die Gefühle als Film – also losgelöst vom ursprünglichen Erlebnis – vor und frage sie, ob ihr das im Heute bekannt vorkomme. Und zu 90% heisst es: „Genau, ja, genau das ist es, was ich immer wieder erlebe“. – Damals als kleines Kind war die Person dort, wo der Gefühlfsilm einen Bruch erlitt, es also von positiven Gefühlen zu negativen kippte, hilflos. Es geht dann darum, was die Person heute als Erwachsene dort gebraucht hätte oder was sie als Erwachsene hätte tun können, damit der Bruch nicht stattgefunden hätte. Und dann wenden wir dasselbe an auf die heute sich wiederholenden Situationen. Heute kann die Coachee bzw. können wir uns selber die Mutter, der Vater, die Lehrerin oder was auch immer damals als Hilfestellung fehlte, selber sein oder aber wir können verbalisieren, was wir brauchen. Und indem wir uns diesem damals schutzlosen bzw. hilflosen Kind zuwenden, kann die Spirale von Wiederholungen solcher Gefühlsfilme unterbrochen werden.

Gerne führe ich diese Übung bei Bedarf mit Ihnen / mit dir durch. Es braucht dazu ein Gegenüber.

 

Warum „Bleiben mit einem Perspektivenwechsel“ ein reiferer Weg sein kann als gehen oder wechseln

Dieser Spruch passt so gar nicht in unseren Zeitgeist, in welchem es um Schnelllebigkeit und ständiges Wechseln von Beziehungen, Jobs und Reisefieber trotz Klimakrise geht. Auch im Coaching könnte man meinen, es gehe partout um äussere Veränderung. Es geht aber auch anders – z.B. mit innerer Veränderung – und ich wage zu behaupten, dass Wachstum und Reifung der Persönlichkeit eher auf dem Weg passiert, den dieser Spruch vorschlägt.

Ich bin nicht eine Coach, die Coachees (KundInnen) anfeuert, immer höher, schneller, besser, mehr usw. zu erreichen. Sondern mehr von dem, was zu ihnen passt. Und ab und zu zeigt sich auch einfach, dass die jetzige Situation an sich gut ist, es nur gewisse Ermüdungserscheinungen gibt. Dass diese nicht automatisch heissen müssen, dass Job (oder Beziehung) gewechselt werden müssen, erlebe ich immer wieder – siehe weiter unten.

Im Thema Beziehungen kenne ich Paare, für die eine Trennung im Kopf gar nicht existiert. Denn alles beginnt im Kopf. Dann kenne ich Personen, die mehrere Trennungen hinter sich haben und bei denen die Schwelle, sich erneut zu trennen, immer tiefer wird und die schon in eine neue Beziehung mit der Option, diese bei gewissen Störfaktoren aufzulösen, einsteigen. Was ich damit NICHT meine ist, dass man/frau sich in einer Beziehung quälen soll und Bleiben immer der bessere Weg ist! Doch bevor man eine Trennung in Erwägung zieht und dadurch jemand verletzt zurück bleibt, lohnt sich ein Perspektivenwechsel, der Blick auf (noch) unentdeckte Schätze des/der Anderen, die Bereitschaft, v.a. an sich selber zu arbeiten und liebesfähiger zu werden. Denn nicht selten begegnen solche Personen in der neuen Beziehung wieder einer ähnlichen Herausforderung – weil sie diese Lektion in der alten Beziehung nicht vertieft gelernt haben. Ich bin fasziniert von Paaren ü60, die durch Dick und Dünn durchgehalten haben und gemäss diesem Spruch immer mal wieder in einer neuen Art dasselbe Paar geworden sind. Hier kann ich das Buch mit dem provokativen Titel „liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest“ von Eva-Maria Zurhorst wärmstens empfehlen. Ein Plädoyer für Treue und für Persönlichkeitsentwicklung und Reifung (von einer Autorin, die gereift ist in einer Ehe, welcher anfangs kaum jemand eine Chance gab, weil die Beiden sehr verschieden waren/sind).

Der Wechsel eines Jobs, sogar des Berufes, darf immer sein, wohlverstanden. Dafür plädiere ich auch; es macht einen grossen Teil meiner Arbeit als Coach aus, einen Wechsel mit der Kundin zu prüfen. Und ich mache das leidenschaftlich gerne. Doch es kommt auch immer mal wieder vor, dass es um die Sichtweise geht und einen Appell, diese zu überdenken. Dies erlebte ich letzthin mit einem Coachee, der grosse Probleme mit den Eigenarten seines Chefs hatte, den Job aber sehr liebte. In den Coaching-Sitzungen ging es v.a. darum, weshalb die Art dieses Chefs in ihm derart viel Emotionales triggerte. Er versöhnte sich mit der Herkunft dieser starken Reaktion (Kindheit) u.a. durch Vergebung und schrieb blockierende Glaubenssätze neu. Am Schluss der Sitzungen konnte er sagen, dass er gelernt hat, mit den Eigenarten seines Chefs umzugehen, versteht, weshalb dieser offensichtlich nicht anders kann und ihm auf eine neue Art begegnen kann und: wieder gerne zur Arbeit geht und die innere Ruhe wieder gefunden hat. Und ich füge an: Sollte er wieder mal irgendwann einer solchen Persönlichkeit begegnen – er wird nicht mehr in dieser Emotionalität reagieren. Weil er nicht einfach davon gelaufen ist, sondern sich der Herausforderung vertieft gestellt hat und daran gewachsen ist.

Dies bezieht sich auch auf andere Bereiche unseres Lebens. Wie wäre es, im Sinne dieses Spruches einen äusseren Weg mal anders zu gehen (oder den Lieblingssessel mal anders zu platzieren und dabei Neuentdeckungen in der Wohnung zu machen) und damit die Perspektive zu erneuern? Viel Freude beim Ausprobieren 😉

 

Jeder Tag ein Neuanfang – das Wunder der Erneuerung

Letzte Woche weilte ich im Urlaub über dem Bodensee. Vom Zimmer aus hatte ich eine phänomenale Aussicht auf den See mit diversen faszinierenden Stimmungen. Obwohl keine Frühaufsteherin: das rote Licht weckte mich um 05.00 Uhr durch die Vorhänge hindurch, und ich durfte diesen Sonnenaufgang erleben.

Für mich steht ein Sonnenaufgang für Erneuerung, für Neuanfang. Jeder Tag ist eine neue Chance. Wir leben aus Gnade (jedenfalls nach meinem Weltbild), das heisst, wir dürfen immer wieder von vorne beginnen, auch in Beziehungen. Wenn wir andere aus Vorwürfen entlassen und ihnen vergeben, sind wir unsererseits frei. Ob das Gegenüber dies auch tut, das ist dann seine bzw. ihre Sache.

Dies erlebe ich auch oft im Coaching. Immer mal wieder treffen wir im Laufe der Gespräche auf irgendeine Quelle bzw. frühe Ursache eines sich im heutigen Leben wiederholenden Stolpersteins. Die Erinnerung daran kann schmerzen, oft fliessen Tränen in solchen Momenten. Wenn es dann gelingt, dieses Erlebnis zu integrieren, sich von allfälliger Kränkung oder auch Vorwürfen oder gar Verbitterung zu distanzieren, Anderen zu vergeben, alte Mind-Sets zu verabschieden und neue zu integrieren – dann ist das oft wie eine Neugeburt. Ein neuer Tag, ein neuer kleiner Anfang immer wieder – bist du bereit?

Gerne darfst du dich bei Bedarf für ein Coaching melden.

 

Die „Ich-GmbH“ oder die „Ich-AG“ und wie sie unser Selbstverständnis schärft

Eine 57-jährige Coachee kam aufgrund einer Krise, in welcher sie immer wieder tiefe, dunkle Löcher erlebte im Sinne von „braucht es mich da?“ oder „was ist mein Platz?“. Sie ist eine vielbegabte Frau, Ehefrau, Mutter von z.T. bereits ausgezogenen Kindern, in Teilzeit berufstätig in einem ihr entsprechenden Beruf und vielfach freiwillig engagiert. Spirituell verankert. Dennoch hatte sie das Gefühl, sie sei nirgends so richtig.

Im Laufe der Gespräche kam mir die Idee, sie zu ermutigen, mal ein Bild zu machen von ihrer „Firma“ – dies natürlich im übertragenen Sinn. Einfach um sichtbar zu machen, was sie ausmacht und dabei auch zu überlegen, was sie neu noch drin haben will und was nicht.

Gestern nur stellte sie mir dieses Bild eines schattenspendenden Ginsterstrauchs vor. Um ihren Persönlichkeitsschutz zu wahren, habe ich gewisse zu persönliche Elemente überklebt. Sie erhielt in der Stille ein inneres Bild dieser Pflanze, die einerseits so tiefe Wurzeln hat wie kaum eine andere und andererseits eine Schattenspenderin ist. So hat sie im unteren Bereich diejenigen Elemente aufgeschrieben, die für sie nährend sind, wo sie auftankt, wo sie verwurzelt ist. Und oben ihre vielseitigen Engagements, die Ausdruck ihrer fürsorglichen Art sind. Dabei hat sie zu teils Elementen ein neues Ja gefunden und im Zuge dieser kreativen Arbeit auch ein Ja dazu, dass es o.k. ist, so vielseitig unterwegs zu sein. Mit ihrem Label, welches sie am Ende der Stunde ungefähr so formulierte: „Kathy (sie heisst nicht Kathy) – die tief Verwurzelte und Schattenspendende.“ – Ihre Augen leuchteten. Ich kam zurück auf das, was sie mir in der vorherigen Sitzung erzählte, wo es um eine Anfrage von aussen für ein weiteres freiwilliges Engagement ging. Mit der Visualisierung und der Benennung wie ihre „Ich-AG“ oder „Ich-GmbH“ heisst und was die Merkmale sind, konnte sie gestern in der Stunde klar und deutlich sagen: „Nein, das passt nicht, und ich muss ab jetzt nicht mehr zu Anfragen Ja sagen, die nicht zu mir passen.“

Möchtest du auch mal ein Bild oder eine Skizze DEINER Ich-AG machen? Was macht dich aus? Was ist dein Label? Es kann ganz anders aussehen, in einem anderen Bild oder einfach als Mind Map – und mit einem treffenden „Firmen“-Namen. – Viel Freude!

 

Wie dieser „Töggeli“ im Coaching einen Dienst erweisen können

Aus meinem reichen Schatz an Tools habe ich in der letzten Zeit diese „Töggeli“ fast vergessen. Ein Coachee, der mich nach sieben Jahren Pause wieder aufsuchte, hatte mich daran erinnert. Er nahm darauf Bezug, wie ihm das damals geholfen hatte, eine Situation mithilfe dieser Figuren sichtbar zu machen. Fast einhundert weitere Coachees später hatte ich das nicht mehr präsent. Nun war gestern eine Frau bei mir, mit der ich ein wiederholtes Mobbing-Trauma am Arbeitsplatz aufgearbeitet habe. An der neuen Stelle, in welcher sie das mit Bangen erwartete Ende der Probezeit mit Bravour bestanden hatte und nun mehr Boden unter den Füssen spürte, gibt es immer mal wieder „Trigger“. Ein solcher Trigger ist die Pausensituation. Sie hält sich zurück mit dem Besuch des Pausenraums, will aber dennoch Schritte wagen und neue Erfahrungen machen. Mit diesen Töggeli (siehe Bild) haben wir diese Situation dargestellt. Mir kam diese „Eingebung“, dass ich diese Figuren zu Hilfe nehmen könnte. Sie war hell begeistert, ich spürte, da klingt etwas auf einer tieferen Ebene an, als wenn wir das nur im Gespräch angegangen wären. Sie konnte so auf diese „Töggeli“, die für die Team-Mitglieder stehen, zugehen, wie sie es sich wünscht, sich so zeigen, wie sie ist. Das Durchspielen verschiedener von ihr befürchteter Momente dort im Pausenraum und das bewusste Reagieren aus ihrer Mitte heraus hat ihr Sicherheit gegeben, dass sie mehr und mehr fähig sein würde, ein neues Muster zu leben. So verankert es sich anders als nur über den Kopf.

Ein Hoch auf solche Tools 😊

 

Coaching als Schutzraum und Chance für radikale Ehrlichkeit

Ich hatte letzthin ein Erstgespräch, in welchem ich im Laufe der Schilderungen von Seiten der Coachee spürte, dass da etwas zentral Wichtiges zurückgehalten wurde, dass da zentrale Emotionen unterm Teppich liegen.

Ich sprach es dann an. Aus einem tiefen inneren Impuls heraus, der dadurch entstand, dass ich etwas unruhig wurde, weil die Coachee bemüht war, eine schwierige Situation möglichst brav zu schildern oder gar schön zu reden, sagte ich zu ihr: Schau, hier in diesem Raum bist du geschützt. Alles, was du hier erzählst, bleibt hier. Hier gibt es keine Tabus, und es kann für dich eine Chance sein, wenn du all das Angestaute einfach mal ungefiltert aussprichst. Sie schaute mich erleichtert an, und dann brach es aus ihr heraus. Von der zuerst „braven“ Schilderung switchte sie mehr und mehr zum ungefilterten Erzählen, wo auch Ärger Platz hatte, wo sie sogar zu einem freiwilligen Amt, von welchem sie anfangs (mit für mich spürbarer Anstrengung) sagte, sie mache das schon gerne, bekennen konnte, dass sie gar keine Lust mehr habe und dass das gar nicht ihre Idee gewesen sei.

Ein erster Durchbruch. Wie oft haben wir uns je nach Sozialisation antrainiert, möglichst anständig und brav zu formulieren. Es gibt Umgebungen, in welchen gewisse Gefühle, wie z.B. Wut und Ärger nicht salonfähig sind, sondern es angebracht ist, immer positiv und lächelnd zu sein. Mit dem Risiko einer Anstauung bis hin zu psychosomatischen Reaktionen.

So plädiere ich weiterhin fürs Coaching als Schutzraum für radikale Ehrlichkeit – als Chance für Durchbrüche zu mehr Authentizität und mehr von dem, was zur jeweiligen Person passt – innen und aussen.

 

Wie kann aus (Zer-)Brüchen neue Schönheit erwachsen?

Ich besuche regelmässig einen Ort an der Aare, der sehr naturbelassen ist und voll  solcher „Figuren“ wie diese hier. Ein Baum, der es nicht überlebte, der geknickt wurde – und dennoch (die Schönheit liegt allerdings letztlich immer im Auge des Betrachters bzw. der Betrachterin) hat er sich so wunderschön in die Landschaft eingefügt und strahlt etwas Urtümliches, Ureigenes und Majestätisches aus.

Was ist das Geheimnis dafür, dass wir aus Zerbrüchen oder Brüchen oder Schicksalssschlägen dennoch mit einer neuen Schönheit herausgehen? Ja, da geht es u.a. um die Resilienz. Darüber kann man viel lesen, und es wird hier nicht einen Aufsatz darüber geben. Und ja, wir (ver-)erben auch gewisse Veranlagungen, seien sie eher so, dass das Negative oder das Positive stärker gewichtet wird, sei es, dass wir auch körperlich genetisch gute Vorbedingungen haben und dies wiederum einen Einfluss auf die Resilienz hat usw. Wenn ich an diesem Ort an der Aare bin – und das kann gut und gerne bis zwei Mal die Woche sein – kommen mir weitere Gedanken, die sich z.T. auch mit meiner Erfahrung in der Beobachtung im Coaching decken: Das Ge-/ bzw. Zerbrochene DARF sein. Es wird nicht zurechtgebogen. Es wird eingefügt in Gesundes, Starkes und wird somit Teil des Ganzen (die Übersetzung auf Menschen überlasse ich euch als LeserIn). Die Schönheit rundherum, der Schutz (Naturschutz) des Gebietes gibt dem Zerbrochenen / Gebrochenen einen geborgenen, gesunden Raum. Und: Da ist Luft, Licht, Wasser und jede Menge von Tieren, die sich dieses Gebrochenen im positiven Sinn erfreuen. Auch wenn das Gebrochene nicht mehr wie im „alten Leben“ blüht, so bietet es doch Schutzraum für mancherlei Tiere oder Insekten. Es hat einen neuen „Auftrag“, eine neue Bestimmung gefunden.

So wünsche ich uns, dir, mir, Ihnen, dass wir (Zer-)brüche, Schicksalsschläge im Leben zuerst mal annehmen (es DARF sein, auch die Trauer, auch die Wut, alles was dazu gehört). Daraus heraus finden wir mehr und mehr zu unserer neuen Bestimmung, wenn wir bereit sind, das Alte loszulassen. Dann erwächst neue Schönheit, Reife, Würde. Und dann ist da kein Platz für Verbitterung. Und mögen wir in alledem eingebettet sein in eine gesunde, nährende Umgebung.

P.S.: Den Kuckuck hört man in der Schweiz nur noch ganz, ganz selten. Bei der letzten „Visite“ an diesem Ort an der Aare hörte ich ihn – mein Herz ging auf, ich suchte ihn: Er war genau an der Stelle dieses gebrochenen Baumes. (Wer wissen möchte, wo dieser idyllische Ort sich befindet, darf mich gerne fragen).

 

Wie die Visualisierung eines früheren Erfolgserlebnisses neuen Erfolg begünstigen kann

Letzthin war eine Coachee bei mir, die in einem Punkt einfach nicht weiterkommt, obwohl sie eine klare Sehnsucht und eine Vision hat. Da ist eine Blockade. Wir konnten auch die Ursachen benennen anhand der Übung mit dem inneren Team (Angst, Sicherheitsbedürfnis u.a.) und arbeiten weiter daran. Diese Coachee wendete im Erzählen auffallend häufig Worte an wie „das geht nicht“ „ich kann es einfach nicht“ usw.

Ich hatte dann den inneren Impuls, sie zu fragen, wann und wo es ihr in ihrem Leben denn schon mal wirklich gelungen sei, über ihren Schatten zu springen, etwas zu tun, was sie sich vorher nie zugetraut hätte. Strahlend und gleichzeitig mit Tränen erzählt sie mir von einem einschneidenden Ereignis, eigentlich einem Befreiungsschlag vor 13 Jahren. Und ich sprach ihr zu: „Du KANNST es.“ Die Tränen flossen – eine Mischung von Erinnerung an damals und von (noch) Traurigkeit, dass es jetzt (noch!) nicht geht.

Ich habe sie ermutigt, dieses Ereignis von damals innerlich nochmals in allen Bildern durchzuleben, vielleicht in einer Meditation und sich zu verbinden mit der Kraft und dem Mut, die sie damals dazu hatte. Und vielleicht würden ihr noch weitere solche Erfolgserlebnisse in den Sinn kommen. Diese Erinnerung, dieses Revue-passieren-Lassen setzt ungeahnt Kräfte frei und wird sie (bzw. wird uns, wenn wir das selber tun) verbinden mit ihrer eigenen Kraft, wird sie rausholen aus der Blockade und der Ohnmacht. Und ich habe sie ermutigt, sich nicht abzulehnen, dass es im Moment noch nicht möglich ist, diesen Schritt, den sie sich sehnsüchtig wünscht, zu vollziehen, sondern ganz in die Annahme zu gehen „Ja, im Moment geht es noch nicht. Aber ich werde zum Punkt kommen, wo es mir gelingt. Die Kraft dazu ist in mir.“ Und dass sie sich bei den sabotierenden Selbstgesprächen zuhört und den inneren Dialog umlenkt auf hoffnungsvolle Botschaften.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

 

Wie der Einsatz verschiedenster Tools im Coaching Erkenntnisse bestätigt und Prozesse begünstigt

Als Coach bin ich herausgefordert, mein Wissen stets zu erweitern, z.B. durch Weiterbildung. Ein Tool bzw. eine Herangehensweise und auch eine Form des Coachings alleine führt nach meiner Erfahrung nur beschränkt zum Ziel. So setze ich aus meinem „Werkzeugkasten“ immer verschiedene Tools ein, natürlich abgestimmt auf den Auftrag, den die/der Coachee formuliert und auch abgestimmt auf ihre/seine Persönlichkeit.

Gerade diese Woche war dies eindrücklich:  Eine Intensivpflegefachfrau formuliert ihren Auftrag in etwa so: „Wie kann an der Arbeit wieder zufriedener sein, so dass diese mir auch etwas zurück gibt?“ Es ging/geht also nicht um einen Berufs- oder Stellenwechsel. Ich setzte zwei verschiedene Persönlichkeitstest ein und ging in einer ersten Runde mit ihr auf die Spur von blockierenden Glaubenssätzen. Diesem ging jedoch das Gespräch voraus, in welchem sie vom kürzlichen Mitarbeitergespräch erzählte, in welchem ihre Vorgesetzte sie insofern entlastete als dass sie ihr zugestand (Erlauber!), dass sie auch gut sei, wenn sie einfach gut sei, und sie müsse nicht immer sehr gut sein. – Alleine schon dieses MAG traf einen Punkt, und wir vertieften ihn im Coaching-Gespräch. Danach folgte die Auswertung der Tests, die beide von je verschiedenen Sichtweisen her aufzeigten, dass sie hoch konsequent und zuverlässig ist, dass sie aber auch gerne gemütlicher wäre, sich dies aber nicht erlaubt. In der Übung, in welcher wir auf den Grund ihrer blockierenden Glaubenssätze gingen bzw. diese erst mal bewusst machten, kam die frühkindliche Erfahrung ans Licht, dass sie als Älteste immer die Beste und ein Vorbild sein sollte. – Diese drei verschiedenen Tools – gepaart mit dem Gespräch – wiesen alle auf dasselbe hin, jedoch von verschiedenen Standpunkten. Gerade das Arbeiten am Glaubenssatz bzw. das Neuformulieren eines entlastenden Satzes, den sie dann in der Folge durch verschiedene Übungen verinnerlichen kann, wird sie in eine neue Freiheit führen. So plädiere ich weiter für einen kreativen, vielseitigen und an den Auftrag und die/den Coachee angepassten Einsatz verschiedener Tools.

 

Wenn der Abschluss eines Coachings wie ein fulminantes Feuerwerk ist

Letzte Woche erlebte ich an einem Nachmittag ziemlich Gegensätzliches. Ich hatte einen „Schnuppertermin“ bei einem möglichen neuen Hausarzt. Er fragte mich so von Arzt zu Coach, ob ich auch merke, dass es vielen Leuten zurzeit schlecht ginge. Ich konnte das nicht so klar bejahen. Ja, eine Coachee sagte mir, dass, würde der Krieg näher rücken, sie gerne aus dieser Welt verschwinden würde. Sie meinte das nicht im suizidalen Sinne, ist auch nicht depressiv, es zeigte aber, wie es in ihr arbeitet.

Dann nach dem Termin bei diesem Arzt ein Coaching mit einem Mann, der zur sechsten Sitzung kam. Er war von Anfang an sehr motiviert, setzte die erarbeiteten Tools mit Glaubenssätzen, Einbauen von nötigen Oasen usw. stetig im Alltag um und machte riesige Fortschritte. Ich leitete die Sitzung mit der Frage ein, wie es ihm gehe. Er: „Mir geht es SEHR gut!“ Ich fragte nach, inwiefern, und er zündete – im bildlichen Sinne – ein fulminantes Feuerwerk über unsere vergangenen Sitzungen und über das, was sie ihm in seiner Frage-/Problemstellung und in der Erklärung, weshalb er bis anhin so stark emotional in der Sache reagiert hätte, gebracht hätten. Er stünde heute in diesem Punkt an einem ganz anderen Ort und hätte enorm an Lebensqualität (v.a. im Arbeitsumfeld) gewonnen. Ich gab ihm die Rückmeldung, dass es für mich auch ein sehr angenehmes Arbeiten gewesen sei mit ihm, v.a. aufgrund seiner hohen Motivation, und er sagte einen zentralen Satz: „Ich wusste, ohne meinen eigenen Einsatz und mein Engagement komme ich nicht vorwärts.“

Wie schön! Und eine solche Rückmeldung ist mehr Lohn als das Honorar, das dann überwiesen wird. Das stimmige Miteinander zwischen Coach und Coachee ist nicht zu „machen“. Es ist einfach Geschenk, ohne dass ich damit mein Licht unter den Scheffel stellen möchte. Ich schätze das Privileg, meine Berufung leben zu dürfen und dass mir dabei auch meine reiche Lebenserfahrung durch Höhen, aber auch einige Tiefen zugutekommt – oder dem Coachee zugutekommt. Unter dem Link „Presse und Stimmen“ lest ihr einzelne Rückmeldungen ehemaliger Coachees. Diejenige des Erwähnten steht noch aus; sie wird erscheinen unter P.W. (ich füge neue nicht automatisch zuoberst ein).

Ich wünsche dir, euch, mir, uns allen immer wieder solche „Feuerwerke“ in dem Sinne, dass in all unserem Arbeiten und unserem Einsatz, welcher Art er auch sei, ab und an auch etwas zurückkommt und wir uns tief bestätigt fühlen, am richtigen Ort zu sein. Und wenn Letzteres nicht der Fall ist: Ein Coaching hilft da bei einer Neuausrichtung immer – sei diese innerlich oder äusserlich oder beides 😉

Die Macht der Worte und was unser Hirn (nicht) lesen kann

Ich bezeichne mich nicht als Super-Talent in der achtsamen Kommunikation, und dennoch habe ich mich vor etwa vier Jahren durch die Auseinandersetzung mit der gewaltfreien Kommunikation mehr und mehr in einen Veränderungsprozess hineingegeben und bin dadurch auch sensibler geworden im Achten darauf, wie ein/e Coachee von ihrem Leben, ihren Schwierigkeiten oder ihren Wünschen und Träumen erzählt. Ich denke schon, im Coaching, da gelingt mir die achtsame Kommunikation, gelingt es mir auch – und gehört zur Kunst und Ethik des Coachings – „du musst“-Botschaften zu meiden, gelingt es mir, vorwiegend offene Fragen zu formulieren (also die W-Fragen) anstelle der geschlossenen Fragen, die ein Ja oder ein Nein als Antwort fordern und somit auch schon grenzwertig manipulierend und engführend sind. Im Privaten – da strauchle ich manchmal noch. Achte z.B. mal darauf, wie du bzw. wie dein Gegenüber sich nach deinem Befinden erkundigt. Ob es offenen Raum schafft, das zu erzählen, was dich wirklich im Moment beschäftigt und wo du dich wahrgenommen fühlst oder ob der Raum mit der Fragestellung (z.B. „geit’s guet, hä?“) schon im Vorneherein begrenzt ist bzw. du spürst, dass das Gegenüber gar nicht wirklich alles wissen will, schon gar nicht das Schwierige. Ein ehrliches „wie geht es dir“, das von tief innen kommt (und das spürt das Gegenüber) schafft Raum, sich selber sein zu dürfen.

Wusstet ihr, dass das Hirn „nicht-Botschaften“ nicht lesen kann? Unser Hirn ist auf ein Ja, auf positiv formulierte Sätze programmiert. Das bestätigen auch Hirnforscher. Achten Sie, achte mal darauf, wie oft du bzw. wie oft wir negativ-Sätze formulieren. Das macht etwas mit uns, mit unserem Hirn, mit unseren Emotionen. Und alles, was wir formulieren bzw. wie wir es formulieren, hat einen Einfluss auf unser Leben, und in gewisser Weise kreieren wir auch ein Stück weit unser Leben durch unsere Formulierungen. Dies gilt auch für die „nie“- oder „immer“- oder „eigentlich“- oder „aber“- Formulierungen.

So fielen mir in letzter Zeit gerade mehrmals – sei es privat oder im Kontext des Coachings – solche negativ formulierte Botschaften auf. Und sie warfen Fragen auf, was der Ursprung dieser Formulierung ist und v.a. weshalb jemand das Ganze nicht positiv formulieren kann – eben damit das Hirn der Person selber – v.a. aber des Gegenübers die Botschaft auch lesen kann. So z.B. wenn jemand mir eine Rückmeldung auf ein Foto gab und schrieb: „Ist gar nicht so schlecht rausgekommen“. Was hindert diese Person, dies positiv zu formulieren? Wieso diese „nicht“-Formulierung? Oder eine Coachee, die von ihrer Stelle auf die Frage, wie sie sich dort fühle, sagte: „Nicht schlecht“. Ja, vielleicht ja auch nicht gut. Aber dennoch wäre positiv formuliert z.B. ein „es gibt Momente, da fühle ich mich gut, es gibt Aspekte, die machen mir eher Mühe.“ Dies könnte das Hirn lesen und verarbeiten und die Person ist aufgefordert, positive Energie freisetzen zu lassen und KLAR zu formulieren. Oder wenn ein/e Coachee sagt „eigentlich würde ich gerne“. Es bewirkt im Hirn und in den Emotionen so viel mehr und Positiveres, wenn sie oder er sagen könnte „Ich will…“. – Oder wenn jemand zu einer anderen Person sagt: „Du bist mir nicht egal.“ Natürlich weiss die Adressatin, dass das ein Kompliment sein sollte, jedoch ist sie bzw. ihr Hirn automatisch irritiert. Die Botschaft, die der/die Absenderin wahrscheinlich senden wollte, aber auch seinen/ihren eigenen Gründen oder Hemmungen nicht so formulieren konnte war wahrscheinlich: „Ich mag dich“ oder „ich denke viel an dich“, oder ähnlich. Und das wäre im Hirn und in den Emotionen der Adressatin bzw. des Adressaten angekommen und hätte auch zu einer Beziehungsfestigung beigetragen.

Vielleicht denkst du jetzt, das würde dann irgendwie künstlich. Ja, sicher, es ist am Anfang ein Einüben, aber ich glaube, das kann sich verinnerlichen. So wie wir uns von innen nach aussen gestalten, so ist das Äussere immer auch ein Ausdruck des Inneren und können wir uns von aussen nach innen transformieren bzw. durch unsere bewusste Wortwahl auch unsere Emotionen positiv beeinflussen. Und achten wir mal darauf, weshalb wir mit gewissen Menschen gerne kommunizieren und bei anderen schnell gestresst sind oder uns intuitiv am liebsten entfernen würden. Mag es an genau diesen Aspekten liegen? – Ich will eine Person sein, mit der man/frau sich gerne unterhält – und das heisst impliziert, dass die Person auch ungeschminkt von ihren Herausforderungen erzählen darf, Raum haben darf, ganz sich selber zu sein.

Ich wünsche mir, dir, uns allen, dass wir mal darauf achten, wie oft wir, wenn wir im Grunde etwas positiv formulieren wollen, dies dann doch in einen „nicht-Satz“ umwandeln. Lasst uns mal nachspüren, was der Grund dahinter ist. Hemmung? Sabotage? Anderes? Gute Entdeckungs- Entwicklungs- und Transformations-Reise!

 

Der Tanz und die Balance zwischen An- und Entspannung – ein Praxisbeispiel

Zu lange Entspannung kann lähmen und ermüden. Zu lange Anspannung verkrampft uns, generiert Stress und ist gesundheitsschädigend. Die Kunst ist die Balance bzw. der Tanz zwischen den beiden Polen. Wie gelingt uns das? Sicher in erster Linie, indem wir überhaupt mal wahrnehmen, wie es uns jetzt gerade geht. Viele Menschen haben den Bezug zu sich selber verloren und haben keine Übung darin, in sich hinein zu spüren und formulieren zu können wie es ihnen gerade geht. Und weil in ihnen diese Fähigkeit unterentwickelt ist, fehlt ihnen oft auch die Möglichkeit, rechtzeitig zu regulieren, also eine sich aufbauende oder bereits (zu) hohe Anspannung als solche zu erkennen, benennen und bewusst Gegensteuer zu geben. Dasselbe gilt fürs Umgekehrte.

Kennen Sie, kennst du die Möglichkeiten, wie du wieder in die Balance kommen kannst? Kennst du deine ganz eigene Art, „raufzufahren“ oder „runterzufahren“? Hast du Tools? Kannst du benennen, wie es dir jetzt gerade geht, wie sich dein Körper anfühlt, ob du angespannt oder eher entspannt bist und was du jetzt brauchst? Wenn du auf die vergangene Woche zurückschaust – was hat überwogen? An- oder Entspannung? Wenn es eher Entspannung war – war sie stimmig im Sinne von Erholung und innerlich dennoch erfüllt, oder war es Leere und Langeweile? Und wenn es eher mehr Anspannung war – was waren die Trigger, was waren die Themen und v.a. die Gedanken, die dazu beigetragen haben, dass die Spannung in dir so hoch war?

Ein eindrückliches Praxisbeispiel: Ein Coachee, der am Ende einer Arbeitswoche mit viel Stress und auch mit innerer Sorge an einem Freitag ins Coaching kam, war angespannt. Müde in einer unguten Art. Er konnte benennen, was dazu beigetragen hatte und was auch sein Teil war, indem er der negativen Gedankenspirale Raum gegeben und nicht früh genug Entspannungmomente eingebaut hatte. Sein Thema ist es immer mal wieder, dass er das Gefühl hat, nicht zu genügen. Wir hatten die Ursache in der letzten Stunde eruiert, indem klar wurde, dass er dem älteren, intelligenten Bruder das Wasser in den Augen des Vaters (seinerseits Lehrer) nicht reichen konnte. Der Coachee versuchte so als Kind immer wieder, die Anerkennung des Vaters zu gewinnen. Dieses Verhalten kennt er auch heute noch im Arbeitskontext, eine latente Angst, nicht zu genügen.

Wir entschieden in der Hälfte der Sitzung, dass ich ihn mittels einer geführten Meditation in eine Entspannung führe. Beginnend mit Körperwahrnehmung, Atemwahrnehmung und dann bewusster Bauchatmung führte ich ihn in der Vorstellung in seinen Lieblingswald mit seinen Düften, Bäumen, Wegen, den singenden Vögeln usw. Dort setzte er sich auf einen Baumstrunk, daneben war ein zweiter. Er war alleine. Doch da kam plötzlich eine Person, die er zuerst nicht erkannte. Als diese näher kam, sah er, dass das sein Vater war. Dieser setzte sich neben ihn. Sie genossen zusammen die Atmosphäre des Waldes. Da wandte sich der Vater zum Coachee und sagte ihm, er sei stolz auf ihn, stolz darauf, wie er sein Leben lebe. Dann entschuldigte der Vater sich bei seinem Sohn dafür, dass er früher seine grosse Kreativität weniger wertgeschätzt habe als die guten Schulnoten seines älteren Bruders und sagte ihm, er sei einmalig in seiner Art. Dann verabschiedete sich der Vater und ging seines Weges und der Coachee ging seinen Weg zurück nach Hause, im Gefühl, tanzen oder springen zu wollen.

Dann führte ich den Coachee langsam wieder zurück in den Raum und fragte ihn, wie es ihm gehe. Mit einer ganz anderen Stimme als am Anfang der Stunde und mit Tränen in den Augen sagte er, das hätte ihn tief innen berührt, er sei wirklich ganz abgetaucht und er freue sich enorm, am Sonntag dieses Plätzchen in seinem Wald aufzusuchen. Die Anspannung war weg, die lähmende Müdigkeit auch.

Entspannung ist gelungen. Wir alle können auch ohne dass uns dabei jemand führt mit solchen Meditation immer wieder das Stress-System runterfahren. Viel Erfolg!

 

Meine Coaching-Praxis als „Labor“ – Entdeckungsreise zu mehr AHA und mehr Flow

Ich erlebe meinen Praxisraum immer mal wieder als eine Art „Labor“, in welchem sich etwas entwickelt, dessen Ausgang am Anfang einer Stunde noch nicht absehbar ist und wo – wie in diesem Bild – die Freude an einem überraschenden Resultat dann umso grösser ist.

Da wird gearbeitet, einerseits mit dem Kopf und analytisch, dies dann auch visualisiert durch das Zusammenfassen und Aufzeichnen am Whiteboard, andererseits durchs Nachspüren, auch mal im Schweigen und Wirken-Lassen, was das Erarbeitete jetzt ausgelöst hat, dann aber auch durchs Assoziieren mittels passender Bilder oder Worte/Fragen (dazu habe ich vor bald einem Jahr eine sehr hilfreiche Weiterbildung gemacht). Damit linke und rechte Gehirnhälfte verknüpft werden können und der GANZE Mensch am Prozess beteiligt ist.

So habe ich in den letzten 1-2 Wochen schöne Momente erlebt. Zum Beispiel, wie eine Heilpädagogin und Musikerin in ihrer Suche nach einem stimmigen Weg der Vereinbarkeit dieser zwei Standbeine sich kniend auf dem Stuhl die verschiedenen Assoziationsbilder auf dem Boden angeschaut hat und sich inspirieren liess. Oder als ich eine Marketing-/Kommunikationsplanerin am Schluss auf ihren Wunsch noch zur Vertiefung des Erarbeiteten (also zum das im Kopf Analysierte ins Herz transportieren zu lassen) in einer geführten Meditation in die Verankerung führen durfte. Oder, als eine Immobilienbewirtschafterin, für die, auf meine wiederholte Nachfrage, wie sie sich in den vergangenen und der jetzigen Stelle fühle, nicht mehr sagen konnte als „es ist o.k.“ dann durch ein Tool plötzlich zu sprudeln begann und mir von Kindheitsträumen bezüglich Berufen zu erzählen begann. Sie, die in der ersten Sitzung meinte, sie hätte nie gewusst, was sie will und sie wisse es auch heute noch nicht. Manchmal braucht es ganz einfach ein „neutrales“ Gegenüber, die richtige Atmosphäre und eine Art der Fragestellung, die nicht manipuliert sondern der Coachee hilft, ihren eigenen inneren (Berufungs-)Spuren auf die Schliche zu kommen. Und dann zu sehen, ob dies tatsächlich einen Berufs- oder Stellenwechsel bedeutet oder diese Träume neben der Berufstätigkeit gelebt werden können. Für mehr Flow, für mehr von dem, wozu die Person bestimmt ist bzw. was wirklich IHRES ist. Dafür schlägt mein Herz.

 

Wann ein „es ist (gut) wie es ist“ stimmt und entlastet und wann wir selber Gestalter/in sein dürfen

Der Satz „es ist (gut) so, wie es ist“ kann entlastend und stimmig sein im Sinne von Akzeptanz, kann jedoch auch eine übergestülpte und übernommene Floskel sein, mit der man/frau eine tiefsitzende Unstimmigkeit verdrängt oder überdeckt.

Letzte Woche meldete sich ein ehemaliger Coachee nach sieben Jahren wieder zurück. Dies kommt in den letzten Monaten immer wieder vor, dass Frauen oder Männer, die schon bei mir waren, mich bei einem neuen Thema wieder aufsuchen. Das tut gut, zeugt von Vertrauen, und wir müssen nicht bei Null beginnen. Damals vor sieben Jahren diente mir seine damalige Thematik für die Zertifikat-Abschluss-Arbeit bei meiner Weiterbildung zur zertifizierten Beraterin für Hochsensitive am Institut für Hochsensibilität IFHS. Schon damals ging es u.a. darum, einen Weg zu finden, eine hochsensitive Veranlagung einfach zu akzeptieren und zu integrieren und dennoch die für HS-Personen manchmal schmale Komfortzone dehnen zu lernen. Ich erfreute mich sehr des zwischenzeitlichen beruflichen und persönlichen Entwicklungswegs dieses Mannes.

Auch jetzt geht es um ähnliche Themen, nur auf einem neuen „Niveau“. Er erzählte mir von seiner inzwischen abgeschlossenen Weiterbildung zum Arbeitsagogen und seiner Überforderung darin und schilderte mir sehr stimmig, nachvollziehbar und glaubwürdig, dass für ihn damals die Akzeptanz, dass er in der Weiterbildung überfordert ist, also „es ist so, wie es ist – ich BIN überfordert“ enorme Entlastung gebracht hätte.

In seinem aktuellen Thema – auch einer Überforderung, nun mit einem seiner Klienten (starke Ausprägung eines Autismus mit Ausrastern) stellt(e) sich die Frage, ob es hier auch um diese Akzeptanz geht und diese sich wiederum stimmig anfühlt oder ob es realistisch und erreichbar sei, in dieser Herausforderung in seiner Persönlichkeit zu wachsen. – Der Leidensdruck und der Stress jedoch rufen – wenn er diese Aufgabe nicht abgeben möchte – nach Wachstums -, Entwicklungs- und Entlastungsschritten bzw. -massnahmen. Einerseits geht es darum, dass er sich genügend in seinen Ressourcen Kraft holt (Natur, Squash, Atem- und Entspannungstechniken), andererseits auch um seine Bewertung der Situation. Gestern dann, als wir nach einem intensiven Gespräch noch „in die Stille“ gingen bzw. ich ihn in die Atmung führte (siehe Thema „Atemsatz“ weiter unten), kam ihm spontan der Satz beim Einatmen: „Ich mag XY (Klient) sehr gut“ und beim Ausatmen „er darf sein, wie er ist“. Und wiederholte dies mehrmals. Ich fragte ihn, ob sich das stimmig anfühle, und er bejahte strahlend, wurde sich der trotz allen Herausforderungen speziellen Verbindung zu diesem Klienten bewusst und geht jetzt mit diesem Satz „schwanger“. Ich bin gespannt, was er mir in zwei Wochen zurückmeldet und was all diese Entlastungs-Massnahmen in seinem Befinden verändern. Und gleichzeitig arbeitet er am „Erlauber“, dass er – sollte die Überforderung anhalten –diese spezifische Betreuungs-Verantwortung abgeben darf.

So gesehen kann es helfen, in Herausforderungen zu sagen, „es ist (gut), wie es ist“ und dennoch zu wissen, dass wir GestalterIn unseres Lebens sind und jede Situation durch unseren Beitrag zu dem werden kann, was wir daraus machen.

 

Die Chemie zwischen Coach und Coachee – ein (der) zentrale(r) Erfolgsfaktor

In Chemie war ich kein Hirsch – das war ein ziemliches Horrorfach für mich damals in der Mittelschule. Doch in Sachen zwischenmenschlicher Chemie – da kenne ich mich schon etwas besser aus.

Dieser Spruch ist auf Beides anwendbar – auf die Chemie im eigentlichen Sinne und auf die Chemie zwischen Menschen, genauer: zwischen Coach und Coachee (oder Arzt/Ärztin und PatientIn oder TherapeutIn und KlientIn). Natürlich ist fundiertes Wissen und sind all die Tools, die ein/e BeraterIn anwendet, wichtig. Doch auch hier – fast wie bei einem Date – die ersten Sekunden entscheiden, ob sich der/die Coachee anvertrauen kann.

Ich habe diese Woche diesbezüglich wieder ein sehr eindrückliches Erlebnis gemacht. Meine Website selektiert ja automatisch, wer sich dann bei mir meldet. Oft melden mir neue Coachees konkret zurück, was sie angesprochen hat. Ich selber bin so weit professionell, dass ich auch mit Menschen arbeiten kann, die mir vielleicht nicht auf Anhieb sympathisch sind, da habe ich eine genügende Distanz. Dies kommt jedoch äusserst selten vor. Letzte Woche meldete sich eine Frau, die mich mit Suchbegriffen auf Anhieb gefunden hatte, sie sagte mir beim Gespräch diese Woche, es hätte gleich „gefunkt“ in dem Sinne: „Zu DER will ich!“ und zitierte mir die Sätze oder bezog sich auf Bilder, die sie besonders angesprochen hatten. Bereits im telefonischen Erstkontakt merkte auch ich: Das passt.

So war die Sitzung dann auch gleich ein Eintauchen in die Tiefe. Die Coachee (siehe mein Artikel zu meinem Coachee-Stuhl und der nonverbalen Kommunikation weiter unten 😉) setzte sich im Schneidersitz auf ihren Stuhl. Es ging um eine Entscheidungsfindung in einem Thema, in welchem sie sehr zerrissen war und sich in einem kräfteraubenden Gedanken- und Gefühlsstrudel befand. Wir entschieden uns, die „Stunde“ auszuweiten auf 90 Minuten, um Gefühlen, Gedanken, Empfindungen, Analysen Raum zu geben. Sie öffnete sich auch bald für die Zugänge, die nicht nur analytisch waren, schloss die Augen, nachdem sie die eine Entscheidungs-Option so ausgesprochen hatte, wie wenn sie sich schon dafür entschieden hatte und formulierte, wie sich das im Körper und in den Gedanken – eben ganzheitlich anfühlte. Schon da zeichnete sich eine Tendenz ab. – Ich ging davon aus, dass das noch länger dauern würde und auch mehrere Sitzungen nach sich ziehen könnte. Zu meinem Erstaunen und auch meiner Freude schrieb sie mir zwei Stunden nach der Sitzung, sie denke, sie hätte sich so gut wie entschieden, müsse sich nur noch an das „neue Kind“ gewöhnen. WOW! Ich bin überzeugt, dass die „stimmige Chemie“ und das daraus entstandene Vertrauen mit ein Erfolgsfaktor war. Und die kann man/frau nicht „machen“.

 

Erinnerungen, die nicht bildlich festgehalten, jedoch stärkend wirken können

Diese Woche nahm ich an einem freien Tag Reissaus. „Bin einfach mal weg“. Mit einer Tageskarte fuhr ich nach Davos. Mein Hunger nach Bergen und die Liebe zu Graubünden (zumal mich mit Davos die Erinnerung an einen 5-monatigen Einsatz an einer Hotel-Réception im Alter von 25 verbindet – eine wunderschöne Zeit war das) liessen mich dieses Ziel wählen. Zugegeben – für einen Tagesauflug ab Bern doch ziemlich weit. Aber auch der Weg ist das Ziel…

Heutzutage ist die Tendenz da, alles festhalten zu wollen. Ich kenne das von mir, wenn es Bilder betrifft, ich fotografiere leidenschaftlich gerne, gehe ein bisschen mit eine Fotoblick durch die Gegend. Doch es gibt Momente, Erlebnisse, die können wir „nur“ innerlich festhalten. Ein paar solcher Momente dieser Reise – die mir halfen, wieder aus dem Alltags-Groove herauszukommen – möchte ich mit euch teilen. Sie taten mir bis zutiefst innen wohl, und einmal mehr wurde mir bewusst, was Freundlichkeit und Offenheit bewirken kann und dass wir frei sind im Entscheid, welchen Erinnerungen wir Gewicht geben.

Bereits im Zug von Zürich nach Landquart kam die Mini-Bar-Frau bereits mit in Bechern eingefüllten Kaffees und ein paar Leckereien in unser Abteil (unten). Ihre Freundlichkeit steckte an, und ich nahm das Angebot gerne an. Dann in der RhB durch das Prättigau mit vielen Kurven stürzte ich beinahe auf dem Weg zurück vom WC. Der fröhliche, freundliche Zugsbegleiter stützte mich und meinte, er wolle dann nicht schuld sein. Ich erwiderte, dass das dann eine Schlagzeile wäre: „Zugsbegleiter brachte Fahrgast zu Fall.“ Wir lachten, und das Lachen steckte die anderen Fahrgäste an. Oh, wie schön. Beides konnte ich nicht festhalten, auch nicht, als ich im Postauto von Davos ins Sertigtal eine persönliche Unterhaltung mit dem Postautochauffeur hatte.

Was ich dann doch gerne festgehalten hätte, das aber nicht gelang: Ich spazierte entlang des Davoser-Sees, war am Fotografieren, da fragte mich eine Frau, ob ich den Regenbogen auf dem Eis gesehen hätte. Ich fand diesen Hinweis so schön. Ja, ich sah ihn, konnte ihn jedoch fotografisch nicht festhalten.

So kam ich zwar mit vielen Fotos am Abend erfüllt und erfrischt zurück, aber die wirklich erfreulichen Momente und Begegnungen – die sind nicht sichtbar konserviert. Aber in meinem Herzen umso mehr. Und heute noch, drei Tage später, lasse ich diese Momente immer wieder Revue passieren und „nähre“ mich davon. Ja, wir können innerlich beides aufleben lassen: Schwierige Momente und Erlebnisse, Verletzungen, unfreundliche Begegnungen – oder aber wir machen Seelen-Wellness oder Selbstfürsorge und entscheiden uns bewusst dazu, die schönen Momente aufleben zu lassen. Der Entscheid liegt bei uns.

 

Unser Atem – meist selbstverständlich und: für innnere Prozesse hilfreich nutzbar

Wir sind uns des Atmens zu 99% unbewusst. Ja, wenn wir „ausser Atem sind“ oder „der Atem stockt“ oder gerade in der Pandemie, wo die Luftwege arg tangiert und eingeengt werden können – da wird uns dieses Wunder wieder neu bewusst. Wer jedoch nicht bewusst gelernt hat, auf seinen Atem zu achten, dem/der ist vielleicht auch nicht bewusst, wozu wir ihn auch noch nutzen können.

Im Alltag atmen wir oft im oberen Brustbereich, oberflächlich, und die Lunge wird dadurch oft nicht wirklich gesättigt und das geht einher mit verschiedenen körperlichen Verspannungen. Schon anders sieht es aus, wenn wir – z.B. beim Sport – gezwungen sind, tiefer zu atmen, aber auch dort können wir dem „Fehler“ verfallen, in der oberflächlichen Atmung zu bleiben. Euch ist es vielleicht nicht unbekannt, dass die Tiefenatmung, also das bewusste Atmen in den Bauchraum – viel zur Entspannung beiträgt, und diese Praxis wird auch in Meditation bewusst angeleitet. Es ist eine Hilfe zum Runterkommen, sich bewusst wahrzunehmen, ganzheitlich zu entspannen.

Dann gibt es noch eine weitere Dimension und eine Möglichkeit, den Atem zu nutzen. Unsere inneren Prozesse, und darin eingeschlossen sind auch Coaching-Prozesse, verankern sich nachweislich besser, wenn sie nicht „nur“ übers Gespräch, die Analyse und den Kopf laufen, sondern in irgendeiner Form im Körpergedächtnis verankert werden. Dabei kann der „ATEMSATZ“ helfen. Bei diesem formulieren wir fürs Einatmen einen Satz, der uns in einer Stress-Situation Entlastung schenkt, und beim Ausatmen lassen wir mit einem Satz diesen Stress oder stressigen Satz los, atmen ihn quasi „weg“. Am besten geht das in liegender, entspannter Situation, mit geschlossenen Augen, bewusst tief atmen und die Sätze müssen gar nicht laut ausgesprochen werden, sollten aber nicht zu lange sein sprich: zur Atemlänge passen. Dies wiederholen wir dann viele Male. Gerade wenn wir das vor dem Einschlafen machen, kann das ins Unbewusste eindringen. Ein Beispiel: Ein: „Ich vertraue, dass es gut kommt“. Aus: „Ich lasse meine Sorge los“. – Das ist jetzt allgemein formuliert, jede/r kann sein/ihr Thema integrieren.

Ich habe kürzlich mit einem Coachee wieder erlebt, dass bei ihm dies eine Wunderwirkung erzielt hat. Er hat selber zwei Sätze – also einen entlastenden fürs Ein- und zum Loslassen den Stress-Satz formuliert und ihn mehrmals „geatmet“. Und er erzählte mir, dass er innert Kürze eingeschlafen sei, wo er vorher wochen-, wenn nicht monatelang abends seine Probleme gewälzt hat.

Ausprobieren lohnt sich! Unser Atem ist ein Geschenk! Nutzen wir ihn doch. Viel Erfolg!

 

Der doppelte Gewinn von Persönlichkeitstests

Ich setze in einem Coaching-Prozess mitunter auch Persönlichkeitstests ein. Das Hauptziel besteht darin, dass der/die Coachee besser versteht, wie sie/er tickt. Da habe ich schon manche AHA-Erlebnisse und Aufatmen mitbekommen und besseres Verständnis, weshalb sie/er in einer bestimmten Situation ansteht. So gesehen sind diese Tests für die Person, die sie ausfüllt und die dann eine Auswertung erhält, hilfreiche Erklärungen und Unterstützung auf dem Weg zur Selbstakzeptanz – aber sich auch Anregung zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit dort, wo die Person eine Ausprägung hat, die hinderlich sein könnte im Miteinander oder im Weitergehen.

Es gibt aber auch einen anderen Gewinn, und den habe ich gerade letzte Woche bei einem Coachee erlebt. Dieser Coachee kam mit dem „Auftrag“, dass er mit der Tatsache, dass sein Vorgesetzter seine Verantwortung nicht wahrnimmt und nicht wirklich präsent ist, besser und gelassener umgehen lernt. Seine emotionale Reaktion auf die Art seines Chefs war übermässig gemessen an der Tatsache, dass die Stelle ihm perfekt entspricht und diese „Abwesenheit“ des Chefs eigentlich nicht wirklich nachhaltig hinderlich ist in seinem Arbeitsprozess – nur eben: nervig. Schon früh erkannten wir die Parallele zum frühen Erlebnis, dass sein Vater emotional auch abwesend war und seine Verantwortung nicht wahrgenommen hatte. Schon dieser Zusammenhang öffnete dem Coachee die Augen und erklärten ihm einiges.

Letztes Mal kam er – nach dem Studieren der Auswertung der Testresultate – und sagte: Ich habe u.a. auch herausgefunden, wie mein Chef tickt und habe jetzt dafür etwas mehr Verständnis und glaube, in einem gewissen Sinne kann er gar nicht anders. – Für ihn war das entlastend. Mich freute es, dass das Studium der Persönlichkeitstypologien ihm nicht nur für sich selber Aufschluss und Verständnis gaben sondern auch für andere Menschen, hier den Chef – ohne dessen Verhalten billig zu entschuldigen. – In der gleichen Sitzung vertieften wir den Zusammenhang zur frühkindlichen Erfahrung der (emotionalen) Abwesenheit seiner ersten männlichen autoritären Bezugsperson (Vater) in einer geführten Meditation. In dieser Meditation floss (in der Vorstellung) von Seiten seines Vaters an diesen kleinen Jungen in einer bestimmten Situation, an die er sich erinnerte, eine Entschuldigung ein. Dies löste beim Coachee tiefes Berührtsein aus, und heilende Tränen flossen. Das war auch zurückzuführen auf den (indirekten) Gewinn dieser Auseinandersetzung mit der Typologie.

 

Was Wünsche bewirken können

Diesen Zettel „Dein Gutjahr-Wichtel“ fand ich zusammen mit einem Säckchen Feigen Ende 2020 in meinem Paketfach vor. Ich war total erstaunt, erfreut, und fragte in der Folge verschiedene Personen, ob sie es gewesen seien – alle verneinten. Ich hatte KEINE Ahnung… bis vor kurzem. So hing dieser Zettel das ganze Jahr über an meinem Kühlschrank, und auch wenn ich nicht an Wichtel und Elfen usw. glaube, so stärkte der Wunsch dieses anonymen Absenders doch in mir den Glauben, dass 2021 gut werden würde, im Wissen, dass mein Leben in guten Händen ist. Das Jahr hatte dann von Allem, von Gutem und Schwierigen – wie wohl bei uns allen.

Dass es meinen Blick immer wieder auf diesen (Fress-)Zettel zog, zeigt, wie gross die Wirkung von guten Wünschen sein kann. Wie geht es uns mit den Wünschen? Sind sie zu Floskeln geworden, gerade um die Weihnachts- und Neujahrszeit? Wie geht es uns – können wir uns mitfreuen, wenn es anderen Menschen wirklich gut geht, vielleicht scheinbar besser als uns selber? Und wie geht es uns, wenn es Menschen nicht so gut geht – welche Gedanken, oft nur halbbewusst, verbinden wir damit? Gelingt es uns, ganz spezifisch auf eine Person angepasste Wünsche zu formulieren, so dass diese Person dann auch tief davon berührt ist und sich wahrgenommen fühlt?

So wünsche ich uns, dass wir an eine gute Kraft, sei es Gott selber oder wie wir uns hier verorten, glauben können, die es GUT meint mit uns, auch durch Schwieriges hindurch. Und dass wir das Gute auch anderen gönnen, und dies von ganzem Herzen.

Hiermit meine Gutjahr-Wünsche, ganz im Sinne dieses Zettels, dessen Absender ich vor kurzem ausfindig gemacht habe 😉.

 

Worauf richte ich den Fokus und wovon ist er durchdrungen?

Dieses Bild inspiriert mich zu einem Beitrag zum Thema „Fokus“. In diesen (Hoch-)Nebeltagen kann einem die Welt schon etwas düster und eng erscheinen. Man ist eher drinnen, und das wirkt sich automatisch auch auf unsere Enge oder Weite der Gedanken aus. Muss aber nicht. Wir können jederzeit entscheiden, worauf wir den Fokus richten und wie wir unsere Phantasie nutzen. Beides kann zum Guten, Konstruktiven, ethisch Vertretbaren und von Liebe Durchdrungenem genutzt werden oder auch zum Schlechten, Destruktiven, ethisch Verwerflichen und von Lieblosigkeit Geprägten. Wir können entscheiden, jede Minute neu.

Dieses Bild mit dem kreativen Herz, das ich diese Woche an einem freien Tag, den ich für einen Ausflug nutzte, gemacht habe, symbolisiert es: Ich habe bei diesem Bild das Herz auf einen bestimmten Berg ausgerichtet. Ich hätte zwei Schritte nach rechts gehen können, und dann wäre das Nebelmeer im Fokus gewesen. Auch gut – man/frau darf auch dem Nebel Gutes abgewinnen, wenn das Herz dabei ist.

Diese Woche erlebte ich ein eindrückliches Coaching mit einem Mann, der das zweite Mal kam. Er erzählte, dass er nach der ersten Sitzung im Auto in Tränen ausgebrochen sei, derart viel hätte es ausgelöst. Ich fragte ihn, ob er das positiv oder negativ werte. Er meinte: „Durchwegs positiv“ – endlich komme ich auf die Ursache meiner aktuellen Problematik – es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Der Fokus der ersten Sitzung löste zwar Schmerzen aus, aber das Ziel ist, dass dieses Erlebnis in sein Leben integriert wird, Versöhnung stattfinden kann und er im besten Fall das Herz – wie im Bild – um die bisher im Nebel gelegene Stelle legen kann.

So wünsche ich uns in diesen grauen Tagen Herz-volle Fokussierungen.

 

Das Gesetz der Anziehung

Auf Deutsch: „Du wirst überrascht sein davon, was du anziehst, nachdem du begonnen hast zu glauben, was du verdienst“.

Ich finde diesen Spruch so wahr und erlebe das auch immer wieder, u.a. im Coaching. Wir ziehen das an, was wir ausstrahlen an Botschaften und nonverbalen Signalen und von dem wir glauben, dass wir es „verdient“ haben (oder aber auch nicht verdient haben).  Wenn z.B. eine Person Mobbing (oft ja wiederholt) erlebt hat, ist sie wie darauf konditioniert, sie strahlt z.B. an einer neuen Arbeitsstelle unbewusst Signale aus, eine Art von Angst, dass bei den kleinsten Anzeichen, die eigentlich gar nicht gegen sie gerichtet sind, es wieder losgehen könnte. Oder auch wenn wir Übergriffe erlebt haben: So tragisch es ist: bei vielen Missbrauchsopfern, die das schon früh erleben mussten, fühlt sich das „normal“ an. Sie kennen nichts Anderes. Da ist der Glaubenssatz in ihnen „mit mir kann man alles machen“. Eine Coachee von mir hat beides erlebt. Dadurch, dass ihr das bewusst wurde, sie sich von diesen negativen, lebensfeindlichen Sätzen verabschiedet und neue formuliert hat, erlebt sie ganz langsam, aber doch spürbar eine Veränderung und bekommt dies auch zurück gemeldet. Seitdem sie glaubt, dass sie einer respektvollen Behandlung würdig ist, begegnen ihr Menschen anders (und sie fragt sich: „kann das wirklich wahr sein? Gibt es so gute Menschen?“). So braucht es weiter ein stetiges Dranbleiben.

Neue Sätze verankern sich dann v.a. effektiv, wenn wir sie im rhythmischen Gehen bzw. in Verbindung mit dem Körper meditieren: Zügiges Gehen mit freien, schwingenden Armen und die neuen positiven Sätze laut aussprechen. – Ich selber bin nicht per se eine Verfechterin des positiven Denkens, wo es darum geht, sich etwas einzureden. Der Satz muss realistisch sein; die Person muss sich doch das Neue vorstellen können. Und was dabei besonders hilfreich ist, ist eine Verbindung von dies allem mit einer Gottesbeziehung. Denn letztlich – davon bin ich zutiefst überzeugt – können wir nicht alles „machen“ sondern ist vieles geschenkt. Und ein entscheidender Schlüssel ist die Vergebung gegenüber den Menschen, die dazu beigetragen haben, dass diese Lügen oder alten Glaubenssätze in uns Fuss fassen konnten.

Dies beides hält uns demütig und bewahrt uns vor einem stolzen und dann oft egoistisch gefärbten Abgehobensein mit irgendwo doch noch einer spürbaren Bitterkeit.

Ausprobieren lohnt sich! Viel Erfolg!

 

Schlüsselmomente im Leben und im Coaching – geschenkt und oft richtungsweisend – ein Praxisbeispiel

Wir kennen Sie, diese Momente, wo uns ein Licht aufgeht, wo uns scheinbar durch „Zufall“ etwas klar wird, wo uns jemand über den Weg läuft oder uns begegnet, der oder die absichtslos etwas sagt, das unserem Leben innerlich oder äusserlich eine Wende schafft. Diese Momente sind Geschenk pur. Sie sind ganz einfach nicht zu machen und zeigen uns, dass wir unser Leben bei aller Bemühung nur sehr beschränkt „im Griff“ haben.

Ein solcher Moment wurde mir bzw. einem Coachee diese Woche geschenkt. Er erzählte von seinem Problem mit dem Vorgesetzten, der nur im Home Office sitzt und seinen Verpflichtungen nicht nachkommt und meist nicht einmal erreichbar ist. Den Coachee kostet diese Tatsache Nerven, Bauchkrämpfe und vieles mehr. Dabei wäre diese Stelle die perfekte, und er will sie nicht verlassen. Er erzählt mir auch von Arbeitskollegen, die diese Tatsache, dass der Vorgesetzte abwesend und nicht „spürbar“ ist, zwar realisieren und nicht gut finden, sich aber nicht weiter darüber nerven. Der Auftrag, den der Coachee in diesem ersten Gespräch formuliert lautet in etwa „wie kann ich gelassener mit der nicht änderbaren Art meines Vorgesetzten umgehen?“.

Wir bzw. er merkte/n dann schnell, dass seine starke Reaktion auf diese nicht änderbare Tatsache (der Vorgesetzte wird von weiter oben „gedeckt“) tiefer liegen muss. Praktisch immer, wenn wir auf etwas sehr emotional und überspitzt reagieren, womöglich noch psychosomatisch, hat es mit einer frühen Erfahrung (im Alter zwischen 0-7) zu tun. Ich fragte ganz unschuldig: „Erinnert dich dieser Vorgesetzte an irgendeine Autoritätsfigur aus deiner Kindheit, z.B. Lehrer oder Vater, oder, oder, oder…, der nicht anwesend war und seine Verantwortung nicht wahr nahm?“ Der Coachee schaute mich an, wie wenn ihm tatsächlich ein Schlüssel in die Hand gegeben wurde. Ja, der Vater, exakt bis die Eltern sich im Alter des Coachees von 8 Jahren trennten, war nicht anwesend, war nicht spürbar, nahm seine Verantwortung nicht wahr.

Für den Coachee und natürlich auch für mich war dies so ein Schlüsselmoment und gab und die Richtung an, in welcher wir arbeiten werden. Er war sichtlich erleichtert über diese Erkenntnis und über meine Erklärung, mit welchen Tools wir diese Verknüpfung auflösen können. Nicht durch einen Zauberstab natürlich, aber durch einen aus meiner Erfahrung sehr effektiven Prozess.

So wünsche ich dir, euch, Ihnen auch solche oder anders geartete Schlüsselmomente.

 

Weshalb uns gewisse (Weisheits-)Sprüche nerven und was dies über uns verraten könnte

Wie geht es dir, wie geht es Ihnen mit diesem Spruch? Genervt? Denkst du,denken Sie „kann die gut sagen, ich schufte täglich hart und bin am Wochenende völlig erschöpft“ oder „eine Veränderung kann ich mir nicht leisten“ oder „das ist Luxus-Denken“ oder „das ist doch einfach Wunschdenken“. Usw.

Horch, Horchen Sie doch mal in dich/sich hinein. Was regt sich?

Natürlich ist da nicht gemeint, dass wir nicht mehr arbeiten müssen. Aber es fühlt sich nicht so an im Sinne von einem „Muss“, reinem Broterwerb, warten aufs Wochenende oder auf die Ferien, Bauchweh und schlechte Nacht von Sonntag auf Montag usw. usf. Es bedeutet, dass wir im Flow sind (och, schon wieder ein Reizwort?). Es bedeutet, dass wir gelandet sind in unserer Berufung (auch ein Reizwort?).

Früher zog man den ersterlernten Beruf durch. Heute sind die Wahlmöglichkeiten manchmal eher eine Qual. Es gibt Wenige, die beim Erstberuf bleiben.

Ich selber habe meine Berufung, meinen wirklich zu mir passenden Beruf als Coach erst mit 43 Jahren entdeckt. Ich bin eine sogenannte Spätberufene. Und auch die Entdeckung, dass die Selbstständigkeit mit all ihren Herausforderungen unterm Strich genau das Modell ist, das zu meiner Persönlichkeit passt. Und ja, ich kann seither sagen, dass sich meine Arbeit nicht wie Arbeit im eingangs erwähnten Sinn anfühlt. Ja, sie fordert, ja, manchmal bin ich müde – doch ich bin zu 95% nach Coaching-Sitzungen erfüllt, bereichert, zufrieden, und die Müdigkeit ist eine gute.

Der Widerstand, der sich regt, könnte auch eine Selbstsabotage sein. Vorausschicken möchte ich wirklich, dass es Situationen gibt, wo eine Veränderung nicht angegangen werden kann. Doch oft erlebe ich – nicht nur als Coach, sondern auch bei Bekannten – dass zu schnell ein „das geht nicht“ ausgesprochen wird. Und das ist dann ein Glaubenssatz, mit welchem sich viele selber sabotieren. Im Sinne von „lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück“. Ja – wird es denn ein Glück sein? Das kann niemand voraussagen. Aber wer nicht wagt, gewinnt nicht.

Ich erlebe in der Coaching-Praxis beides: Situationen (die sind aber äusserst selten), wo eine Veränderung nicht aufgrund von Selbstsabotage sondern aufgrund von Umständen nicht angegangen werden kann und wo es um einen guten Umgang mit der Situation geht. Aber öfter begegne ich den Situationen, wo im Laufe eines Coaching-Prozesses bisher unentdeckte oder auch vergrabene Talente/Stärken/Träume freigesetzt werden und dann ein Prozess der Neuorientierung stattfindet.

Wo finden Sie sich? Wenn da ein zu schnelles „das geht nicht“ kommt – möchten Sie, möchtest du dieser (möglichen) Sabotage auf den Grund gehen? Es lohnt sich auf jeden Fall!

 

Karriere-„Leiter“ oder Karriere-„Brücke“? Warum „immer höher“ nicht gleich „immer besser“ sein muss

Dieses Bild, das ich bei einem Spaziergang auf dem Panorama-Weg Faulensee-Spiez aufgenommen habe, inspiriert mich zum Thema Karriere.

Lass doch, lassen Sie doch dieses Bild einmal wirken. Was sehen Sie? Was ist da Wirklichkeit, was ist Schein und Trug? Was ist der Ausgangspunkt, welches der Zielpunkt?

Solche Fragen stellen sich immer mal wieder bei mir im Laufbahncoaching. Da steckt jemand sinnbildlich wie der Anfang dieser „Treppe“ (Leiter) im See irgendwie im Sumpf, weiss nicht wie weiter. Doch sie/er hat eine innere Hoffnung, dass dies nicht so bleiben muss, darum meldet sie/er sich für ein Laufbahncoaching. Diese Treppe oder besser Leiter hier auf dem Bild führt einerseits hoch (so verstehen ja viele „Karriere“), andererseits aber auch hinüber – wenn auch nur in der Vorstellung, denn das Männlein ganz oben auf der Leiter ist in Realität hoch über dem Wasser und immer noch ganz nahe am Ausgangsufer, und wenn es runter schaut, kann ihm schwindlig werden und die Hoffnung, jemals das angepeilte Ziel (das durch das Foto bereits erreicht scheint) zu erreichen, schwindet.

So erlebe ich es auch im Laufbahncoaching. Ich definiere Karriere nicht als ein stetiges „Höher“, „Weiter“, „Mehr“. Wenn mehr, ja, dann mehr von dem, was zur Coachee, zum Coachee passt. Ich helfe ihr/ihm durchs Gespräch und verschiedene Arbeitsblätter und Visualisierungen, das gewünschte Ziel (hier im Bild dieser farbige Wald am anderen Ufer) zu definieren, herauszufinden, was wirklich jetzt und heute zu ihr/ihm passt. IHR/SEIN Ziel, nicht meins! Und dann entsteht so ein Bild. Die Person weiss, der Weg dahin ist noch vor mir, aber die Visualisierung, dort „oben“ zu stehen, die „Tiefe“ (Sumpf, Wasser) des Ausgangspunkts überwunden zu haben und im farbigen, angepeilten Herbstwald zu stehen, beflügelt. Das „Oben“ ist auch hier sinnbildlich zu verstehen. Durchs Coaching und eine neutrale Umgebung, wo eine Auslegeordnung gemacht werden kann, entsteht eine Meta-Sicht. Wie oft erlebe ich, dass Erleichterung eintritt, wenn die mich aufsuchende Person erkennt, dass dies heute nicht der Endpunkt ist. Und es zeigt sich jedes Mal im Verlauf oder manchmal auch erst durch Rückmeldungen nach abgeschlossenem Coaching, dass sich Elemente hinzufügen oder hinzugefügt haben, die die Person von dieser Visions-Perspektive dort „oben“ eine Brücke oder eine weitere Treppe erhält, um ans Ziel zu gelangen. Wenn die Person das Ziel im Auge behält, wird ihr nicht schwindlig und wird sie nicht abstürzen.

Lass dich, lassen Sie sich durch dieses Bild inspirieren und Hoffnung schöpfen.

 

Was die Kontaktaufnahme mit dem „inneren Kind“ bewirken kann

Neuer Trend? Modewort? Hype? Ja, es gibt unglaublich viele Bücher zum Thema Inneres Kind, gute und weniger gute. Auf jeden Fall ist dieses Thema nichts „Kindisches“, nichts Abstraktes oder Abgehobenes, sondern eines, welches uns alle betrifft. Das, was meist hinter unseren emotionalsten Reaktionen steckt, seien sie aggressiv bzw. wütend gefärbt, seien sie übermässig trauernd, seien sie klammernd oder manipulierend gefärbt, ist unser inneres Kind, das (noch) nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten hat. Es schreit nach Zuwendung, nach Integration, nach Heilung. Meist hat unsere emotionale Reaktion nur zu einem Bruchteil mit der Situation im Jetzt zu tun. Wenn wir das mal realisieren und uns diesem noch nicht integrierten oder geheilten Teil in uns zuwenden, kann eine wunderschöne Transformation geschehen.

Letzthin schlug ich einer Frau, die im Coaching ihr wiederholtes Mobbing angeht, damit die Kettenreaktion unterbrochen wird, an einem bestimmten Punkt vor, sich diesem Thema Inneres Kind zu widmen. Sie erkannte, dass bisher unbewusste und im Coaching bewusst gemachte Glaubenssätze von schlimmen Ereignissen in ihrer Kindheit stammten. So schlug ich ihr vor, neben dem Bilden von neuen Glaubenssätzen, diesem inneren Kind einen Brief zu schreiben. Sie geht damit in die Position der Erwachsenen und schreibt dem inneren Kind, das immer noch in ihr (und in uns allen) verankert ist, einen mitfühlenden Brief. Sie formuliert ihm gegenüber all das, was es damals gebraucht hätte und sichert ihm zu, dass sie immer für es da ist und von nun an die Signale, die es sendet, ernst nehmen und sich ihm zuwenden möchte, dass sie sich mit ihm verbindet und es nie mehr verlässt.

Die Wirkung blieb nicht aus. Sie fühlt sich seither mehr in ihrer Ganzheit und ich spüre neu etwas Weiches in ihren Zügen.

Möchten Sie, möchtest du das auch mal ausprobieren? Bin gespannt auf Rückmeldungen!

 

Das Geheimnis der neuen Sichtweise – und wie sie Visionen gebiert

Ich habe einen Foto-Blick – Fotografieren ist eine meiner Leidenschaften. Mich wachem Blick sehe ich scheinbar Unsichtbares und halte es fest. Heute schon beim Erwachen:

Da liegt meine Brille hinter dem Wasserglas auf dem Nachttisch – und ich sehe zum ersten Mal (dieses Glas verwende ich schon jahrelang), dass sich die Brille im Boden des Glases verkehrt rum spiegelt. Ich war fasziniert, und natürlich entwickelte sich daraus ein längerer Gedankengang, den ich hier entwickle.

Dieses Foto stammt von der Sammlung an Fotokarten, die ich manchmal im Coaching einsetze, um Assoziationen zu wecken (das graue ist der Magnet an der Pinwand – habe das Bild grad nicht zur Hand). Auch hier: Die Brille ist andersrum eingesetzt und daraus (versuch’s mal!) ergibt sich eine andere Sichtweise.

 

Und dieses Bild entstand bei einem Ausflug nach Faulensee am Strandweg: „Vision ist die Kunst, Unsichtbares zu sehen“.

Ich bringe die Bilder nun wie gewohnt in Verbindung mit Beispielen aus der Coaching-Praxis.

  • Eine Coachee, die vor 12 Jahren schon mal bei mir war, meldete sich zurück mit dem Wunsch, ihr wiederholtes Erleben, gemobbt zu werden, anzuschauen und anzugehen. Dabei wählte ich die Übung mit den Glaubenssätzen. Es geht zuerst darum, diese (meist unbewussten, aber oft blockierenden und unsichtbar das Verhalten und die Ausstrahlung behindernden) Sätze – die meist in den ersten 7 Lebensjahren entstehen – bewusst zu machen und zu sehen, welche Handlungen sie nach sich ziehen und welches Lebensgefühl daraus entsteht. Danach geht es darum, dass die Coachee einen neuen Satz formuliert, der positiver ist, ohne einfach billig 180 Grad zu drehen sondern so, dass sie spürt: Damit kann ich einen neuen Weg einschlagen. Und dann das anzustrebende neue Verhalten und das gewünschte neue Lebensgefühl zu definieren – und sich bewusst von den alten Sätzen zu verabschieden. – Es war eindrücklich, wie begeistert diese Frau zurückmeldete, dass das tägliche Meditieren/Aussprechen dieses neuen Satzes in ihr Freude freisetze. Vorerst ist es eine Vision, also eine neue Sicht auf etwas noch Unsichtbares – doch irgendwann ist die neue Verknüpfung im Hirn genügend stark, dass es Schritt für Schritt zur neuen Realität werden kann.
  • Das Bild der Frau mit der verkehrten Brille wählte eine Coachee, als es darum ging, Optionen für neue berufliche Wege zu skizzieren. Aus der Fülle an Fotokarten wählte sich sehr spontan dieses Bild und sagte dazu: „Ich mache, was ich will, ziehe mein Ding durch.“ Es setzte einen Prozess in Gang, sich aus der Enge ihrer jetzigen beruflichen Situation zu befreien.
  • Ein Coachee in einer sehr anspruchsvollen höheren Position, der jedoch spürt, dass er Anteile seiner Persönlichkeit seit Jahrzehnten unterdrückt, entdeckte im Laufe des Prozesses seine „andere“ Seite und ist nun begeistert daran, Nägel mit Köpfen zu machen und gezielt Schritte zu unternehmen, um diese Seite wieder konkret zu beleben bzw. auszuleben. Es kommt mir nun vor wie diese Spiegelung der Brille – die andere, noch unterentwickelte (im Glas noch kleinere) andere Seite.

 

Non-verbal spricht lauter als verbal – und mein Coachee-Stuhl 😊

Wir wissen es alle: Wir kommunizieren letztendlich zu 93% durchs Nonverbale (Geste, Mimik, Stimme, Blick, Körperhaltung) und nur zu 7% mit Worten. Und wir merken intuitiv, wenn das Gesprochene nicht stimmig ist – nämlich, wenn die Körperhaltung etwas ganz Anderes ausdrückt. Es kann aber auch andersrum sein: Jemand hat eingeübt, durch den Körper durch eine bestimmte Haltung etwas bewusst zu kommunizieren, aber auch hier spüren wir intuitiv, wenn das nicht überein stimmt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass man zwar Körperhaltungen, Mimik und Gestik oder auch Stimmlage trainieren kann, dass aber auch hier das „Wahre“ von innen her kommt und letztlich siegt. Ich kenne heraus geputzte Frauen mit sehr viel Zeit in ihrem Bad – alles perfekt von der Frisur, der Figur und der Kleidung – und doch ist da im Blick und in der Stimme etwas, was zeigt: Da ist ganz viel Fassade und „Überdecktes“ und letztlich fehlt dann die Übereinstimmung von Innen und Aussen.

Im Coaching habe ich – seit ich den neuen Raum im Juni eingerichtet und bezogen habe – interessante Beobachtungen gemacht. Ich habe für die/den Coachee einen sehr breiten, bequemen Sessel angeschafft (1.10 m). Nun ist es äusserst interessant zu sehen, wie sich jemand darauf setzt. Ich habe zurzeit zwei Coachees, weibliche, eine Medizinerin und eine Lehrerin, die im Beruf ihre Frau stellen müssen, die sich beide spontan im Schneidersitz auf den Stuhl setzten (bei mir gilt „Schuhe aus“). Für mich war die Botschaft klar: Da ist Wohlbefinden, Vertrauen, Entspannung. Es gibt Leute, die sitzen – obwohl sie die ganze Breite zur Verfügung hätten – bescheiden am seitlichen Rand und lassen die restliche Fläche leer, andere wiederum setzen sich selbstbewusst in die Mitte. Auch schon – im letzten, noch nicht eigenen Raum – setzte sich eine Coachee jedes Mal vorne auf die Kante. Obwohl diese Beobachtungen nun wirklich (auch wenn es jetzt so scheinen mag…) nicht das Zentrum meiner Sitzungen sind  – die Sitzhaltung wirkt dennoch, und ich spiegelte dieser Frau, mir komme das entgegen, wie wenn sie auf dem Sprung wäre. Diese Rückmeldung löste in ihr einiges aus, und wir konnten das in den aktuellen Prozess einbauen, wo dieses Thema sich wie ein roter Faden durchzog.

Natürlich ist auch meine Mimik, Gestik, Stimmlage, Körperhaltung und mein Blick mit prägend für den Verlauf eines Coachings. Was ich immer wieder merke ist, dass die Stille, eine Pause, ein Warten, ein Wirken-Lassen ganz viel auslösen kann. Es muss nicht immer gesprochen werden. Mein Praxisraum ist wie ein Labor, wo das Neue keimen kann, und dazu braucht es manchmal auch Momente der Stille.

Ich wünsche uns, dass wir innerlich an einem Sonntag wie diesem immer wieder zur Ruhe kommen können, um in der Arbeitswoche aus unserer Mitte heraus kommunizieren zu können, verbal und nonverbal. Oder durch einen Moment des Schweigens. Authentisch eben.

 

Spiegelbild – klar UND trüb darf sein – damit wir GANZ werden

Wer meine Beiträge regelmässig liest, weiss, dass ich gerne Bilder aus der Natur nehme, um die Gedanken fliessen zu lassen und dann auch zu verbinden mit Beispielen aus der Coaching-Praxis.

Wie geht es dir, Ihnen, mir mit deinem/Ihrem/meinem Spiegelbild? Mögen wir es? Oder schauen wir uns erst dann gerne an, wenn wir hellwach, frisiert und allenfalls geschminkt sind?

Dieses Foto von einem Weiher inspiriert mich. Hier auf dem Bild sieht man den Baum relativ klar. Dank des ruhigen Wetters (windstill) und des klaren Himmels – dies ist im Spiegelbild gesprochen eben die „Sonnenansicht“ – wach, aufgestellt, frisiert und etwas geschminkt (farbige Blätter). Ich war am nächsten Tag nochmals dort, es war bewölkt und es ging ein schwacher Wind – und NICHTS vom Baum war mehr im Wasser sichtbar – nur so ein dumpfer Schatten, v.a. keine Farben. Das war dann eher der Morgenmuffel-Zustand, der eben trübe Spiegel, dem wir lieber ausweichen. Leider habe ich davon kein Bild gemacht.

Doch BEIDES sind wir. Erlauben wir uns beide Zustände, ohne sie zu werten? Um ganz zu werden? Darf auch das „Trübe“ mit liebevollen Augen als schön betrachtet werden?

Mich erinnert dieses Bild an ein kürzliches Coaching. Ein Akademiker in einer anspruchsvollen Position suchte mich für eine berufliche Standortbestimmung auf, erwähnte nebenbei jedoch auch, dass ihn mein Angebot für Hochsensible angesprochen habe, da seine Frau meine, er hätte wohl diese Eigenschaft. Die Sitzungen nahmen ihren Lauf, und unter anderem setzte ich einen Persönlichkeitstest ein. Das Resultat erstaunte mich nicht aufgrund des Werdegangs und der Position, es passte aber so gar nicht in die mögliche Verbindung zu einer Hochsensibilität. Er meinte dann selber zur Auswertung: „Ja, das ist die vordergründige Seite von mir – es gibt da noch eine andere“. Es stellte sich dann heraus, dass diese „andere“ Seite schon früh von den Eltern abgewertet wurde, er sie im Stillen lebte, jedoch eine enorme Sehnsucht da ist, wieder mehr davon zu aktivieren.

Zurück zum Spiegelbild bzw. zum Naturbild: Dieser Coachee (Kunde) zeigt ein perfekt in sein berufliches Umfeld hineinpassendes klares Spiegelbild. Würde er das „hintergründige“, also unterdrückte zeigen, würde es wohl für das berufliche Umfeld als unklar, matt, schattig erscheinen.

Auch hier stellte ich ihm und stellte er sich dann in der Folge die Frage: Darf beides sein? Ohne zu werten? Und darf das „hintergründige“ auch zu einem leuchtenden Bild werden? Ich bin sicher – nur so werden wir ganz und schöpfen unser Potential aus.

 

Wie ein Jein uns schwächt – und die Kraftwirkung eines klaren Nein zugunsten eines klaren Ja

Wir kennen das alle: Da ist z.B. eine Anfrage von jemandem für eine Hilfestellung oder sonst etwas, und wir wissen nicht so recht, was wir antworten wollen/sollen (eigentlich wüssten wir es ja schon…). Je nach Persönlichkeitstyp neigen wir dann zu einem Jein (das kann sich darin äussern, dass wir schon gar nicht antworten oder die Antwort aufschieben), zu einem Nein (entweder weil wir klar spüren, dass wir dazu nicht imstande sind oder es dem/der Anderen nicht dienlich ist, oder, oder, oder), oder aber zu einem klaren Ja. Weil wir das wollen, weil wir das können und weil wir ein Ja zur anderen Person haben.

Oft bewegen wir uns im Graubereich. Schieben Entscheidungen welcher Art auch immer hinaus. Dies jedoch schwächt uns, lässt uns in einem Sumpf gehen, macht uns auch für uns selbst konturlos, lässt und Unzufriedenheit spüren und auch die Last des Unerledigten bzw. Un-Entschiedenen. Oft ist uns das nicht einmal bewusst, wie viel Kraft uns dieser „Grau-Zustand“ raubt, wir spüren die Erleichterung erst, wenn wir uns zu einem Ja oder zu einem Nein durchgerungen haben.

Zum Nein: Es gibt die notorischen Nein-Sager, die alles abwehren, was an Erwartungen von aussen kommt. Das ist weder uns selber noch dem anderen dienlich. Ein Nein zu einer Anfrage, einem Auftrag oder einer sich anbietenden Entscheidung kann aber auch aus unserer Mitte geschehen, indem wir spüren, dass ein Ja nicht ehrlich wäre, uns schwächen würde und – sofern eine Person mitbeteiligt ist – der Beziehung nicht dienlich ist.

Zum Ja: Es gibt auch die notorischen Ja-Sager. Diese, die Angst vor Ablehnung haben, Angst etwas zu verpassen, Angst vor der Leere. Sie wollen die drohende äussere und dann innere Leere füllen mit all den sich anbietenden Möglichkeiten oder sie wollen den anderen Menschen aus einem mangelnden Selbstwertgefühl heraus gefallen. Und brennen vielleicht irgendwann aus. Dann gibt es aber auch hier ein Ja aus der Mitte heraus: Weil wir spüren, dass es uns stärkt und den anderen und eine Beziehung stärkt, wenn wir hier zustimmen, wenn wir uns dafür entscheiden.

Ohne klares Nein gibt es auch kein klares Ja. Da wir nicht zu allem Ja sagen können brauchen wir den Mut uns für ein Nein zu entscheiden zu Dingen, die uns schwächen, uns zerstreuen, uns Kraft rauben. Mit Egozentrik hat das nichts zu tun (kann aber bei den notorischen Nein-Sagern sehr wohl ein Zeichen davon sein).

Ein klares Nein setzt die Kraft frei für ein klares Ja. Und das macht uns für uns selber und für andere angenehm, greifbar, mit Konturen versehen, glaubwürdig und schafft Zufriedenheit.

Ich wünsche uns den Mut dazu.

Innere Eigenständigkeit und Selbstverantwortung – für mehr Freiheit und Attraktivität

„Und was kannst du dazu beitragen?“ „Wer bist du ohne diese Identifikation?“

Dies sind zwei Fragen, die ich letzthin in zwei verschiedenen Coachingsitzungen stellte. Sie haben viel Gemeinsames. Es geht um die Frage, ob wir (sie) bereit sind das Heft unseres Wohlbefindens selber in die Hand zu nehmen, Abschied zu nehmen von der Opferrolle und von einer ungesunden Abhängigkeit. Kennen wir alle mehr oder weniger, nicht? Der Weg zu mehr Eigenverantwortung lohnt sich und macht uns (innerlich) attraktiv und führt in Freiheit. Hier mal wieder zwei Beispiele aus der Praxis.

Bei einer Coachee ging es darum, dass ich sie fragte, was erfüllt sein müsste, dass sie nach so und so vielen Sitzungen bei mir sagen könnte: Auftrag erfüllt. Daraufhin antwortete sie: „Dass mich mein Partner besser versteht.“ Ich schaute sie wortlos fragend an, und sie merkte – nein, das kann nicht das Ziel sein. Gemeinsam versuchten wir es umzuformulieren in „wie kann ich besser umgehen lernen mit unseren Kommunikationsblockaden ohne nach einem Konflikt tagelang darin zu verharren und mir zu überlegen, was ich falsch gemacht habe? Und: wie kann ich ohne schlechtes Gewissen und ohne mich weiterhin anzupassen bzw. zu „verkrümmen“ ganz mich selber mit all den Chancen und Risiken?

Die zweite Coachee, hat seit dem Alter von fünfzehn den Wunsch, früh eine Familie zu gründen, v.a. aber mit einem Partner durchs Leben zu gehen. Einen anderen Lebensentwurf konnte sie sich nie vorstellen. Nun – es blieb jeweils bei kurzen Beziehungen. Eine tiefe Trauer ist spürbar, das Gefühl, obwohl sie beruflich ihre „Frau“ stellt, die letzten zehn Jahre seien verloren gewesen. Auf die Frage hin, welche Visionen sie ausser der Familiengründung noch hätte, sagte sie, alle seien gebunden an einen Partner. Nun geht es im gemeinsam formulierten Ziel (unter anderem) darum, herauszufinden, wer sie ohne diese Identifikation ist, wie sie eine Lebensfülle finden kann ohne einen Partner – oder besser: bis sie diesen findet, denn: Attraktivität hat neben dem Äusseren auch damit zu tun, dass wir in uns selber angekommen sind, – und dann kann eine Beziehung gelingen zwischen zwei nicht nur äusserlich sondern auch innerlich eigenständigen Individuen. Eine Fixierung von Seiten eines Partners/einer Partnerin auf ihr/sein Gegenüber voller Erwartung, dass er oder sie uns glücklich macht, schlägt diese/n schnell in die Flucht.

Ich bin gespannt auf den Entwicklungsweg diese beiden wertvollen Frauen voller Potential.

 

Im Fluss sein – und was uns dazu verhelfen kann

Der „Flow“ ist in aller Munde. Modewort? Wunschtraum? Was ist eigentlich damit genau gemeint? Nun – es sind die Momente, in denen wir uns in einer Beschäftigung oder an einem Ort so richtig „verlieren“, Raum und Zeit vergessen. Ich hörte das letzthin von einem Coachee (Kunden), dass ihm das passiert, wenn er in seiner Werkstatt ist. Er vergesse ob seiner Lieblingsbeschäftigung dort völlig die Zeit (zum Unmut seiner Ehefrau, die davon ausging, dass er eine Stunde weg sein würde, er meinte es eigentlich auch – daraus wurden mehr als zwei Stunden). Wunderschön, wenn wir solche Tätigkeiten kennen oder auch solche Orte. Es lohnt sich, wenn wir sie nicht schon haben und regelmässig ausüben / aufsuchen, sie zu entdecken, zu finden. Es sind Regenerationszeiten ähnlich dem Schlaf. Wie ein „Reset“ für Körper, Seele und Geist.

Mir ergeht es unter anderem immer wieder mal so, wenn ich mit dem Zug unterwegs bin. Es ist für mich ein Ort, in welchem ich in dem Sinne „im Fluss“ bin, dass ich nicht ortsgebunden bin. Es ist nicht meine alltägliche Umgebung, die mich noch an diese und jene Pendenz erinnert. Ich bin frei von jeglicher Gebundenheit, eben im Fluss (oder im Zug ;-). Da kommen mir beim vorbeiziehen-Lassen der Landschaft manchmal so richtige Erleuchtungen, die ich nieder schreibe und die dann auch nachhaltig wirken und ich in den Alltag integrieren kann. Oder eben – siehe letzter bzw. untenstehender Eintrag – beim Schwimmen, im Wasser. Da fühle ich mich frei, schwerelos. Oder wenn ich mich im kreativen Schaffen mit Naturmaterialien verliere und ganz eins werde mit den Strukturen des Materials. Danach fühle ich mich regelrecht „resetted“. Oder wenn ich an einem meiner Lieblingsorte in der Natur liege und die Wolken beobachte. Und, und, und…

Kennst du, kennen Sie solche Orte, solche Tätigkeiten? Ich möchte dich, Sie ermutigen, solche zu entdecken und regelmässig zu besuchen bzw. auszuüben. 

Die rechte und die linke Gehirnhälfte – und wie mit Assoziationen beide verknüpft werden können

Ich habe vor kurzem eine Weiterbildung besucht, in welcher es v.a. darum ging, mithilfe verschiedener Tools (Bilder, Worte, Fragen) Assoziationen zu wecken und auf Themen, bei denen wir oder eben eine Coachee (Kundin) stecken bleibt und analytisch nicht weiter kommt, eine neue Perspektive zu werfen.

Ich bin absolut begeistert von diesem Zugang. Oft gehen wir z.B. Entscheidungssituationen eher analytisch an (linke Gehirnhälfte). Damit die rechte Gehirnhälfte, die eher für Intuition zuständig ist, aktiviert und dann mit der linken verknüpft werden kann, können Bilder, Fotos, Wortkarten oder Fragekarten eingesetzt werden. Manchmal scheint das gezogene oder gelegte Wort oder Bild keinen Zusammenhang zu haben mit dem aktuellen Thema – aber eben nur scheinbar – und so eröffnen sich neue Perspektiven und von einer möglichen Blockade wird man in eine Weite und eine neue Sichtweise geführt durch die Assoziationen, die ein Bild, ein Wort oder eine Fragekarte geweckt hat.

Wir Teilnehmerinnen am Kurs setzten dies für uns selber um – und ich war erstaunt, welche neue Sichtweise sich für mich auf Themen ergab und freue mich, diese Tools in der Coachingpraxis einsetzen zu können.

 

Das innere Team – und: der/die ChefIn sind immer noch wir selber 😉

Ich arbeite immer wieder gerne mit dem Modell des inneren Teams, werde mich dieses Jahr hier auch noch weiterbilden. Es ist ja unsäglich, wie viele innere Stimmen täglich auf uns einprasseln, und wenn wir nicht geübt sind in Achtsamkeitsarbeit, sind wir uns derer oft nicht bewusst. Sie beeinflussen aber unser Wohlbefinden und v.a. unser Verhalten und unsere Gefühle nachhaltig.

Eine Bewusstmachung kann uns helfen, ihnen nicht einfach so ausgeliefert zu sein. Leider sind es meist die kritischen Stimmen, die die lautesten sind (verinnerlichte Elternstimmen usw.). „Du musst das besser machen“ (der Kritiker), „was denken die anderen“ (die Scham) usw. usf. Wenn ich eine Visualisierung auf dem Flipchart vornehme mit einer Kundin, dann frage ich gezielt auch nach den positiven „Team-Mitgliedern“ bzw. inneren Stimmen. Sie sind auf Anhieb oft nicht so leicht zu finden und dennoch da. „Die Fürsorgliche“, „die Mütterliche“, „die Mutige“ usw.

Die wichtigste Erkenntnis ist jedes Mal, dass wir selber immer noch die Team-ChefIn sind. Wir können also, wenn wir hier Bewusstseins/-machungs-Arbeit geleistet haben, der einen Stimme liebevoll aber bestimmt „Stop“ sagen und von der „positiven“ Seite eine Stimme befragen, was sie denn nun dazu meint. Dies führt dann oft zu einer stärkeren inneren Selbstbestimmung und mehr Lebensqualität.

 Die Komfortzone – und wie wir sie erweitern und  dabei wachsen können

Im Coaching, v.a. mit hochsensiblen Menschen, aber auch sonst, kann es mal darum gehen, die Komfortzone hinsichtlich verschiedener Themen zu definieren und zu erweitern. Ich gehe in diesem Artikel mal speziell auf diese Thematik in Bezug auf Hochsensibilität ein. Hochsensible haben in der Regel eine schmale Komfortzone, da ihr mit weniger Filtern versehenes „Nervenkostüm“ Reize stärker wahrnehmen. Es gibt wenig Orte, Momente, Zeiten, wo eine hochsensible Person sagen kann, dass es ihr jetzt wirklich wohl ist oder die Situation „stimmt“. Es ist schnell zu kalt, zu warm, zu hart, zu überfordernd, zu unterfordernd oder langweilig, zu laut usw. usf. Dabei gibt es zwei Tendenzen, die beide nicht wirklich zielführend sind:

Es gibt Hochsensible, die sich in ihrer Komfortzone „einigeln“. Sie entschuldigen ihre Empfindsamkeit (die dann von normal Sensiblen eben als Empfindlichkeit erlebt wird) mit ihrer Hochsensibilität, was ihrer eigentlich ja so wertvollen Beschaffenheit nicht gerade zu Ruhm verhilft.

Andere hingegen versuchen ständig so zu sein wie die Mehrheit (80% der Bevölkerung. Dies v.a. bevor sie um ihre Beschaffenheit als Hochsensible wissen bzw. auch deren Stärke entdeckt und einen positiv-sorgsamen Umgang damit gefunden und sich damit versöhnt haben, dass sie „anders“ sind. Sie versuchen, sich dem schnellen Takt der Gesellschaft, der ständigen Reizüberflutung anzupassen, weil es doch einfach nötig ist in der (v.a. Berufs-) Welt und glauben nicht, dass es einen Lebensentwurf gibt, der mehr ihnen entspricht. Und geraten damit nicht selten in einer gesundheitlichen Krise, sei es in einem Burn-Out oder einer anderen Erkrankung, die entstehen kann, wenn der Cortisol-Spiegel zu lange zu hoch ist.

Weder das Eine noch das Andere ist zielführend. Ich ermutige Hochsensible (und natürlich gilt das auch für „normal“ Sensible – nur empfinden diese die Komfortzone in der Regel als dynamischer und leichter dehnbar), einfach mal etwas zu wagen, was sie sich bis jetzt nicht zutrauten. Zu schnell können Hochsensible sagen „das kann ich nicht“. Ist das wirklich so? Ich ermutige damit nicht zu Aktionen, die total überfordern und v.a. nicht lange dauernde. Es geht jedoch darum, dass wir – siehe obiges Modell – nur dort wachsen, wo wir die Komfortzone verlassen. Die Voraussetzungen dafür müssen natürlich stimmen. Wir sollten dazu einigermassen im Lot und sicherlich nicht gerade kränklich oder übernächtigt sein.

Solche Übungen – ein Beispiel: dem Partner zuliebe an einen Fussballmatch mitzugehen, auch wenn das den hochsensiblen Ohren weh tun kann – können Erstaunliches zutage bringen. „Ja, es ging, und es machte sogar Spass, auch wenn ich danach noch lange wach gelegen bin. Und es tat unserer Partnerschaft gut.“ Ich ermutige, jede Woche mindestens zwei solcher „Komfortzonen-Dehn-Übungen“ zu machen, etwas zu tun, wovor man/frau sich fürchtet oder wo man meint, es gehe einfach nicht. Um erstaunt zu sehen: „Doch, es geht, wenn auch nicht nonstop. Und sooo exotisch bin ich nun auch wieder nicht, jedenfalls nicht immer und nicht überall.“

 

Die Kunst des nichtbeeinflussenden Spiegelns und unsere Entscheidungsfreiheit

Eine der zentralen ethischen Grundlagen in jedem beratenden Beruf ist es, die Coachee (Kundin, Patientin, Klientin) in ihren Fragen möglichst nicht zu beeinflussen, auch wenn wir selbst klar eine Neigung haben. Mittels offener Fragen gehe ich mit der Kundin auf die Suche nach ihrer ureigenen Antwort.

Manchmal nehme ich Symbolbilder zur Hand. Das sind Karten mit verschiedensten Lebenssituationen oder Symbolen. Wenn der Gedankenfluss stockt, können Bilder ausdrücken, wie sich eine Entscheidung anfühlen könnte.

So wandte ich dies auch an, als eine Kundin sichtlich unschlüssig war, ob sie ein Stellenangebot weiterverfolgen soll, das sich in etwa so anfühlte (das war das Symbolbild, das sie wählte), wie wenn sie von einem Geschäftsgebäude über eine Treppe ins nächste ziehen würde. So in etwa „Dasselbe in grün“. Gut aufgehoben, sicher.

Für die Option, sich einfach mal eine Auszeit zu gönnen und dem nachzugehen, wofür sie neben dem Job meist zu wenig Zeit hat, nahm sie das Symbolbild eines Velofahrers auf einer weiten Strasse, umsäumt von Wäldern. Hier kam spontan auf meine Frage, wie sich das anfühlt: „Freiheit, Abenteuer!“ Zu bemerken ist, dass sie sich bereits überlegt hat, dass dies – für mindestens 2 Monate – möglich wäre. Und angesichts ihrer Berufserfahrung und ihres Alters sind ihre Chancen, danach wieder etwas zu finden, intakt; sie hätte sich das sogar mit der aktuellen Stelle einrichten können.

Das Gesicht, die Mimik der Coachee war eine ganz andere, auch ihre Stimmlage, ihre Reaktion auf dieses Bild kam sehr, sehr spontan, freudig, offen. Klar, dass ich, die sich nichts mehr wünscht, als dass eine KundIn blühen kann, von dieser Reaktion begeistert war.

Nun ging es aber nicht darum, sie zu beeinflussen. Ich spiegelte ihr lediglich, was mir  entgegen kam, was ich (v.a. nonverbal) in ihrem Beschrieb des ersten und des zweiten Bildes wahrgenommen hatte.

Die Kundin verharrte im „Aber“ und meinte, jede/r im Umfeld würde meinen, dass sie doch die Chance dieser Stelle ergreifen sollte. Ich fragte sie: Und was meinst DU? Sie sagte spontan: „Eigentlich würde ich am liebsten absagen…“

Dann wieder das Aber…

Wir sind frei in unseren Entscheidungen, und manchmal ist einfach der Moment für einen Befreiungsschlag, den wir uns eigentlich ja sehnlichst wünschen, noch nicht reif. Und ich als Coach „schwinge“ da urteilsfrei mit, dennoch ermutigend, den Träumen treu zu bleiben und sie nicht resigniert aufzugeben. So oder so hallt auch bei der Coachee/Kundin diese „Übung“ nach. Ein Samenkorn, und irgendwann öffnet sich die Blüte.

Hund jagt Schwanz Bild - lustich.de

Wenn wir uns ständig im (Teufels-)Kreis drehen – und wie wir aus der Selbstsabotage aussteigen

Spricht dieses Bild zu Ihnen? Schauen Sie mal dem Hund in der Fantasie eine Weile zu, wie er sich im Kreise dreht. Versuchen Sie sich vorzustellen, Sie selber seien der Hund. Was taucht da an Gefühlen auf?
 
Irgendwie kennen wir das doch, nicht? Ich habe letzte Woche mit einer Kundin am Teufelskreis ihrer Selbstsabotage gearbeitet und geschaut, wo sie aus diesem Kreis ausbrechen kann. Je nach Persönlichkeit können dabei die (un- oder halbbewussten) Glaubenssätze einem ganz schön einen Streich spielen, so dass wir uns am Ende einer herausfordernden Situation wieder da finden, wo wir uns ja so gut auskennen, aber eben nicht wirklich im Fluss sind. Wir gehen (mit einem Tool, das sich auf die Persönlichkeitslehre stützt, mit der ich unter anderem arbeite) auf die Suche nach den verschiedenen Stationen in diesem Kreis: Ursache der Sabotage, Grundidee, Sabotage selber, Ziel, Handlung und Handlung in Not. Es war eindrücklich, wie die Kundin zu jedem Punkt aufgrund einer Situation, die sie verändern wollte, einen eindrücklichen Überzeugungssatz fand. Ich fragte sie, ob es einen Punkt in diesem Kreislauf gebe, wo sie aussteigen könne. Spontan kam es, ja, bei der vorletzten Station, wo ich in diesem Handlungsmuster nichts für mich tue sondern alles für andere (sie gehört zum „gefälligen“ Typ in dieser Persönlichkeitslehre, der/die Konfrontationen umgeht, dabei aber selber zu kurz kommt).
 
Wir spielten mögliche neue Verhaltensweisen durch, und ich bin gespannt, welche Erfahrungen sie bei der nächsten Begegnung mit dieser Person machen konnte, indem sie ausgestiegen ist aus dem Teufelskreis, anders handeln und somit einen Wachstumsschritt in ihrer Persönlichkeit erleben konnte.
 

Der Entscheidungs-Clinch – und wie eine „Stuhlübung“ Klarheit schaffen kann

Wer kennt sie nicht – die Entscheidungssituationen wo Pro und Contra sich scheinbar die Waage halten, und je mehr man diese auflistet und im Kopf alles bewegt, desto unklarer wird es. Hier kann eine „Stuhlübung“ helfen. Die Kundin (das schliesst immer auch die männliche Form mit ein) entscheidet, welcher Stuhl für welche Option steht (meistens sind es ja zwei). Zuerst nimmt sie auf dem einen Stuhl Platz. Ich führe sie – ähnlich wie in Meditationen – in die Körperwahrnehmung und helfe ihr, vom Kopf, der vom Abwägen bereits schon etwas müde ist, in den Körper (Bauch und Herz, Atem) zu finden. Dann formuliere ich – gemäss den Informationen, die ich aufgrund des vorangegangenen Gesprächs habe – die eine Möglichkeit mit all ihren Vor- und Nachteilen und ermutige die Kundin, in sich hineinzuspüren, was auftaucht an Bildern, Gefühlen, Formen, Farben. Dies teilt sie mir dann, nachdem sie wieder „in den Raum“ zurück kommt mit geöffneten Augen mit. Dasselbe machen wir dann mit dem zweiten Stuhl bzw. der zweiten Option der Entscheidung.

Erstaunlich, was hier oft zutage tritt im Unterschied zu all dem, was mit dem Kopf erarbeitet wurde. Manchmal sind es Gefühle, eben inneren Bilder, Formen, Farben – und nicht selten ist nach dieser Übung klar, wozu der GANZE Mensch tendiert, nicht nur die Analyse.

 

Der Gefühlsfilm oder das blockierende „Déjà-vu“ – und wie es aufgelöst werden kann

Kennen Sie das? Das vage Gefühl, einen „Gefühlsfilm“ bereits schon mehrfach so erlebt zu haben? Und dann geht die Post ab, meist alles unbewusst oder halbbewusst bis hin zu Trauma-Reaktivierungen.

Zeigt sich in einem Coaching, dass bei der Kundin Blockierungen im Spiel sind, gehe ich mit ihr mittels eines Tools auf die Spur nach dem Gefühlsfilm, der sich früh durch ein rasch erinnerliches einmaliges Erlebnis eingeprägt hat. Damals hatte das kleine Kind keine Möglichkeit, dort, wo die Gefühle einen „Bruch“ erleiden, anders zu handeln. Ich frage nach dem Erstellen des Gefühlsfilms, ob diese Abfolge der Gefühle in heutigen Situationen bekannt sei, und fast immer kommt die spontane Antwort: Oh ja! Und nicht selten ist frau/man dieser Abfolge hilflos ausgeliefert. Doch das kann geändert werden!

Es geht darum zu schauen, was damals geholfen hätte am Punkt, wo die Gefühle einen Bruch erlitten und heute – in der Rolle als Erwachsene – in ähnlichen Momenten neu bzw. so zu reagieren, dass die Person in ihre Kraft und in neue Freiheit kommt. Mehrfach durfte ich miterleben, wie sich das bestätigt hat. Ermutigend!

Interessiert? Gerne zeige ich Ihnen, sollten Sie diesbezüglich ein Bedürfnis haben, wie auch Sie das erleben können.

*